Wir
lassen uns von einem Taxi zum Bahnhof bringen und warten, bis wir auf den
Bahnsteig gelassen werden. Als Erstes müssen wir wieder einige Papiere
ausfüllen, dann erst können wir in den Wagen einsteigen. Wiederum fahren wir
auf die Minute genau in die Nacht hinein ab. Nach den Zollposten – die
Malaysier kamen erst gar nicht in den Zug und liessen uns somit ohne Stempel
ins Land – wurde es im Wagen sehr bald ruhig, denn wir sollten um 5 Uhr Morgens
in Kuala Lumpur ankommen. Wir wissen nicht mehr, was wir von einer solchen
Zeitangabe halten sollen, denn es besteht doch tatsächlich die Chance, dass der
Zug wirklich um diese Zeit ankommt, denn Malaysia scheint schon fortgeschritten
genug, dass Züge mit einer Stunde plus oder minus am Zielbahnhof ankommen!
Tatsächlich:
Wir kommen um knapp 6 Uhr Morgens in der Hauptstadt Malaysias an. Die Nacht war
nicht besonders schlaffördernd gewesen, denn die Klimaanlage des Wagens muss
einen Schwächeanfall gehabt haben – der Schlaf kam ob der Hitze und dicken Luft
leider nur sehr schwer.
Wir
essen erst mal was und suchen dann ein Taxi. Schnell sind ein paar Jungs mit
ihren Fahrzeugen bereit und wollen uns mitnehmen – die Preise jedoch sind
astronomisch. In Khota Bharu war es so schön, einsehbare Fixpreise für die
Fahrten und offizielle Taxistände, warum auch nicht hier? Nach einer kurzen
Suche finden wir dann tatsächlich den offiziellen Taxistand und lassen uns für
einen recht günstigen Preis in das Chinesische Viertel bringen. Dort angekommen
sind die Unterbringungsmöglichkeiten recht beschränkt und die Strassen sind für
die Tageszeit sehr unbelebt. Nur die Hotelschlepper sind wie überall aktiv. Die
verfügbaren „Backpackers“ sind von einer dermassen schlechten Qualität bei
gleichzeitig hohen Preisen, dass wir für das beste Angebot des Platzes bei
einem Stundenhotel landen. Alles stimmt hier – Sauberkeit, Klima, Warmwasser,
Telefon und das muslim-angehauchte Kabelfernsehen. Wir sind recht übernächtigt
und legen uns gleich nach einer warmen Dusche in die naturgemäss recht
durchgelegenen Betten
Ein
paar Stunden später wachen wir, leider nicht sehr viel besser beieinander als
vorher, auf. Die Strasse, an der unser Hotel liegt, ist kaum mehr erkennbar.
Ähnlich Patpong in Bangkok stehen entlang den Häusern und mitten auf der
Strasse hunderte von Verkaufsständen. Sie verkaufen sogar die gleiche Ware:
Kopierte Dinge aller Art. Die Preise sind gleich attraktiv, wie in Singapur und
bei einigen Dingen wie z.B. VCD’s um bis zur Hälfte günstiger! Wir heben uns
jedoch das Einkaufen auf Später auf und gehen erst mal die Stadt erkunden.
Es
gibt schon einige Dinge, welche auf die Staatsreligion hinweisen, wie zum Beispiel
eine alte, kleine Moschee beim Zusammenfluss zweier Flüsse mitten in der Stadt,
Hochhäuser mit Arabischen Ornamenten oder den überall anzutreffenden Arabischen
Schrift. Insgesamt aber gibt sich die Stadt recht weltoffen. In gewisse Gebiete
wurde recht viel Geld gesteckt, damit eine Art „Ambiente des Vergangenen“
entsteht. Es gelingt jedoch nur zum Teil und wir fragen uns nach einem
Nachmittag Herumwandern, warum Kuala Lumpur so stark als
Kultur-Touristendestination beworben wird, gibt es hier doch nur beschränkt für
den westlichen Touristen interessantes zu sehen. Wie immer gilt auch in dieser
Stadt: Mit einem dicken Portemonnaie gibt’s auch hier viel einzukaufen.
