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Angkor Wat, Speedboat und Weltwunder
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Frühmorgens genehmigen wir uns ein letztes Mal Frühstück im
Guesthouse und lassen uns noch zwei Sandwiches für die Bootsfahrt einpacken. Die nette
Landlady empfiehlt uns noch ein Guesthouse in Siem Reap und bietet uns an, dafür zu
sorgen, dass wir bei Ankunft von jemandem abgeholt werden - nett. Bald darauf fahren wir
per Motorradtaxi Richtung Speedboat. Nach einigen Minuten sind wir bereits auf der Suche
nach unseren Sitzplätzen in dem, für kambodschanische Verhältnisse hypermodernem
Jetfoil russischem Ursprunges und 10-jährigem Einsatz in Vietnam. Die Fahrt ist ruhig
(Abgesehen vom Karaoke-TV und dem üblichen Düdelsound) und schnell. Schon bald befinden
wir uns auf den grössten Binnensee Asiens, dem Tonle Sap, der so seicht ist, dass er wie
ein Tümpel überall "Clusters" von schwimmenden Pflanzen hat. Nichtsdestotrotz
ist der See unglaublich gross und nicht wenige Male verschwindet am Horizont das Ufer und
wir könnten uns auf einem "gelben" Meer wähnen. Nach knapp 4 Stunden erreichen
wir unsere "Endstation" und müssen auf eine kleine Nussschale umsteigen, da,
dank den an den Ufern des Sees wild wuchernden Wasserpflanzen, die eine dichtgewobene
Schicht ausmachen, das Schnellboot mitten auf dem See ankern muss um nicht im grünen
Dickicht hängen zu bleiben. Die Fahrt zum eigentlichen Hafen entpuppt sich als eine wahre
Herausforderung für unser kleines Boot und deren Crew. Das Dickicht, dass uns von festem
Boden unter den Füssen trennt, liegt wie ein unbezwingbarer fester Teppich vor uns und
lässt uns kaum vorwärts kommen. Immer wieder stecken wir fest und müssen einige Meter
zurücksetzten um dann vielleicht an einer anderen Stelle wieder dem gleichen Schicksal
entgegenzusehen. Nach viel Dieselverbrauch, einigen unverständlichen Flüchen und der
tatkräftigen Mithilfe der Bewohner des schwimmenden Dorfes erreichen wir den
"Mainstreet"-Kanal. Der, befreit von jeglichen schlingenden Wasserpflanzen,
durch das vietnamesische schwimmende Dorf, vorbei an der schwimmenden Schule zum
schwimmenden Foodladen neben dem schwimmenden Rotkreuz-Krankenhaus führt. Da es keinen
Strom gibt, ist der schwimmende Baterie-lade-Shop wohl einer der wichtigsten Anlaufstellen
am Kanal mit der dementsprechenden Anlegestelle. Nach einigen hundert Metern Slalomfahrt
zwischen den Haus- und Warenbooten hindurch erreichen wir das Festland. Wie versprochen
werden wir von 2 Motorradjogis abgeholt und zum 17 km entfernten Siem Reap gefahren. Wir
checken im Popular-Guesthouse ein, essen einen Happen und legen uns erstmals für ein zwei
Stunden aufs Ohr, bevor wir über irgendwelche Touren, Guides und Motorräder für Angkor
Wat verhandeln. Am späteren Nachmittag ziehen wir durch die Stadt auf der Suche nach
Essbarem und landen in einem, im Kolonialstil erbauten, kleinen Restaurant. Abends
erlösen wir unsere zwei Motorradjogis von ihrem Warten und Geldsorgen für die nächsten
Tage und buchen sie für 3 Tage. Unser erster Tempeltag beginnt um sechs Uhr morgens und
führt uns erstmal zum allgegenwärtigen Checkpoint, in dem die Parkangestellten uns
lächelnd je 40 USD (!) für einen Dreitagespass abknöpfen und uns einen angenehmen Tag
wünschen. Wir fahren entlang der palmengesäumten Strasse zum ersten Wassergraben und
erhaschen den ersten von vielen atemberaubenden Blicken auf eines der sieben Weltwunder:
Angkor Wat. Trotz der greifbaren Nähe dieser tausend Jahre alten Kultur stärken wir uns
in einem der vielen kleinen Restaurants erstmal für den mit Sicherheit schweisstreibenden
Tag. Genährt und bereit für jede Anstrengung geht es erst mal auf die kleine Runde
(Petit Circuit, Grand Circiut: diese beiden Besucherrunden, von französischen
Archäologen kreiert, sind die systematische Weise Angkor zu entdecken). Zu einem der 5
Eingangstoren der "Stadt". Die Brücke die über den Wassergraben (50 m breit,
umgibt die 12x12 km grosse Stadtmauer) direkt zum Eingangstor führt ist flankiert von je
54 Steinfiguren die eine Naga (die 7-köpfige, allgegenwärtige Schlange) halten. Nach
