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Tagebuch Seite 63
Der Flug zurück & welcome back to Switzerland!
Die Flughafenwelt hier in Bangkok ist uns schon nicht mehr so fremd, sind wir doch vor einem Vierteljahr schon mal hiergewesen. Wir gehen zu den Check-in-Schaltern und sehen uns nach den Schaltern der Lankan Air um. Eigentlich geht es sonst recht gesittet und mit jedem Flughafen der Welt vergleichbar vor. Nur ganz am Ende der Halle (Lankan Air Schalter) sieht es aus, wie auf einem Bazaar (noch viel mehr dieser 1,5 m3-Taschen!) und alles ist recht unkoordiniert und die Leute sind zumeist von offensichtlich indischer Abstammung.

Wir stehen mal (15 m weiter hinten, hinter einem Berg von Gepäck) an und harren der Dinge, die da kommen mögen. Ich mache mich mal auf den Weg nach vorne, um mal nachzusehen, wie lange unsere Wartezeit denn voraussichtlich sein wird. Vorne angekommen ist es recht klar, was hier das Problem ist: „Hand luggage may not be heavier than 5 kg. This limit will be enforced and every item over this weight will be considered an additional piece of luggage“. Da sind also schon andere Leute auf unsere Idee mit dem Handgepäck gekommen… Wir entscheiden uns, mal zu sehen, ob wir (Wir erinnern uns - Westerner dürfen viel, viel mehr als einheimische) ohne Kontrolle durchkommen.

Auf dem (langen, zum Glück sind wir gut zwei Stunden früher beim Flughafen gewesen) Weg zum Schalter entwickeln wir sogar eine weitere Strategie: Chantal ist schwanger, warum sollten wir nicht (dreist wie wir doch sind!) nach einem Upgrade in die Business-Class fragen können? Ein bisschen mehr Beinfreiheit ist sicherlich nicht dem Wohlbefinden von Chantal (und natürlich auch meinem) abträglich!

Wir kommen schlussendlich doch noch beim Schalter an, und es ist, wie wir uns das vorgestellt haben: a) wir werden nicht gebeten, unser Handgepäck (wie sonst alle) auf die Waage zur Kontrolle zu legen, sondern bekommen dazu noch einen Upgrade! (Hehe!) Unsere 1,5 m3-Tasche bringt 37 komma irgendwas auf die Waage und wir wollen schon weitergehen, als uns die Dame hinter dem Schalter fragt, ob wir nicht unsere andere Tasche auch noch als Gepäck aufgeben wollen, denn wir haben nicht mehr nur 40 kg Freigewicht, sondern der höheren Klasse entsprechend 60 kg! Wow! Wir stellen das Ding auf die Waage und das kleine Ding bringt fast 20 kg auf die Waage...ooops! Die Frau hinterm Schalter staunt nicht schlecht, aber da noch in der Limite bucht sie es als weiteres Stück ein und wir können schon weitergehen...

Es bleibt uns nicht mehr viel Zeit, bevor wir abfliegen. Unser Flug, darum war er auch so günstig, geht nicht direkt nach Zürich sondern via Colombo in Sri Lanka. Auch ein schöner Ort zum bleiben, leider haben wir nicht die Zeit dazu und unser Stop-over ist auch nur viereinhalb Stunden lang - von ein bis fünf Uhr morgens (und das ist gerade dann wenn in diesem Land unglaubliche Action angesagt ist...)

Im Duty-free noch die obligate Alkoholika (Gordons, what else?) eingekauft und schon gehen wir Richtung Flieger. Wir sind recht erstaunt darüber, dass wir in einem brandneuen Airbus fliegen. Vollgestopft mit Elektronik und Unterhaltungssysteme freuen wir uns schon auf einen unterhaltsamen Flug. Wir bekommen Sitze direkt an einer Gally und somit mehr als einen Meter Beinfreiheit.

Kurz darauf wird der Flieger bereitgemacht und wir rollen langsam Richtung Piste.

Jetzt, in einigen Augenblicken ist es soweit: Wir verlassen endgültig Thailand und somit Südostasien. Wiederum sehen wir, in eigenen Gedanken versunken, beide stumm zum Fenster raus und fragen uns beide, ob wir dieses Land wieder sehen werden und wenn, wann denn dies sein werden wird.