Chantal
kann inzwischen nicht mehr stundenlang in der prallen Sonne herumwandern und so
kommt es, dass wir einen Teil des Nachmittages im klimatisierten Zimmer
verbringen, bis wir uns am Abend in die Menge entlang unserer Strasse (Jalang
Petaling) stürzen und mal sehen, was es da genau gibt. Mit ein bisschen mehr im
Budget würden wir hier eine Menge Dinge kaufen: Uhren, Taschen, unnütze kleine
Gadgets (Andrew) und jede menge Filme auf VCD. Nach einem ganzen Abend
Windowshopping und gutem Essen von den Strassenständen haben wir es bloss auf
drei Filme gebracht... Wir müssen bald mal wieder zurückkommen, wenn wir wieder
Geld verdienen!
Eine
grosse Überraschung war es aber dann schon, als Pierre-Marc, mit welchem wir
unsere Wohnung über Neujahr getauscht hatten und so zu einem Wunderschönen
Millenium in Laos gekommen sind, uns ein Abschiedsemail aus – woher denn wohl?
– Kuala Lumpur sandte und sagte, er werde innert einigen Tagen wieder nach
Frankreich fliegen. Mit nochmals einer Serie Emails hatten wir uns dann schon
verabredet. „Die Welt ist schon klein“ – Wahrlich!
Wir
indes besuchen zwei der Wahrzeichen von KL. Nummer Eins und wahrscheinlich das
Berühmteste Bauwerk Südostasiens sind die Petronas-Zwillingstürme. Die
staatliche Ölgesellschaft hat sich mit diesen zwei Gebäuden vorgenommen, den
Rekord des höchsten Gebäudes der Welt an sich zu reissen. Leider ist es nicht
ganz klar, ob es wirklich denn so ist, denn es gibt leider verschiedene
Methoden der Messung. Nichts desto trotz sind die in Edelstahl gehaltenen und
nach einem traditionellen Arabischen Muster empfundenen Gebäude eindrucksvoll.
Leider konnte man, als wir dort waren, nicht auf die Türme hinauf. (Wiederum
danke an Herrn Murphy, denn am Tag, als wir KL verliessen, eröffnete Petronas
die Besuchertribühne auf einem der höchsten Stöcke des Gebäudes...) Das stellte
aber kein grösseres Problem dar, denn in der Nähe gibt’s einen Fernsehturm
(Menara), auf welchen wir hinaufkönnen, um die Stadt mal von Oben zu
inspizieren. Recht schön gemacht ist das Aussichtsdeck, obwohl uns seit Moskau
die in den Boden eingelassenen Glasplatten und das leichte, spürbare Schwanken
des Turmes als Adrenalinkick fehlt. Zumindest hatten wir im Hinterkopf, dass
ein Teil der Arbeiten, wie zum Beispiel die Spiegellifthalle, von „unseren
Islamischen Brüdern aus Iran“ dem Bau beigesteuert wurden... Wir sind in einem
Stück wieder die 400-irgendwas Meter runtergekommen (kein Spass mit diesen
Fuzzy-Logic Liften mehr, bei denen man weden Beschleunigung oder Bremsung
spüren kann!)
Auch
in Kuala Lumpur ist das Essen in der Regel nicht günstig. Stören tut uns das
aber kaum, denn die billigen Orte sind genau dort, wo es Food gibt, von dem wir
kaum genug bekommen können: Curries, Rotis, Teh Tarik (Äusserst heisser Tee mit
Milch, der wie der Name schon sagt (Teh = Tee, Tarik = Ziehen) über einen Meter
durch die Luft fliegt, bevor er im Glas landet und so eine schäumige Brühe
ergibt – das Nonplusultra gegen den Durst und schlägt an einem heissen Tag jede
Cola & Co.!) und Konsorten. Chantal, weil schwanger, darf leider keine
scharfen Curries mehr essen, aber zum Glück gibt’s ja nicht nur scharfe
Gerichte. Mjam!