einem kurzen Stop und der genauen Besichtigung der Tores mit den vier gewaltigen
Gesichtern auf dem Turm geht es weiter Richtung "Stadtzentrum". Im ersten von
vielen Tempeln geraten wir auch schon in die Fänge der lokalen Guide-Mafia. Ein Junge,
vielleicht 12 Jahre alt, begleitet uns auf unserem Rundgang und erklärt uns das
Flachrelief, welches die ganze äussere Mauer umgibt. Immer wieder erklären wir ihm, dass
wir keinen Guide brauchen, doch dieser Bengel denkt gar nicht ans aufgeben. Nach ca. einer
Stunde im und um dem Tempel entschliessen wir uns zum Nächsten überzugehen. Wir machen
uns auf dem Weg und entschliessen uns unserem "privaten Guide" 1 USD für die
Führung in unverständlichem Englisch zu geben. Zu unserer Überraschung will er das Geld
nicht annehmen. Der Grund ist nicht etwa, dass er es aus reiner Freude an der Sache getan
hat, sondern weil diese Kröte 1 lumpiger Dollar viel zu wenig erscheint und er mindestens
5 Dollar für die Führung will. (Durchschnittliches Jahreseinkommen eines gelernten
Arbeiters in Kambotscha: 135 USD!!) Nach einer erhitzten Diskussion strecken wir im ein
letztes mal die 1 Dollarnote hin frei nach dem Motto: friss oder strib. Als er sieht, dass
es seine letzte Chance ist überhaupt Geld von uns zu bekommen, greift er unter einem
schwall von wahrscheinlich Flüchen nach der Note und verschwindet zwischen den
Steinsäulen. Mit Wut im Bauch über diesen Ripoff-Versuch verschwinden wir in den
nächsten Tempel und ersticken im Keim jeden Versuch der jungen "Tempelguides"
sich an unsere Fersen zu hängen ab - mit Erfolg. Die Sonne scheint erbarmungslos auf uns
und die Tempel herunter (trotz Monsunmzeit) und fordert nach 3 Tempelbesuchen bereits
ihren ersten Tribut. Schweissgebadet und innerlich ausgetrocknet, verziehen wir uns erst
mal in den Schatten und leeren eine Wasserflasche nach der anderen bevor wir dem nächsten
der immer noch vielen vor uns liegenden Tempel entgegentreten können. Unser nächster
Halt bringt uns zu einem weiteren Tempel, der einer der speziellsten in der ganzen
Umgebung ist. Da es soviele Tempel gab, entschlossen sich die Archäologen einen so zu
belassen wie sie ihn (und alle anderen) voriges Jahrhundert vorgefunden haben.
Unmissverständlich zeigt uns hier die Natur wie vergänglich Menschenwerke sind. Über
die Jahrhunderte haben die Urwaldriesen sich diese Tempelanlage zurückerobert. Mächtige
Wurzeln umarmen die Türme und Mauern. Sie sprengen selbst die dicksten Mauern und
zwängen ihre Wurzeln hindurch. Ein unglaubliches Schauspiel zwischen Natur und von
Menschen Erschaffenes hat sich hier über Jahrhunderte abgespielt und wird auch in den
nächsten Generationen nicht aufhören. Nach dieser einmaligen Wat sind die weiteren
Tempel zwar nicht minder schön aber auch nicht mehr sehr eindrücklich und so fahren wir
nach Beendigung des kleinen Rundganges zu Angkor Wat. Wie bereits erwähnt gilt Angkor Wat
als eines der sieben Weltwunder und hat diesen Titel auch ganz bestimmt verdient. Es ist
das grösste sakrale Bauwerk (welches dem hinduistischen Gott Vishnu geweiht ist) unseres
Planeten. Die Erstellung dieses Bauwerkes dauerte 37 Jahre und sollte nach dem Tod des
Erbauers als Grabmal dessen dienen. Die Flachreliefs entlang der äusseren Mauer bedecken
eine Wandfläche von 800 Metern, sind in einem sehr guten Zustand und erzählen die
Geschichte der damaligen Zeit. Die 5 Türme Ankgors fehlen auf keiner Flagge und gelten
als Wahrzeichen Kambodschas. Auf der obersten Ebene hat man ein wunderschöne Aussicht
über das ganze Gelände. Angkor Wat ist einer der beliebtesten Aussichtspunkte an dem
sich jeden Abend hunderte von Touristen und Einheimische auf den Mauern niederlassen, um
dem spektakulären Sonnenuntergang zuzusehen. (Wie wir in den nächsten Tagen bei unseren
mehrfachen Besuchen zu verschiedenen Tageszeiten feststellten, haftet an dem Gebäude und
an dem Gelände um Angkor Wat etwas besonderes: Eine Stimmung, ein Irgendwas, welches sich
leider sehr schwer beschreiben lässt, und die Menschen immer wieder hierher zurückkehren
