10.5. - 22.5.00
Tagebuch Seite 60
Kuala Lumpur & Die Grosse Rundreise

Wir lassen uns von einem Taxi zum Bahnhof bringen und warten, bis wir auf den Bahnsteig gelassen werden. Als Erstes müssen wir wieder einige Papiere ausfüllen, dann erst können wir in den Wagen einsteigen. Wiederum fahren wir auf die Minute genau in die Nacht hinein ab. Nach den Zollposten – die Malaysier kamen erst gar nicht in den Zug und liessen uns somit ohne Stempel ins Land – wurde es im Wagen sehr bald ruhig, denn wir sollten um 5 Uhr Morgens in Kuala Lumpur ankommen. Wir wissen nicht mehr, was wir von einer solchen Zeitangabe halten sollen, denn es besteht doch tatsächlich die Chance, dass der Zug wirklich um diese Zeit ankommt, denn Malaysia scheint schon fortgeschritten genug, dass Züge mit einer Stunde plus oder minus am Zielbahnhof ankommen!

Tatsächlich: Wir kommen um knapp 6 Uhr Morgens in der Hauptstadt Malaysias an. Die Nacht war nicht besonders schlaffördernd gewesen, denn die Klimaanlage des Wagens muss einen Schwächeanfall gehabt haben – der Schlaf kam ob der Hitze und dicken Luft leider nur sehr schwer. 

Wir essen erst mal was und suchen dann ein Taxi. Schnell sind ein paar Jungs mit ihren Fahrzeugen bereit und wollen uns mitnehmen – die Preise jedoch sind astronomisch. In Khota Bharu war es so schön, einsehbare Fixpreise für die Fahrten und offizielle Taxistände, warum auch nicht hier? Nach einer kurzen Suche finden wir dann tatsächlich den offiziellen Taxistand und lassen uns für einen recht günstigen Preis in das Chinesische Viertel bringen. Dort angekommen sind die Unterbringungsmöglichkeiten recht beschränkt und die Strassen sind für die Tageszeit sehr unbelebt. Nur die Hotelschlepper sind wie überall aktiv. Die verfügbaren „Backpackers“ sind von einer dermassen schlechten Qualität bei gleichzeitig hohen Preisen, dass wir für das beste Angebot des Platzes bei einem Stundenhotel landen. Alles stimmt hier – Sauberkeit, Klima, Warmwasser, Telefon und das muslim-angehauchte Kabelfernsehen. Wir sind recht übernächtigt und legen uns gleich nach einer warmen Dusche in die naturgemäss recht durchgelegenen Betten

Ein paar Stunden später wachen wir, leider nicht sehr viel besser beieinander als vorher, auf. Die Strasse, an der unser Hotel liegt, ist kaum mehr erkennbar. Ähnlich Patpong in Bangkok stehen entlang den Häusern und mitten auf der Strasse hunderte von Verkaufsständen. Sie verkaufen sogar die gleiche Ware: Kopierte Dinge aller Art. Die Preise sind gleich attraktiv, wie in Singapur und bei einigen Dingen wie z.B. VCD’s um bis zur Hälfte günstiger! Wir heben uns jedoch das Einkaufen auf Später auf und gehen erst mal die Stadt erkunden.

Es gibt schon einige Dinge, welche auf die Staatsreligion hinweisen, wie zum Beispiel eine alte, kleine Moschee beim Zusammenfluss zweier Flüsse mitten in der Stadt, Hochhäuser mit Arabischen Ornamenten oder den überall anzutreffenden Arabischen Schrift. Insgesamt aber gibt sich die Stadt recht weltoffen. In gewisse Gebiete wurde recht viel Geld gesteckt, damit eine Art „Ambiente des Vergangenen“ entsteht. Es gelingt jedoch nur zum Teil und wir fragen uns nach einem Nachmittag Herumwandern, warum Kuala Lumpur so stark als Kultur-Touristendestination beworben wird, gibt es hier doch nur beschränkt für den westlichen Touristen interessantes zu sehen. Wie immer gilt auch in dieser Stadt: Mit einem dicken Portemonnaie gibt’s auch hier viel einzukaufen. 