Die Düsentriebwerke heulen auf, das Flugzeug rollt an und kurz darauf heben wir ab - in eine unbekannte Zukunft. Ciao Asien - zwei Jahre unseres Lebens haben wir bei Dir verbringen dürfen - es war wirklich schön!

Der Flug nach Colombo selbst war, wie man im Englischen so schön sagen kann „utterly uneventful“. Wir steigen um ein Uhr morgens aus dem Flieger und auch zu dieser Tageszeit ist es ziemlich heiss und stickig. Der Flughafen selbst ist eigentlich keiner weiteren Erwähnung wert - recht alt und renovationsbedürftig. Die Zeit schleicht nur so dahin und wir bemühen uns leider umsonst um einen Upgrade bis nach Zürich.

Als wir in den Flieger einsteigen macht Chantal auf ihren Zustand aufmerksam und gleich bekommen wir je eine ganze Sitzreihe zugeteilt. Das ist sogar noch mehr wert, als jede Business-Class, denn hier können wir uns ausstrecken und schlafen.

Es ist bereits 5 Uhr morgens für uns und somit fällt es uns auch nicht schwer, uns einfach hinzulegen und einzuschlafen - irgendwann einmal am nächsten Morgen (nach welcher Zeitrechnung auch immer) wachen wir auf und sehen, dass wir ganz Indien, Iran und einige weitere interessante Länder „verschlafen“ haben und dass wir nur noch 4 Stunden Flug vor uns haben. Nur, es hat uns niemand gesagt, dass sich diese noch dermassen in die Länge ziehen können!

Als wir dann die Alpen sehen, wissen wir, dass es nicht mehr lange gehen kann. Irgendwie sieht diese Welt so fremd aus!

Doch auch diese Zeit vergeht und wir befinden uns kurz darauf schon auf dem Landeanflug auf Zürich Flughafen. Mit der Bordkamera können wir miterleben, was man vom Cockpit aus sehen kann, sogar ein bisschen besser...

Touchdown.

Wir sind da.

Zurück.

Daheim?

Durch die Lautsprecher hören wir, dass die Schweizer Grenzschutzpolizei beim Ausgang des Fliegers Ausweiskontrollen durchführen wird. Warum? Wenn man die Leute nicht vom Flieger lässt, können sie auch kein Asyl stellen. So einfach.

Wir haben kein Problem und werden vom uniformierten Empfangskomitee „mit Verdacht“ entlassen und können, nach der Passkontrolle (wir hatten grosse Angst, dass die Schweizer mich nicht mehr in die Schweiz lassen würden, da mein Pass derart zerfläddert ist und Unmengen von Stempel von Ländern trägt, welche in den Augen von schweizer Zollbehörden als leicht vertrauensunwürdig gelten könnten - anyway, wir hatten wieder mal Glück: Mit einem Wink wurden wir durchgelassen), in die Gepäckempfangshalle gehen. Ziemlich einfach waren unsere Gepäcksstücke zu sehen, denn diese Farben und solch ein Volumen sind nur einmal auf dem Band vorhanden!

Der Zoll gibt sich uninteressiert - oh, Wunder - und schon gehen wir auf diese, genau diese Milchglastüre zu, über deren Aufgehen und was danach folgt schon manche Gedanken gemacht haben.

Sie geht auf und da sind sie, Menschen, welche uns viel bedeuten, mit uns seit unserer Abfahrt in Kontakt standen und - unsere Mütter am meisten - manchmal um uns gebangt haben.

Wir sind wieder da, was jetzt passieren wird, ist uns, wie so oft seit wir zusammen sind, völlig offen. Carpe Diem (Noctem manchmal auch..) ist unser Credo - wer mit uns seit dem Anfang dabei war, wird dies gemerkt haben. Jeder sollte mal Etwas machen, von welchem er sein Leben lang zehren kann. Ob nun nach Asien oder zu Fuss nach Compostela; Machen muss man es bloss noch - es lohnt sich!

Danke für’s Dabeisein und mitlesen, Tsai Tsie!