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Tagebuch Seite 41
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Seam Riep, Poipet, Thailand - Endlich Strand!
Schon ist unser letzter Tag in Kambodscha angebrochen. Wir sind geneigt zu sagen, dass wir nicht unglücklich sind, Richtung Thailand zu fahren, denn Kambodscha, nebst dem, dass wir kaum Infos bekommen konnten, welche Teile des Landes "sicher" zu bereisen seien, kostet dieses Land einiges mehr als Vietnam, speziell der Transport und das Essen. Thailand sollte wesentlich günstiger sein - und wir hoffen es auch schwer! Tags zuvor haben wir einen Pickup organisiert, der zur Grenze fährt und sich bereit erklärt hatte, uns am morgen um sechs beim Guesthouse abzuholen. Siehe da: um viertel nach sechs ist es schon soweit, der Pickup steht vor der Türe. Wir verabschieden uns von unseren Jogis und weil wir ja genügend Erfahrung mit staubigen Strassen und nicht unseren Proportionen angepassten Sitzgelegenheiten haben, wählen wir die etwas teurere Variante des Sitzens in der Fahrerkabine. Bald wurde uns auch klar, warum denn der Pickup so pünktlich da war. Wir sind dann noch (eigentlich voraussehbar) eine gute Stunde in Siem Reap rumgefahren, um die Ladefläche mit Leuten vollzubekommen. Endlich verlassen wir die Stadt. Auf jeder normalen Fahrt kommt doch noch ein Benzinstopp, oder? Natürlich, nach knapp 3 Minuten Fahrt aus der Stadt raus halten wir auch schon. Alles normal bisher. Was uns dann aber noch überraschte, war die Tatsache, dass wir nur 400 Metern nach der Tankstelle schon wieder anhielten. Diesmal bei einer Garage. Der Fahrer gestikuliert einen 10-minütigen Halt (es wurde eine Stunde daraus) und die "Mechaniker" (Leute mit grossen Hammern) montieren Räder ab und schlagen auf die Aufhängungen ein (na danke). Nach gut einer Stunde (wir sind jetzt "repariert" und mit neuen Bremsbelägen vorne ausgerüstet - gutes Gefühl) geht's los und wir fahren - fliegen - mit 120 km/h über eine knapp geteerte, mit Schlaglöchern gespickte Strasse hinunter. Wir freuen uns schon, dass wir so ein bisschen Zeit sparen würden, doch so einfach sollte es nun doch wieder nicht sein.. Wir werden in einem kleinen Dorf von der Polizei angehalten und die Polizisten vermissen an unserem Pickup zwei Sachen: Nummernschilder und Versicherungskleber (Mit anderen Worten dieser Pickup wurde in Thailand entwendet und fährt hier unzugelassen und unregistriert herum) Unser Fahrer verwickelt sich in eine hitzige Diskussion mit der Polizei, welche am Markt, ausserhalb der Hörweite von der Strasse, einen Stand für ihre Zwecke requiriert hat. Nach gut einer halben Stunde, noch mehr erhitzter Diskussion und dem Austausch einiger farbig bedruckter Papierzettel mit Zahlen drauf, können wir wieder weiterfahren. Ab hier wird die Strasse schlecht. Sehr schlecht sogar. Mit einem Motorrad (Minsk - buhu!) wäre alles halb so schlimm, jedoch mit einem Auto müssen wir durch alle "Schlaglöcher". Wir wissen nicht, ob dieses Wort hier überhaupt noch die richtige Bezeichnung dafür ist, denn diese "Löcher" sind zeitweise fast einen Meter tief, mit Schlamm und Wasser gefüllt und etliche Meter lang. Wenn wir mal mehr als 20 km/h fahren, sind wir schnell unterwegs. Die meisten Brücken sind eingestürzt und stellen eine interessante Herausforderung für unser vierradgetriebenes Fahrzeug dar. Die Leute auf der Tragfläche hinter uns "Bitte festhalten!". Immer wieder wird die Strasse von der Polizei oder irgendwelchen Leuten gesperrt, und die Sperre wird nur aufgehoben, wenn wieder diese farbigen Papierstücke den Besitzer gewechselt haben. Je weiter wir fahren, desto schlechter wird die Strasse. Einmal bleiben wir in metertiefem Schlamm mit 30° seitlicher Neigung stecken. Zur Fahrertüre fliesst der braune Schlamm in die Kabine und es ist keine besonders gute Idee, das Fenster zu öffnen. Natürlich haben die Bauern diese Marktlücke, die viel profitabler ist, als die Felder zu bestellen, erkannt und stehen bei Bedarf zur Stelle, um festsitzende Fahrzeuge (alle) mit ihren Traktoren wieder