Nachdem
wir unseren Freund verabschiedet haben und uns schon auf ein Zusammenkommen in
Europa mit seiner Laotischen Freundin, welche im September nach Frankreich zum
Studieren kommt, zieht es uns wieder weiter. Wir möchten wieder an den Strand;
Unsere Hautfarbe ist erbärmlich weiss! Keiner wird uns glauben, dass wir ganze
zwei Jahre an der Sonne in Asien waren! Wir wollen nach Südthailand, jedoch
dieses Mal an die Westküste. Schnell sind die Tickets für den Zug nach Had Yai
in Thailand gekauft und am gleichen Abend geht es schon los.
Früh
am Morgen: Had Yai, schon mehrfach vorbeigekommen, die südlichste, grössere
Stadt, liegt an einer Eisenbahn-Verzweigung, von welcher aus man entweder von
Osten oder von Westen etwas südlich in Malaysia eintauchen kann. Wir sind
jedoch noch nie hier ausgestiegen. Wir möchten, wenn’s geht, gleich
weiterfahren und suchen mit der Hilfe eines Fahrers nach einem Bus zur Küste,
von wo aus wir dann weiter entscheiden können, wohin es denn genau gehen soll.
Einzige Bedingung: Tauchen sollte dort möglich sein.
Wir
sitzen recht bald in einem Minibus nach Trang, einer Provinzhaupstadt im Osten.
Die Fahrt dorthin ist wieder einmal sehr vom guten Willen Buddah’s überwacht.
Es grenzt an ein Wunder, dass wir keine Kollision hatten. (Statistisch gesehen
waren wir MEHR auf der Gegenfahrbahn als auf der Eigenen!) Auf der Fahrt wurde
das Wetter sukzessive schlechter und die Temperaturen fielen... Trang selbst
war zwar kühl, windig und grau verhangen, aber zumindest konnten wir uns
regenfrei nach den Möglichkeiten an der Küste und den davorliegenden Inseln
erkundigen. Was dabei hervorkam überraschte uns ziemlich: Kein einiziger
Tauchshop ist an dieser Küste bis auf Koh Samui (Wo wir aber nicht hinwollen)
ist offen und die rauhe See verhindert das Übersetzen auf so manche Insel.
Dieser Zustand werde wohl noch einige Wochen anhalten, denn dies sei halt das
Wetter in dieser Saison.
UUAAH!
Wir stehen mitten im Nichts, mindestens 4-5 Stunden Reise in irgend eine Richtung
und hier an dieser Küste sieht es bös aus für unseren Wunsch, am Strand liegend
braun zu werden (höchstens braun vom Staub aus den Wolldecken, welche wir in
der Nacht benötigen werden!) Unsere Stimmung ist auf einem Tiefpunkt.
Nach
nur Kurzer Beratung entschliessen wir uns, wieder auf die Perhentian Inseln zu
fahren (5 Stunden nach Hat Yai, 8-9 Stunden bis Sungai Kolok, 2 Stunden bis
Kota Bharu, 2 Stunden nach Kuala Besut und schlussendlich 1-2 Stunden auf die
Insel per Boot – 20 Stunden Reisezeit). Heute erscheint diese Idee und die
damit verbundene Reisezeit irrwitzig, in jenem Moment war es jedoch eine Sache
von, „Was hälst Du davon? Hmm, schon ein bisschen weit, aber .... ok, let’s
go.“ war.
Innert
einer weiteren Stunde haben wir einen Bus gefunden, der uns durch den
inzwischen starken Regen wieder nach Hat Yai bringt. Es ist späterer Abend, als
wir im immer noch strömenden Regen ankommen. Leider ist es bereits zu spät, um
ein Ticket nach Sungai Kolok zu kaufen – trotz Computertechnik ist der Schalter
für Tickets erbarmungslos ab 19 Uhr geschlossen und so müssen wir nach einer
Unterkunft für die Nacht suchen.
