Warum
immer die Zeit so schnell vergeht, wissen nur die Götter. Unsere letzten
Tage in der wunderbar bequemen Wohnung und in Thailand sind angebrochen. am
30. werden die Packmänner kommen, um die Wohnung in Schachteln zu
verpacken. Um die voraussichtlich noch freibleibenden Kubikmeter im
Container zu füllen, gehen wir mit Carmen zum sehr bekannten und
"touristisch" aufgepäppelten "Chatutschak Weekend
Market".
Wie
der Name es schon andeutet, wird hier nur am Wochenende verkauft und
gehandelt. Für uns kommt jedoch kein "Markt"-Feeling auf, denn
jeder "Stand" ist eine Art abschliessbares Kabäuschen - manche
haben Glaswände hochgezogen und die sich daraus ergebenden 6m³ auf
"Thai-Standard" 16° (maximale Kühlung) klimatisiert. Chatutschak
ist gross und bietet alles vom kitschigsten Tinnef zu recht authentisch
aussehenden antiken, geschnitzten Truhen aus Burma von "Smok ur
gandscha"-T-shirts bis wunderschöner Seide. Guter Ort zum shoppen,
aber schwierig wirklich schöne Sachen zu einem angemessenen Preis zu
bekommen, denn Thais schoppen hier kaum und die "farangs" kreieren
eine eigene "oh, 40 USD ist ja überhaupt nicht teuer!"-künstliche
Preiszone. Carmen hat aber ihre Freude daran und schoppt gleich einen halben
m³ Kleinzeugs, zwei Tische und einen alten Chinesischen Schrank, die vor
dem 30. frei ins Haus geliefert werden. Wir haben ihr versprochen, uns um
die Packleute zu kümmern, denn Carmen muss arbeiten und wir sind mit
unserer Arbeitssuche noch nicht erfolgreich gewesen.
Wir
müssen spätestens am 4.10. das Land verlassen, denn der Verlängerungsstempel
unseres Visas beschreibt unsere Situation mehr als deutlich: "Holder
must leave the kingdom within the date specified herein, offenders will be
prosecuted according to Thai immigration law."
Bevor
wir gehen will uns Carmen noch in zwei Restaurants einladen: Eines davon, das "Harmonique" ist den Tip hier
wert. In einer kleinen Soi an der Charoenkrung in der Nähe der GPO wird man
beim Eintreten in das alte, chinesische Haus vom Besitzer persönlich
empfangen und durch verschiedene wunderschön dekorierte Räume zu einer Art
kleinen Innenhof geleitet. Die ganze Atmosphäre ist ein gelungener Mix
zwischen "kolonialem"-"chinesischem" Townhouse und nur
schon für das lohnt es sich hierherzukommen. Wenn man dann aber die von der
Frau des Besitzers gezauberten, äusserst feinfühligen und delikaten
Thai-Gerichte probiert, fragt man sich, was denn an diesen "Real &
authentic Thai Food"-Gerichten, die man sonst bekommt, so authentisch
gewesen ist (Vielleicht war das MSG und die Suppenbasis authentisch Maggi?).
Als dann die Rechnung kam, waren wir wirklich überrascht: All dieses
Ambiente und dieser gute Food für einen dermassen realistischen Preis? Wir
kommen ganz sicher wieder!
Wir
dirigieren die Packleute, welche innert 3 Tagen jedes und alles in der
Wohnung in Seidenpapier einwickeln, in Kartons packen und in den
Seecontainer verstauen, welcher unten an der Strasse steht. Komisch, wie die
Wohnung nun aussieht, so leer. Am letzten Morgen bringen wir einen Rucksack
mit den "non-essencial"-Sachen zu Carmens neuer, temporärer
Bleibe und machen uns auf den Weg zum Bahnhof.
Eigentlich
sollten wir es ja besser wissen, als einige Stunden vor Abfahrt zum Bahnhof
zu gehen und erwarten, dass wir noch ein Ticket bekommen. Bangkok und
Thailand haben uns mit der funktionierenden Infrastruktur schon ein bisschen
aufgeweicht! Sonstwo in Asien hätte so ein Vorhaben keine Chance auf
Erfolg. Aber auch dieses Mal enttäuscht uns Thailand nicht und wir stehen
nach nur 10 Minuten nach dem Eintreten ins Bahnhofsgebäude wieder vor
demselben - mit computergenerierten Tickets für den Zug nach Butterworth,
welcher in gut 2¼ Stunden fährt. Ein Hoch auf Organisation! (obwohl die
Thais in diesem Feld normalerweise nicht besonders glänzen)
Wir
fahren nach Malaysia, weil es das einzige Land rund um Thailand ist, für
welches man kein Visa benötigt. Man bekommt an der Grenze einfach einen
Eintrittsstempel, der einem eine Aufenthaltsdauer von 2 Monaten erlaubt und
dankbarerweise nichts kostet. Thailand ist an und für sich gleich, jedoch
bekommt man nur einen Monat "on arrival" und verlängern lässt
sich der Aufenthalt nur um 15 weitere Tage für "teure" 20 Fr. Das
wirklich Teure daran ist, dass wir den Transport an die Grenze zahlen müssen,
um an einen weiteren Stempel zu kommen: 2 Personen: 90 Fr. plus Essen und Übernachtungen.