Chantal kann inzwischen nicht mehr stundenlang in der prallen Sonne herumwandern und so kommt es, dass wir einen Teil des Nachmittages im klimatisierten Zimmer verbringen, bis wir uns am Abend in die Menge entlang unserer Strasse (Jalang Petaling) stürzen und mal sehen, was es da genau gibt. Mit ein bisschen mehr im Budget würden wir hier eine Menge Dinge kaufen: Uhren, Taschen, unnütze kleine Gadgets (Andrew) und jede menge Filme auf VCD. Nach einem ganzen Abend Windowshopping und gutem Essen von den Strassenständen haben wir es bloss auf drei Filme gebracht... Wir müssen bald mal wieder zurückkommen, wenn wir wieder Geld verdienen!

Eine grosse Überraschung war es aber dann schon, als Pierre-Marc, mit welchem wir unsere Wohnung über Neujahr getauscht hatten und so zu einem Wunderschönen Millenium in Laos gekommen sind, uns ein Abschiedsemail aus – woher denn wohl? – Kuala Lumpur sandte und sagte, er werde innert einigen Tagen wieder nach Frankreich fliegen. Mit nochmals einer Serie Emails hatten wir uns dann schon verabredet. „Die Welt ist schon klein“ – Wahrlich!

Wir indes besuchen zwei der Wahrzeichen von KL. Nummer Eins und wahrscheinlich das Berühmteste Bauwerk Südostasiens sind die Petronas-Zwillingstürme. Die staatliche Ölgesellschaft hat sich mit diesen zwei Gebäuden vorgenommen, den Rekord des höchsten Gebäudes der Welt an sich zu reissen. Leider ist es nicht ganz klar, ob es wirklich denn so ist, denn es gibt leider verschiedene Methoden der Messung. Nichts desto trotz sind die in Edelstahl gehaltenen und nach einem traditionellen Arabischen Muster empfundenen Gebäude eindrucksvoll. Leider konnte man, als wir dort waren, nicht auf die Türme hinauf. (Wiederum danke an Herrn Murphy, denn am Tag, als wir KL verliessen, eröffnete Petronas die Besuchertribühne auf einem der höchsten Stöcke des Gebäudes...) Das stellte aber kein grösseres Problem dar, denn in der Nähe gibt’s einen Fernsehturm (Menara), auf welchen wir hinaufkönnen, um die Stadt mal von Oben zu inspizieren. Recht schön gemacht ist das Aussichtsdeck, obwohl uns seit Moskau die in den Boden eingelassenen Glasplatten und das leichte, spürbare Schwanken des Turmes als Adrenalinkick fehlt. Zumindest hatten wir im Hinterkopf, dass ein Teil der Arbeiten, wie zum Beispiel die Spiegellifthalle, von „unseren Islamischen Brüdern aus Iran“ dem Bau beigesteuert wurden... Wir sind in einem Stück wieder die 400-irgendwas Meter runtergekommen (kein Spass mit diesen Fuzzy-Logic Liften mehr, bei denen man weden Beschleunigung oder Bremsung spüren kann!)

Auch in Kuala Lumpur ist das Essen in der Regel nicht günstig. Stören tut uns das aber kaum, denn die billigen Orte sind genau dort, wo es Food gibt, von dem wir kaum genug bekommen können: Curries, Rotis, Teh Tarik (Äusserst heisser Tee mit Milch, der wie der Name schon sagt (Teh = Tee, Tarik = Ziehen) über einen Meter durch die Luft fliegt, bevor er im Glas landet und so eine schäumige Brühe ergibt – das Nonplusultra gegen den Durst und schlägt an einem heissen Tag jede Cola & Co.!) und Konsorten. Chantal, weil schwanger, darf leider keine scharfen Curries mehr essen, aber zum Glück gibt’s ja nicht nur scharfe Gerichte. Mjam!