aus dem Schlamm zu ziehen. Zeitweise existiert die Strasse gar nicht mehr und da die Regenfälle in der letzten Zeit sehr, sehr stark gewesen sind, ist die Strasse in diesen Abschnitten wiederum mit metertiefem Wasser überflutet. Klar, dass wir wieder Hilfe von den Bauern benötigen, wo denn die Steine sind, welche sie gelegt haben, damit man nicht im Lehm unter dem Wasser hängenbleibt und bei 1m50 Wassertiefe das Auto "versenkt". Ob dieser ganzen Schaukelei und der recht schlechten Luft in der Fahrgastkabine wird es Chantal "violently" übel. Sie steigt hinten auf, damit sie ein bisschen frische Luft bekommt. Die Strasse bleibt im Grossen und Ganzen bis zur Grenze zu Thailand gleich. Als man uns ablädt, werden wir gleich von den Jungs umringt, die uns einen Bus nach Bangkok verkaufen wollen. Wir möchten aber gar nicht nach Bangkok. Was? "Jeder Tourist will nach Bangkok!", na ja, wir unglaublicherweise nicht. Bye bye! Wir machen uns auf den Weg zur Kambodschanischen Grenze, bekommen unseren Exit-Stempel und gehen zur Thailändischen Seite. Hier sieht alles auf einmal viel, viel besser aus. Eigentlich schon fast ein bisschen europäisch: Strassenlampen, Teer auf der Strasse mit Linien, moderne (nicht geländegängige) Autos usw. Die Thai-Zollformalitäten sind keinerlei Problem und dementsprechend schnell erledigt und schon stehen wir in Thailand. Unser erstes Problem: Wir haben keine Baht. Gleich hinter dem Zoll auf der Thai-Seite ist ein riesiger Markt. Wir gehen zu den Tuk-Tuk - Fahrern und fragen, wieviel es denn kosten würde, uns bis zur nächsten Stadt - 6 Kilometer weit weg - zu bringen. OK, sagen wir, klingt vernünftig und ich lasse Chantal mit unseren Backpacks bei den Tuk-Tuk's und mache mich auf den Weg, unsere Dollars zu wechseln. Kein Erfolg. Überall in Asien sind alle Leute sehr, sehr interessiert daran, an Dollars zu kommen. Hier schert sich keiner drum und will dementsprechend auch nicht wechseln. Etwas frustriert wandere ich ans andere Ende des Marktes und finde auch dort niemand, der mir meine Dollars wechseln will. Auf dem Vorplatz des letzten Marktes sehe ich dann einen Mann, auf den ich (bewaffnet mit dem Phrasebook) zugehe und der freundlich lächelt, als er mich bemerkt. Er stellt sich als guter Englischsprecher heraus und auf meine Frage betreffend dem Wechseln lächelt er nur und sagt mir, dass es hier keine Möglichkeit dazu gäbe. Er könne mich aber mit seinem "Government-Car" problemlos bis zur nächsten Stadt, oder, wenn wir wollten, bis nach Bangkok mitnehmen. Als ich dann, vorsichtig, wie man in Asien halt wird, danach frage, ob er denn für das etwas verlangen würde, lächelt er und sagt "It´s free of charge, chap!". Was könnte uns denn besseres passieren? Ich hole Chantal bei den Tuk-Tuk's ab und wir müssen den Fahrer sehr enttäuschen, leider. Als wir dann am ausgemachten Ort ankommen, fährt ein Büsschen vor und der Mann winkt uns herbei. Wir steigen ein, verstauen unsere Backpacks und schon geht's los. Als wir dann mit 130 km/h auf der linken Seite der Strasse Richtung nächster Stadt - mit Fahrer, ein richtiges "Government-Fahrzeug", also - fahren, machen wir uns mit diesem Menschen bekannt. Er ist ein grösseres Tier im Thailändischen Ministerium für öffentliche Gesundheit und ist nur schnell die 300 km an die Grenze gefahren, um eine Kiste Bier zu kaufen. Eine Marke, welche es in Bangkok leider nicht gäbe, fügt er lächelnd hinzu. Als wir ihm erklären, dass wir als nächstes nach Trat, einer Stadt an der Küste wollen, meint er, wir sollten doch besser nochmals 50 Kilometer mit ihm weiterfahren, denn von dort aus gäbe es Busse in diese Richtung. Er werde uns dort auch bei einem Hotel abladen lassen. Kurz darauf (unsere Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt zur Zeit über 100 km/h (richtig ungewohnt!), kommen wir in der Stadt Sa Keo an und wir werden, wie versprochen, bei einem Hotel abgeladen. Wir bedanken uns herzlich und gehen ins Hotel, wo wir zuerst einmal sagen, dass wir zur Zeit kein Thailändisches Geld hätten. "Das ist doch überhaupt kein