lässt. Uns genauso, einfach zum Verweilen und das "Etwas" in aller Ruhe in sich
aufnehmen) Wir verzichten an diesem Tag auf den Sonnenuntergang und machen uns müde auf
den Weg zurück zum Guesthouse. Morgen ist auch noch ein Tag an dem die Sonne auf- und
untergeht. Auch unser nächster Tag beginnt um sechs Uhr und unser erster Stop ist auch
gleich Angkor Wat. Da die Sonne knapp über dem Horizont ist, ist das Licht für die
Flachreliefe und die Innenhöfe ideal. Wir versuchen alles mit unserer Kamera einzufangen
und geniessen die noch sanften ersten Sonnenstrahlen des jungen Tages. Unserer heutiger
"Grosser Rundgang" führt uns zu den am Rande der Stadt gelegenen Tempel, die
nicht von vielen Touristen besucht werden und somit der richtige Ort sind, um im Schatten
eines Baumes zu sitzen und die einmalige Atmosphäre, welche die alten Tempel umgibt, auf
uns wirken zu lassen. Als die Sonne mal wieder ihren höchsten Punkt erreicht und die
Tempelbesuche ob den hohen Temperaturen eine Qual werden, fahren wir für 2 Stunden
zurück zum Guesthouse. Diesmal lassen wir uns den Sonnenuntergang nicht entgehen,
entscheiden uns aber für einen Tempel, der auf einem Hügel erbaut wurde und nehmen die
kurze aber intensive Steigung in Angriff. Wir werden nicht enttäuscht. Die Aussicht ist
phantastisch und der Sonnenuntergang zeigt sich trotz einiger sehr dunkler Wolken in den
prächtigsten Farben. Wieder zurück im Guesthouse schaffen wir es knapp noch, einen
letzten Bissen zu uns zu nehmen und schleppen uns ins Zimmer, wo wir todmüde einschlafen.
Unser letzter Tempel-Tag beginnt auch heute wieder in aller Frühe. Alle Wats die wir
heute besuchen werden liegen ca. 20 km ausserhalb von Siem Reap. Die Strasse zu diesen
Tempeln war während den vergangenen Jahren nicht sicher genug, um Touristen den Zugang zu
den Tempeln zu ermöglichen. Immer wieder kam es zu "Zwischenfällen". Die
Bauwerke konnte, wenn überhaupt, nur mit schwer bewaffnetem Polizeischutz besucht werden.
Heute ist die Strasse "sicher" und der Tempel zählt zu einem der schönsten in
ganz Angkor, dementsprechend ist auch der Andrang der Besucher ziemlich gross. Wir
bewundern die speziell gut erhaltenen Steinmetzarbeiten an dem im Verhältnis zu den
anderen immensen Tempeln klein erscheinenden Bauwerk und lassen uns an einem schattigen
Plätzchen nieder, um die Umgebung zu geniessen bevor wir zum nächsten 25 km entfernten
Tempel fahren. Die Strasse führt uns durch Reisfelder (so weit das Auge reicht) und
kleine Dörfer bis wir zu dem weiteren Tempel kommen. Nach bald drei Tagen zwischen all
den sakralen Gebäuden, wenn auch noch so schön, und einer Sonne die erbarmungslos auf
uns niederbrennt, hält sich unsere Begeisterung im Rahmen und unsere Besuche der drei
letzten Tempel fallen eher kurz aus. Wir entschliessen uns wieder der tödlichen
Mittagshitze zu entfliehen und fahren zurück zum Guesthouse für ein kurzes Nickerchen.
Später, zurück in der Tempelstadt besuchen wir noch einmal den Dschungeltempel im
Abendrot bevor wir die oberste Ebene von Angkor Wat erklimmen um das abendlichen
Schauspiel des Sonnenunterganges zu geniessen. Ankgor Wat sollte von jedem einmal besucht
werden. Trotz dem, dass von den 40 USD Eintrittsgebühr nur gerade 3% zur Restauration der
Tempel verwendet werden (Der Rest ist "Administration"), werden die Tempel von
verschiedenen Ländern auf eigene Rechung restauriert und so sollten die Tempel mit jedem
Jahr besser aussehen und nach und nach wieder im "alten" Glanz erstrahlen. Wir
freuen uns schon darauf, in einigen Jahren wiederzukommen, um zu sehen, was inzwischen
passiert ist. Dass wir nach drei solch harten Tagen nicht gleich am nächsten Tag zur
Thai-Grenze fahren, ist klar und so lassen wir es uns in Siem Reap während zwei Tagen
gutgehen um gewappnet zu sein für "Die schlimmste Strasse der Welt"
(übereinstimmendes Verdikt aller Reisenden, die wir getroffen hatten, welche die Strasse
"hinter sich" gebracht hatten) - kann doch nicht so schlimm sein: Es gibt keine
schlechteren "Strassen", als die in Nordvietnam (sollte man meinen). A ver!
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