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discretion is advised - Schwache Seelen, ihr seid gewarnt worden
Angekommen in der Notaufnahme wird der Ball unter
meinem Arm von den Ärzten angesehen. Ich habe inzwischen knapp 40 Grad
Fieber und das geschwollene Gewebe fängt an schwarz zu werden. Sogleich
hängen sie mich an ein IV und lassen grosse Mengen Saline und Antibiotika
in meinen Arm fliessen. Sie verfrachten mich auf ein normales Spitalbett und
ziehen mir eines dieser äusserst modischen grünen Umhängekleider an.
Morgen um neun sei es dann soweit. Was ist soweit? Dann sei mein Termin für
die Operation. WAAAS? Sie erklären mir, was sie vermuten: Die zwei kleinen
Dinger seien zu gross geworden und sässen gleichzeitig an einer ungünstigen
Stelle im Gewebe. Sie hätten angefangen, die Haut vom darunterliegenden Gewebe
zu trennen. Dies sei soweit fortgeschritten, dass innen irgendwie der Eiter
(und damit die Bakterien) in meine Blutbahn gelangt seien und nun der ganze
Körper kontaminiert wäre. Mein Fieber sei der beste Beweis dafür. Morgen
nach dem Bluttest könnten sie mehr sagen. Es gäbe aber keine Möglichkeit,
ohne Operation hier Abhilfe zu schaffen und den Eiter und das beschädigte
Gewebe zu entfernen. Über die Nacht fiel mein Blutdruck beständig und als
Gegenmassnahme wurde mein Arm mit Saline gefüllt. Einzig eines blieb
beständig: Ich fühlte mich wie ein totes Tier auf einer Autobahn, welches
obwohl ständig überfahren, dadurch nicht toter wird.
Am nächsten Morgen ist es dann soweit: Keine Minute
Schlaf, inzwischen extreme Schmerzen und eine Faustgrosse Kugel unterm Arm,
werde ich in den Operationssaal gefahren und mir wird - entgegen Auskunft
der Ärzte - eine Vollnarkose verabreicht. (Vielleicht noch zu erwähnen,
dass ich noch nie irgendetwas schwerwiegenderes in einem Spital behandeln
lassen musste und daher keinerlei Erfahrung mit Anästesie, IV's und
sonstigen Spitalorientierten Dingen habe.) Woooha,
dieses Gefühl, wenn die "Mittel" in die Ader fliessen, wie wenn
man von einer Welle erfasst wird!
Dunkel.
Irgendwann wache ich wieder auf und habe - wie
vorauszusehen war - immer noch ähnliche Schmerzen wie vorher. Einzig neu
ist der grosse Verband rund um die Schulter. Nur leider sollten die
Abenteuer für heute noch nicht vorüber sein.
Gegen 1 Uhr nachmittags geht Chantal wieder auf Koh
Samet, um unsere Sachen, die im Bungalow geblieben sind, zu holen. Ich
bleibe im Bett und werde von aufmerksamen Thai-Krankenschwestern gepflegt,
gebettet und gewaschen (keine Schaumbäder oder Jacuzzi, leider - aber immer
eine mehr als wirklich nötig und ganz gründlich, denn die fremde Anatomie
scheint immens interessant zu sein
).
Knapp nach 2 Uhr geht's dann wieder los: Master
Stafilococtus holt zum Gegenschlag aus! Weit über 40° Fieber, Blutdruck 75
auf 60, Ärzte und Schwesern dauernd um mich herum, literweise Saline in
einen bereits aufgedunsenen Arm, unkontrollierbarer Brechreiz, Waschungen im
Fünfminutentakt und Hitze/Kältewallungen in einer Halbwelt zwischen
Bewusstsein und des Verlustes desselben. Als Chantal wieder gegen Abend im
Spital war, hatten die Ärzte mit massivem Chemieeinsatz zumindest das
Fieber unter Kontrolle und der Blutdruck war nicht mehr so bedrohlich tief.
Aber dass es mir substanziell besser ging, konnte ich nicht sagen.
Ab dem nächsten Tag ging es aber wieder langsam
bergauf. Nicht dass ich auf einmal pudelmunter in der Gegend herumsprang,
nein das nicht. Aber zumindest fühlte ich mich nur schwach und nicht tot.
Die Wunden unter meinem Arm gaben dem sich noch bildenden Eiter einen Weg
ins Freie und die schweren Dosen Antibiotika, welche ich noch fast bis am
Schluss per IV und dann noch per Tablette bekam fochten einen tödlichen
Krieg mit dem Master.
Eine Sache ist noch erwähnenswert: Ein Telefonat in
die Schweiz zur Krankenkasse und bereits eine Stunde später erklärt mir
die Schwester, dass die Bestätigung gekommen sei, dass alle meine Kosten
durch die Krankenkasse gedeckt werden. Effizienter Service. (Zum
Kleingedruckten kommen wir im nächsten Eintrag!)
Nach fünf Tagen befinden die Ärzte, dass ich am
nächsten Tag entlassen werden könne. Ich müsse jedoch jeden Tag
mindestens zweimal in einem Spital die Wunde neu verbinden lassen. Wir
telefonieren mit unseren belgischmexikanischen Diplomatenfreunden in
Bangkok, ob wir nicht eine Woche früher als geplant kommen könnten, um
mich bei ihnen in der Wohnung auskurieren zu können, denn ich bin immer
noch in einem Zustand, in welchem ein Aufenthalt in einem schäbigen
Hotelzimmer nicht besonders einem gesunden Geist in einem malträtierten
Körper zuträglich ist. Klar doch, sagen sie - und wie froh wir darüber
sind!
Am Nachmittag vor meinem Entlassungstag, habe ich
bereits genügend Kraft in den Beinen, um das Zimmer zu verlassen und
während einigen Minuten am Ende des Ganges und mal zu sehen, wo das Spital
denn steht. Es wurde direkt am Meer gebaut und hat teure
"luxury"-Zimmer, welche Meerblick haben! Das Zimmer, in welchem
ich war, schaute auf die andere Seite raus und gab mir eine unverbaubare
Sicht auf die grosse Petrochemie in der Nähe - auch nicht schlecht, wenn
man bedenkt, dass es auch Zimmer ohne jegliches Fenster gab
Gegen Abend organisieren wir uns ein Taxi nach
Bangkok, denn ich sehe mich noch nicht zur öffentlichen Busstation gehen
und in einem öffentlichen Bus während 8 Stunden nach Bangkok zu fahren,
nur um dort dann wieder in ein anderes Transportmittel umsteigen zu müssen.
Für Chantal gilt dasselbe: Sie hat das ganze Gepäck! Morgen habe ich meine
letzte Untersuchung und letztenVerbandswechsel, dann kann's losgehen
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