Nachdem wir unseren Freund verabschiedet haben und uns schon auf ein Zusammenkommen in Europa mit seiner Laotischen Freundin, welche im September nach Frankreich zum Studieren kommt, zieht es uns wieder weiter. Wir möchten wieder an den Strand; Unsere Hautfarbe ist erbärmlich weiss! Keiner wird uns glauben, dass wir ganze zwei Jahre an der Sonne in Asien waren! Wir wollen nach Südthailand, jedoch dieses Mal an die Westküste. Schnell sind die Tickets für den Zug nach Had Yai in Thailand gekauft und am gleichen Abend geht es schon los.

Früh am Morgen: Had Yai, schon mehrfach vorbeigekommen, die südlichste, grössere Stadt, liegt an einer Eisenbahn-Verzweigung, von welcher aus man entweder von Osten oder von Westen etwas südlich in Malaysia eintauchen kann. Wir sind jedoch noch nie hier ausgestiegen. Wir möchten, wenn’s geht, gleich weiterfahren und suchen mit der Hilfe eines Fahrers nach einem Bus zur Küste, von wo aus wir dann weiter entscheiden können, wohin es denn genau gehen soll. Einzige Bedingung: Tauchen sollte dort möglich sein. 

Wir sitzen recht bald in einem Minibus nach Trang, einer Provinzhaupstadt im Osten. Die Fahrt dorthin ist wieder einmal sehr vom guten Willen Buddah’s überwacht. Es grenzt an ein Wunder, dass wir keine Kollision hatten. (Statistisch gesehen waren wir MEHR auf der Gegenfahrbahn als auf der Eigenen!) Auf der Fahrt wurde das Wetter sukzessive schlechter und die Temperaturen fielen... Trang selbst war zwar kühl, windig und grau verhangen, aber zumindest konnten wir uns regenfrei nach den Möglichkeiten an der Küste und den davorliegenden Inseln erkundigen. Was dabei hervorkam überraschte uns ziemlich: Kein einiziger Tauchshop ist an dieser Küste bis auf Koh Samui (Wo wir aber nicht hinwollen) ist offen und die rauhe See verhindert das Übersetzen auf so manche Insel. Dieser Zustand werde wohl noch einige Wochen anhalten, denn dies sei halt das Wetter in dieser Saison.

UUAAH! Wir stehen mitten im Nichts, mindestens 4-5 Stunden Reise in irgend eine Richtung und hier an dieser Küste sieht es bös aus für unseren Wunsch, am Strand liegend braun zu werden (höchstens braun vom Staub aus den Wolldecken, welche wir in der Nacht benötigen werden!) Unsere Stimmung ist auf einem Tiefpunkt.

Nach nur Kurzer Beratung entschliessen wir uns, wieder auf die Perhentian Inseln zu fahren (5 Stunden nach Hat Yai, 8-9 Stunden bis Sungai Kolok, 2 Stunden bis Kota Bharu, 2 Stunden nach Kuala Besut und schlussendlich 1-2 Stunden auf die Insel per Boot – 20 Stunden Reisezeit). Heute erscheint diese Idee und die damit verbundene Reisezeit irrwitzig, in jenem Moment war es jedoch eine Sache von, „Was hälst Du davon? Hmm, schon ein bisschen weit, aber .... ok, let’s go.“ war.

Innert einer weiteren Stunde haben wir einen Bus gefunden, der uns durch den inzwischen starken Regen wieder nach Hat Yai bringt. Es ist späterer Abend, als wir im immer noch strömenden Regen ankommen. Leider ist es bereits zu spät, um ein Ticket nach Sungai Kolok zu kaufen – trotz Computertechnik ist der Schalter für Tickets erbarmungslos ab 19 Uhr geschlossen und so müssen wir nach einer Unterkunft für die Nacht suchen. 

