23.5. - 31.5.00
Tagebuch Seite 61
Koh Tao, die Zweite
Mitten in der Nacht kommen wir in Chumphon an und werden wie so oft von den Fahrern, die auf die Kommission aus sind, abgefangen. Uns ist es eigentlich egal, mit welcher Bootsgesellschaft wir rüber auf die Insel fahren - dieses Mal soll es jedoch das Speedboot sein. Die fünf Stunden Wartezeit zur Abfahrt frühmorgens gehen recht schnell vorüber und schon geht’s wieder aufs Meer hinaus. 

Das letzte Mal hatten wir uns auf der Insel herumgesehen und ein Resort gefunden, welches uns besonders gut gefallen hatte, da es nicht an der Hauptbeach, sondern etwas abseits und ruhig in einer eigenen Bucht gelegen ist. Angekommen in Koh Tao machen wir uns mit einem Pickup direkt auf den Weg.

Luxus pur - für unsere Verhältnisse - erwartet uns dann beim Koh Tao Cottage. Alles ist hochwertig und unsere Hütte präsentiert sich als eines der besten (lower cost) Unterkünfte, welche wir jemals während unserer gesamten Reise gehabt hatten. 

Gleichzeitig sehe ich mich nach einem Tauchshop um, und finde an unserem Strand gleich mehrere, welche jeweils sehr um mich buhlen; Es ist ja schliesslich mehr als genügend Konkurrenz da! Bereits am nächsten Tag geht’s dann schon los mit einer grossen Gruppe Leute, jeder ist cooler und lässiger drauf als der andere und es geht nur noch darum, ob man jenen Shark oder diese Tiefe schon mal gesehen oder erlebt hat. An einer der vielen Tauchsites um Koh Tao angekommen, sind dann bereits mehrere andere Boote schon dort und unter Wasser ist die „einsame Idylle“ schon längst vorbei. An dieser Tauchsite sind über 50 Leute. Aber auch das ist, angesichts der Menschenmengen, welche nur zum Tauchen nach Koh Tao kommen, vorauszusehen. 

Was dann aber unter Wasser so ablief, geht unter keine Kuhhaut. Die Boote lassen Ihre Anker direkt auf den Felsen mit den Korallen ab und zerstören so ganze Korallenbäume auf einmal. Aber es bleibt nicht bei dem: Die „speziell ausgebildeten“ Divemaster, welche für einen minimalen Schaden an der Meeresfauna durch die Besucher sorgen sollten, gehen selbst mit der Fauna um, als wüchsen Korallen über nacht - Der Divemaster meiner Gruppe hackte gleich mehrere Äste ab. (Von den anderen Tauchern ganz zu schweigen...) Umweltschutz und Zurückhaltung, auf den Perhentian Inseln sehr gross geschrieben, ist hier der Geldgierde der Thai-Veranstalter komplett gewichen. Alles in allem waren meine ersten zwei Tauchgänge eine Katastrophe, abgesehen davon, dass im Vergleich zu den Perhentian Inseln hier die Fauna tot ist. Alles ist grau und der herumliegende Abfall ist extrem. Definitiv kein Spass mehr und nicht das Geld wert! 

Das kann es ja nicht sein, sagte ich mir. Ich will nicht wie an einer Animation vom Club Med von einer Site zur nächsten gejagt werden, wie Vieh getreiben, der Natur nicht Acht gebend das Geld abgenommen bekommen! Per Zufall entdecke ich, dass unser Resort ein eigenes kleines Boot hat und einen Divemaster hat. Zudem sind die Preise so gestaltet, dass ich hier einen Teil der Kosten bei unserer Unterkunft abziehen kann. Auf Nachfrage stellt sich dann heraus, dass ich auf Tage hinaus der Einzige wäre, der mit dem Boot und dem Divemaster rausgehen würde. Ich treffe mich mit dem Divemaster und er würde mit mir rauskommen, auch wenn wir die einzigen wären - das würde sich zwar für ihn finanziell nicht besonders lohnen, aber spass mache es sicher und das sei ja die Hauptsache. 

Gesagt, getan. Auf einmal habe ich die Flexibilität, zu einer von mir bestimmten Divesite zu gehen und dann dort das anzusehen, was ich gerne sehen möchte. Die totale Freiheit! Die Zerstörung der Unterwasserfauna bleibt, aber ich kann mir zumindest Unterwasserhügel ansehen, welche weiter entfernt liegen und so nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen wurden, da sie nicht so gross sind und so nicht für grosse Gruppen geeignet sind. So sollte Tauchen sein! 

Die Nachmittage verbringen wir zusammen am Strand und fröhnen - wie so oft in den letzten 2 Jahren - dem Nichtstun. Chantal ist inzwischen sehr schwanger (Unser Kind bewegt sich schon!) und freut sich, den ganzen Tag nur am Strand zu liegen und die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Gemäss unserem Schwangerschaftsbuch soll die Sonne dem Kind mindestens soviel bringen, wie der Mutter. Soll uns nur recht sein! 

Leider geht in den letzten Monaten die Zeit immer schneller vorbei und wir spüren dies besonders in unseren letzten Tagen unserer Reise. Schweren Herzens verabschieden wir uns zum letzten Mal von Koh Tao und machen uns mit dem Boot wieder auf den Weg zurück auf’s Festland und damit zu unseren letzten Tagen in Asien.