Da lohnt es sich schon für uns, in Malaysia ein zweimonatiges Visa für 20
Fr. zu beantragen, welches sich problemlos um einen weiteren Monat verlängern
lässt.
Wir
erkundigten uns, ob es in Malaysia ein Thai-Konsulat gibt, welches nahe bei
der Grenze liegt, damit wir nicht bis nach Kuala Lumpur fahren müssen. Ja,
sagte man uns (nach 15 Telefonaten und unzähligem Weiterverbinden), es gäbe
auf der Insel Penang (an der Westküste Malaysias) ein Konsulat, welches
Touristenvisa ausstellen könne. Endstation und Ort wo man eine Fähre auf
die Insel nehmen kann ist die kleine Stadt Butterworth; Komischer Name und
ganz klar eine "Legacy" an die "Commonwealth"-Vergangenheit
Malaysias.
Der
"Haupt"-Bahnhof von Bangkok ist eine zeitlos schöne Studie
viktorianischer Architektur - jedoch kräftig mit Thai-Sprengseln
durchwachsen. Ein überdimensioniertes Bild des Königs darf genausowenig
fehlen wie etliche kleine Schreine mit stilisierten goldenen und silbernen
Lotosblüten in versteckten Ecken. Abgesehen von dem und den unermüdlichen
"Tourist information Guides", die den ankommenden Touristen (auf
dem Bahnhofsgelände!!) die Züge ausreden und sie auf kleine, unbequeme
"VIP"-Büsschen "umleiten" wollen. Wir sind froh darum,
dass wir uns grundsätzlich nicht mehr von solchen Leuten anreden lassen,
denn als wir in unseren Wagen einsteigen, sind wir sehr angenehm überrascht:
Sauber, Jahrgang 1996, Aircon (brrr! Nicht vergessen ein langarmiges
Sweatshirt oder Pullover (Ja, ja in Thailand!!) und Socken mitzunehmen, denn
hier herrschen computergesteuerte Temperaturen um 16-18°!) und weil es ein
Schlafwagen ist, dessen Konzeption ein wenig anders ist, als in Europa, hat
man pro Ticket eine komplette Bank für sich alleine. Definitiv besser als
ein Minibüsschen!
Auf
die Minute fährt der Zug los. Langsam, sehr langsam. Obwohl der Zug zur
"ultramegateramehrgehtnicht"-Express Klasse gehört, (und wir auch
jede Menge derartiger Zuschläge gezahlt haben) benötigen wir ob den ganzen
Stops über zwei Stunden, um überhaupt aus "Bangkok Metropolis"
rauszukommen. Im Zug derweil bekommen wir die Möglichkeit, Speisen
(Abendessen und Frühstück) zu wählen - zu gesalzenen Preisen, versteht
sich. Wir zählen auf die Eigenschaft asiatischer Bahnhöfe, welche
beschreibt, dass bei Ankunft eines Zuges hunderte Händler in den Zug kommen
und günstiges Essen aller Art verkaufen. So war es dann auch: Als wir in
die Abenddämmerung fuhren, hatten wir beide für wesentlich weniger als den
Preis eines Mahles der Bordküche volle Mägen und liessen uns recht bald
vom "Provodnik" (remember?) die Betten zurechtmachen. Wir
empfehlen "Lower Berths", da diese unglaublich bequeme 1.90 lang
sind und knapp einen meter (!!) breit und kaum 2 Fr. mehr kosten als die
wesentlich weniger breiten oberen Betten. Dank einem kleinen Vorhang, den
man vor sein Bett hängen kann, hat man auch jede Menge Privatsphäre. Wir
sind den Thais auch sehr dankbar, dass der Lärmpegel und die Gespräche um
9 Uhr abends fast 0 betrugen und so einen gesunden Schlaf zuliessen, als wir
in die Nacht hineinfuhren..
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