Am
nächsten Morgen geht’s nach einem Reservationsanruf zu unseren Freunden auf der
Insel (wir haben keinen Bock auf’s Zelt) auf die recht langweilige, topfebene
und holprige Fahrt zur Grenze. Zum Glück haben wir Walkmänner und gute
(kopierte) Tapes dabei. Eigentlich ist es erstaunlich, von welch guter Qualität
die Dinge hier manchmal sind.... Unsere Walkmans (Autoreverse, Megabass – It’s
not a Trick, It’s a ONLY (Only mit den Buchstaben von Sony)) für Fr. 2.40 aus
Vietnam (bzw. China) sind immer noch voll dabei, obwohl meiner ob der ewigen
Benutzung (& Staub, Feuchtigkeit, Stösse und „miscellaneous travel abuse“)
inzwischen Gleichlaufschwankungen aufweist – die Qualität der Tapes ist ja auch
nicht die Beste…
Nach
nur 24h in Thailand stehen wir wieder an der Grenze zu Malaysia und lassen uns
von einem erstaunten Zöllner wieder aus Thailand rausstempeln. Mit einem
altersschwachen Mercedes geht’s via Kota Bharu zum Hafen und per Boot raus auf
die Insel. Gross ist das Erstaunen bei unseren Freunden und den Leuten, die wir
dort kennen, als wir wieder dort ankommen. Die Insel präsentiert sich wieder
von seiner schönsten Seite mit all den weissen Stränden, blauem Himmel und
tiefblauem Meer. Ich entschliesse mich nicht einfach tauchen zu gehen, sondern
den „Advanced“ Kurs für „Openwater Divers“ zu absolvieren. Es gibt in der Nähe
der Insel ein Wrack, welches ich gerne betauchen möchte und für dieses ist es
notwendig, mehr Ausbildung zu haben.
Chantal
ist wieder mit der Aufgabe betreut, am Strand aufzupassen, dass die Sonne nicht
vom Himmel fällt und dass die Wellen gleichmässig am Strand ankommen. Wahrlich
ein Hartes Los, welches Chantal mit Würde trägt…
Weitere
8 Tage vergehen wie im Flug und wir werden tatsächlich ein bisschen braun
dabei! Immer wieder wird uns schmerzlich bewusst, wie bald wir wieder heim
müssen. Einerseits freuen wir uns, wieder zurück zu gehen, andererseits fühlen
wir uns hier in Asien recht wohl und würden gerne auch hier eine Existenz
aufbauen. Vorläufig ist es aber sicher die Schweiz und mal sehen, wie wir uns
fühlen, wenn wir dort angekommen sind.
Ach,
ja, das Wrack: Cool! Ein Landungsfahrzeug der Japaner aus dem zweiten Weltkrieg
und bietet mit seiner grossen Ladefläche, weil auf dem Rücken liegend, eine
brilliant grosse Kaverne, in welche man eindringen kann. Auf 32 Meter Tiefe,
ausgerüstet mit einer Taschenlampe sah es im Rumpf des Bootes fast so aus, wie
man es von Filmen her kennt – spooky!
Wir
verabschieden uns endgültig von der Tauchshopcrew und unseren Freunden und
hoffen, dass wir sie in Europa wiedersehen werden. Ein bisschen schwer wird es
uns schon ums Herz, als wir die Perhentian-Inseln endgültig verlassen. Schön
sind sie und wir hoffen, dass sich die Malaysier mit der Entwicklung noch
zurückhalten können, es wäre schade, würde das gleiche hier passieren, was in
Thailand schon Realität ist!
Und wieder machen wir uns auf den schon mehrfach
beschriebenen Weg nach Thailand. In Sungai Kolok können wir (welch Wunder)
gleich ein Ticket für einen Zug nach Chumphon kaufen, mit Umsteigen – wo? Wo
denn sonst? – in Hat Yai, denn wir haben uns entschieden, unsere letzten Tage
unserer Reise auf der Insel Koh Tao zu verbringen. Nicht weit von Bangkok
entfernt, ideal für’s Tauchen und nicht überlaufen oder zu lärmig – genau das,
was wir brauchen. Seeya!
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