22.8. - 3.9.99
Tagebuch Seite 47
Tour de Visa - Malaysia, retour bitte.

Warum immer die Zeit so schnell vergeht, wissen nur die Götter. Unsere letzten Tage in der wunderbar bequemen Wohnung und in Thailand sind angebrochen. am 30. werden die Packmänner kommen, um die Wohnung in Schachteln zu verpacken. Um die voraussichtlich noch freibleibenden Kubikmeter im Container zu füllen, gehen wir mit Carmen zum sehr bekannten und "touristisch" aufgepäppelten "Chatutschak Weekend Market".

Wie der Name es schon andeutet, wird hier nur am Wochenende verkauft und gehandelt. Für uns kommt jedoch kein "Markt"-Feeling auf, denn jeder "Stand" ist eine Art abschliessbares Kabäuschen - manche haben Glaswände hochgezogen und die sich daraus ergebenden 6m³ auf "Thai-Standard" 16° (maximale Kühlung) klimatisiert. Chatutschak ist gross und bietet alles vom kitschigsten Tinnef zu recht authentisch aussehenden antiken, geschnitzten Truhen aus Burma von "Smok ur gandscha"-T-shirts bis wunderschöner Seide. Guter Ort zum shoppen, aber schwierig wirklich schöne Sachen zu einem angemessenen Preis zu bekommen, denn Thais schoppen hier kaum und die "farangs" kreieren eine eigene "oh, 40 USD ist ja überhaupt nicht teuer!"-künstliche Preiszone. Carmen hat aber ihre Freude daran und schoppt gleich einen halben m³ Kleinzeugs, zwei Tische und einen alten Chinesischen Schrank, die vor dem 30. frei ins Haus geliefert werden. Wir haben ihr versprochen, uns um die Packleute zu kümmern, denn Carmen muss arbeiten und wir sind mit unserer Arbeitssuche noch nicht erfolgreich gewesen.

Wir müssen spätestens am 4.10. das Land verlassen, denn der Verlängerungsstempel unseres Visas beschreibt unsere Situation mehr als deutlich: "Holder must leave the kingdom within the date specified herein, offenders will be prosecuted according to Thai immigration law."

Bevor wir gehen will uns Carmen noch in zwei Restaurants einladen:  Eines davon, das "Harmonique" ist den Tip hier wert. In einer kleinen Soi an der Charoenkrung in der Nähe der GPO wird man beim Eintreten in das alte, chinesische Haus vom Besitzer persönlich empfangen und durch verschiedene wunderschön dekorierte Räume zu einer Art kleinen Innenhof geleitet. Die ganze Atmosphäre ist ein gelungener Mix zwischen "kolonialem"-"chinesischem" Townhouse und nur schon für das lohnt es sich hierherzukommen. Wenn man dann aber die von der Frau des Besitzers gezauberten, äusserst feinfühligen und delikaten Thai-Gerichte probiert, fragt man sich, was denn an diesen "Real & authentic Thai Food"-Gerichten, die man sonst bekommt, so authentisch gewesen ist (Vielleicht war das MSG und die Suppenbasis authentisch Maggi?). Als dann die Rechnung kam, waren wir wirklich überrascht: All dieses Ambiente und dieser gute Food für einen dermassen realistischen Preis? Wir kommen ganz sicher wieder!

Wir dirigieren die Packleute, welche innert 3 Tagen jedes und alles in der Wohnung in Seidenpapier einwickeln, in Kartons packen und in den Seecontainer verstauen, welcher unten an der Strasse steht. Komisch, wie die Wohnung nun aussieht, so leer. Am letzten Morgen bringen wir einen Rucksack mit den "non-essencial"-Sachen zu Carmens neuer, temporärer Bleibe und machen uns auf den Weg zum Bahnhof.

Eigentlich sollten wir es ja besser wissen, als einige Stunden vor Abfahrt zum Bahnhof zu gehen und erwarten, dass wir noch ein Ticket bekommen. Bangkok und Thailand haben uns mit der funktionierenden Infrastruktur schon ein bisschen aufgeweicht! Sonstwo in Asien hätte so ein Vorhaben keine Chance auf Erfolg. Aber auch dieses Mal enttäuscht uns Thailand nicht und wir stehen nach nur 10 Minuten nach dem Eintreten ins Bahnhofsgebäude wieder vor demselben - mit computergenerierten Tickets für den Zug nach Butterworth, welcher in gut 2¼ Stunden fährt. Ein Hoch auf Organisation! (obwohl die Thais in diesem Feld normalerweise nicht besonders glänzen)