Am nächsten Morgen geht’s nach einem Reservationsanruf zu unseren Freunden auf der Insel (wir haben keinen Bock auf’s Zelt) auf die recht langweilige, topfebene und holprige Fahrt zur Grenze. Zum Glück haben wir Walkmänner und gute (kopierte) Tapes dabei. Eigentlich ist es erstaunlich, von welch guter Qualität die Dinge hier manchmal sind.... Unsere Walkmans (Autoreverse, Megabass – It’s not a Trick, It’s a ONLY (Only mit den Buchstaben von Sony)) für Fr. 2.40 aus Vietnam (bzw. China) sind immer noch voll dabei, obwohl meiner ob der ewigen Benutzung (& Staub, Feuchtigkeit, Stösse und „miscellaneous travel abuse“) inzwischen Gleichlaufschwankungen aufweist – die Qualität der Tapes ist ja auch nicht die Beste…

Nach nur 24h in Thailand stehen wir wieder an der Grenze zu Malaysia und lassen uns von einem erstaunten Zöllner wieder aus Thailand rausstempeln. Mit einem altersschwachen Mercedes geht’s via Kota Bharu zum Hafen und per Boot raus auf die Insel. Gross ist das Erstaunen bei unseren Freunden und den Leuten, die wir dort kennen, als wir wieder dort ankommen. Die Insel präsentiert sich wieder von seiner schönsten Seite mit all den weissen Stränden, blauem Himmel und tiefblauem Meer. Ich entschliesse mich nicht einfach tauchen zu gehen, sondern den „Advanced“ Kurs für „Openwater Divers“ zu absolvieren. Es gibt in der Nähe der Insel ein Wrack, welches ich gerne betauchen möchte und für dieses ist es notwendig, mehr Ausbildung zu haben.

Chantal ist wieder mit der Aufgabe betreut, am Strand aufzupassen, dass die Sonne nicht vom Himmel fällt und dass die Wellen gleichmässig am Strand ankommen. Wahrlich ein Hartes Los, welches Chantal mit Würde trägt…

Weitere 8 Tage vergehen wie im Flug und wir werden tatsächlich ein bisschen braun dabei! Immer wieder wird uns schmerzlich bewusst, wie bald wir wieder heim müssen. Einerseits freuen wir uns, wieder zurück zu gehen, andererseits fühlen wir uns hier in Asien recht wohl und würden gerne auch hier eine Existenz aufbauen. Vorläufig ist es aber sicher die Schweiz und mal sehen, wie wir uns fühlen, wenn wir dort angekommen sind. 

Ach, ja, das Wrack: Cool! Ein Landungsfahrzeug der Japaner aus dem zweiten Weltkrieg und bietet mit seiner grossen Ladefläche, weil auf dem Rücken liegend, eine brilliant grosse Kaverne, in welche man eindringen kann. Auf 32 Meter Tiefe, ausgerüstet mit einer Taschenlampe sah es im Rumpf des Bootes fast so aus, wie man es von Filmen her kennt – spooky!

Wir verabschieden uns endgültig von der Tauchshopcrew und unseren Freunden und hoffen, dass wir sie in Europa wiedersehen werden. Ein bisschen schwer wird es uns schon ums Herz, als wir die Perhentian-Inseln endgültig verlassen. Schön sind sie und wir hoffen, dass sich die Malaysier mit der Entwicklung noch zurückhalten können, es wäre schade, würde das gleiche hier passieren, was in Thailand schon Realität ist!

Und wieder machen wir uns auf den schon mehrfach beschriebenen Weg nach Thailand. In Sungai Kolok können wir (welch Wunder) gleich ein Ticket für einen Zug nach Chumphon kaufen, mit Umsteigen – wo? Wo denn sonst? – in Hat Yai, denn wir haben uns entschieden, unsere letzten Tage unserer Reise auf der Insel Koh Tao zu verbringen. Nicht weit von Bangkok entfernt, ideal für’s Tauchen und nicht überlaufen oder zu lärmig – genau das, was wir brauchen. Seeya!