Problem! Sie haben doch sicher eine Kreditkarte..." Was? Wo? Wie? Natürlich brennen wir darauf, nach gut einem Jahr unsere Karte wieder mal benutzen zu können. (Asiaten sind doch sonst solche Cash-Liebhaber!) Wir checken ein, essen gut und schlafen in einem sehr bequemen Bett bald ein. Unser erster Tag in Thailand war sehr, sehr angenehm! Am nächsten Tag gehen wir wechseln und hier zeigte sich wieder die "Abscheu", mit welcher die Thailänder Dollars ansehen. Wir geben unsere Noten und die Kassiererin behandelt die Dinger, als wären sie verseucht. (Zwischen zwei Fingern und so) Dann kommt noch das unglaublichste - noch nie gesehen. Die Kopie des Wechselbeleges Bostitcht (!) sie direkt mit allen Noten zusammen - drei Stück, um genau zu sein! Thailändisches Geld kann man nicht gerade als schön bezeichnen, jedoch sind hier die grossen Stapel Geld, an die wir uns inzwischen gewöhnt haben nun endlich vorüber: 1000 Baht sind 43 Franken wert. Unsere 400 USD schmelzen auf ein wirklich "handliches" Bündelchen zusammen. Kurz darauf fahren wir mit einem Motorradtaxi zum Busbahnhof, auf welchem wir kein Chaos vorfinden, welches sonst in Asien herrscht. Hier ist alles klar und deutlich angeschrieben, sogar die Preise sind ausgehängt! Wir steigen in einen lokalen Bus, machen es uns bequem und auf die Minute - gemäss Fahrplan - fährt er los. In Chanthaburi (klingt indisch, oder?) Steigen wir in den nächsten Bus (30 Minuten Umsteigezeit - woooha!) und schon fahren wir Richtung Trat. Wir kommen nach nur 5 Stunden Gesamtfahrzeit an und mieten uns in Trat in einem netten, kleinen Guesthouse ein. Trat ist eine nette, kleine Stadt, in der nicht so besonders viel los ist. Der Nachtmarkt ist gross und das Essen dort recht angenehm. Wir entscheiden uns, nochmal einen Tag zu bleiben, um einen Ort zu suchen, an dem wir uns mit unserem kleinen Computer mit dem Internet verbinden können, damit wir alle neuen Mails haben und dann auf unserer kleinen Insel, auf die wir am nächsten Tag wollen, diese Beantworten können. Die Verbindung klappt von Trat aus einwandfrei. Am nächsten Tag machen wir uns mittels Samlaw auf den Weg zum Pier, wo die Boote zu den vielen, kleinen vorgelagerten Inseln, ablegen. Wir wollten eigentlich nach Koh Mak, aber weil die Boote nur noch jeden zweiten Tag - und heute ist nach Murphy's Gesetz nicht der Tag - fahren, entscheiden wir uns auf eine Insel namens Koh Chang zu fahren. Das Übersetzen mit einem in allen Farben bemalten und mit vielen Gebetstüchern verzierten Fischerboot dauert eine gute Dreiviertelstunde, bis wir uns - wiederum mit einem Samlaw - zur "Kae Bae"-Beach vorarbeiten. Dort angekommen nehmen wir ein kleines, nettes Bungalow direkt am Meer, unter Kokospalmen und fangen an, das Leben zu geniessen. So lange unterwegs und noch nie so richtig am Strand gewesen! (Wir können uns noch hören, als wir bei unserer Abfahrt deklariert hatten: einen Monat China, einen Monat Vietnam, dann ab nach Thailand und Strand, Strand, Strand. Es ist komplett anders gekommen - und wir "bereuen" es überhaupt nicht. Nur jetzt sind wir ganz froh, da zu sein.) Wir essen gut, verbringen die erste Woche viel mit einem netten, jungverheirateten amerikanischen Paar, welches wir bei der Überfahrt kennengelernt hatten und auf dieser Insel einen Teil ihres Honeymoon verbringen wollen. Das Essen ist sehr, sehr gut. Thai Food ist relativ scharf - ideal für uns zwei! Ausser dem Schreiben der Einträge (Sorry, dass wir uns so viel Zeit gelassen haben - technische Umstände), täglich im Meer Baden und viel lesen machen wir sonst eigentlich nicht besonders viel. Ist auch gut so. Das Wetter spielt auch mit und obwohl Regenzeit ist, regnet es jeden Tag nur zwischen 6 und 9 Uhr morgens und danach kommt die Sonne und der tiefblaue Himmel. Besser könnte es nicht sein. Am 2.7. müssen wir voraussichtlich wieder ans Festland, um Geld zu tanken. Danach werden wir gleich wieder auf eine Insel verschwinden - fernab von jeglichem Verkehr, Lärm oder Stress. Jeder der sich danach fühlt, ist herzlich eingeladen, uns besuchen zu kommen!