Wir fahren nach Malaysia, weil es das einzige Land rund um Thailand ist, für welches man kein Visa benötigt. Man bekommt an der Grenze einfach einen Eintrittsstempel, der einem eine Aufenthaltsdauer von 2 Monaten erlaubt und dankbarerweise nichts kostet. Thailand ist an und für sich gleich, jedoch bekommt man nur einen Monat "on arrival" und verlängern lässt sich der Aufenthalt nur um 15 weitere Tage für "teure" 20 Fr. Das wirklich Teure daran ist, dass wir den Transport an die Grenze zahlen müssen, um an einen weiteren Stempel zu kommen: 2 Personen: 90 Fr. plus Essen und Übernachtungen. Da lohnt es sich schon für uns, in Malaysia ein zweimonatiges Visa für 20 Fr. zu beantragen, welches sich problemlos um einen weiteren Monat verlängern lässt.

Wir erkundigten uns, ob es in Malaysia ein Thai-Konsulat gibt, welches nahe bei der Grenze liegt, damit wir nicht bis nach Kuala Lumpur fahren müssen. Ja, sagte man uns (nach 15 Telefonaten und unzähligem Weiterverbinden), es gäbe auf der Insel Penang (an der Westküste Malaysias) ein Konsulat, welches Touristenvisa ausstellen könne. Endstation und Ort wo man eine Fähre auf die Insel nehmen kann ist die kleine Stadt Butterworth; Komischer Name und ganz klar eine "Legacy" an die "Commonwealth"-Vergangenheit Malaysias.

Der "Haupt"-Bahnhof von Bangkok ist eine zeitlos schöne Studie viktorianischer Architektur - jedoch kräftig mit Thai-Sprengseln durchwachsen. Ein überdimensioniertes Bild des Königs darf genausowenig fehlen wie etliche kleine Schreine mit stilisierten goldenen und silbernen Lotosblüten in versteckten Ecken. Abgesehen von dem und den unermüdlichen "Tourist information Guides", die den ankommenden Touristen (auf dem Bahnhofsgelände!!) die Züge ausreden und sie auf kleine, unbequeme "VIP"-Büsschen "umleiten" wollen. Wir sind froh darum, dass wir uns grundsätzlich nicht mehr von solchen Leuten anreden lassen, denn als wir in unseren Wagen einsteigen, sind wir sehr angenehm überrascht: Sauber, Jahrgang 1996, Aircon (brrr! Nicht vergessen ein langarmiges Sweatshirt oder Pullover (Ja, ja in Thailand!!) und Socken mitzunehmen, denn hier herrschen computergesteuerte Temperaturen um 16-18°!) und weil es ein Schlafwagen ist, dessen Konzeption ein wenig anders ist, als in Europa, hat man pro Ticket eine komplette Bank für sich alleine. Definitiv besser als ein Minibüsschen!

Auf die Minute fährt der Zug los. Langsam, sehr langsam. Obwohl der Zug zur "ultramegateramehrgehtnicht"-Express Klasse gehört, (und wir auch jede Menge derartiger Zuschläge gezahlt haben) benötigen wir ob den ganzen Stops über zwei Stunden, um überhaupt aus "Bangkok Metropolis" rauszukommen. Im Zug derweil bekommen wir die Möglichkeit, Speisen (Abendessen und Frühstück) zu wählen - zu gesalzenen Preisen, versteht sich. Wir zählen auf die Eigenschaft asiatischer Bahnhöfe, welche beschreibt, dass bei Ankunft eines Zuges hunderte Händler in den Zug kommen und günstiges Essen aller Art verkaufen. So war es dann auch: Als wir in die Abenddämmerung fuhren, hatten wir beide für wesentlich weniger als den Preis eines Mahles der Bordküche volle Mägen und liessen uns recht bald vom "Provodnik" (remember?) die Betten zurechtmachen. Wir empfehlen "Lower Berths", da diese unglaublich bequeme 1.90 lang sind und knapp einen meter (!!) breit und kaum 2 Fr. mehr kosten als die wesentlich weniger breiten oberen Betten. Dank einem kleinen Vorhang, den man vor sein Bett hängen kann, hat man auch jede Menge Privatsphäre. Wir sind den Thais auch sehr dankbar, dass der Lärmpegel und die Gespräche um 9 Uhr abends fast 0 betrugen und so einen gesunden Schlaf zuliessen, als wir in die Nacht hineinfuhren..