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Tagebuch Seite 34
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Quang Ngai bis Da Lat - Dschungel, Pinienwälder, Kaffee, Elefanten & Alpen
Wir fahren ziemlich früh ab, weil die Strecke von 190 km schon bei guten Strassen recht lang ist. Wir vermuten jedoch, dass die Strecke eher schlecht und ungeteert ist. Von Quang Ngai aus fahren wir nochmal fast 20 km auf der N1 bis wir in einem kleinen Dörfchen knapp an der Abzweigung für die N27 vorbeifahren. Die Strasse, die hier zwischen zwei Häusern weggeht und aussieht, als würde sie nur in den Hinterhof der Häuser führen, stellt sich auf Nachfrage als unsere gesuchte N27 heraus. Gleich nach dem Dorf ist es vorbei mit dem Teer, aber wenigstens scheint die Strasse vielbefahren zu sein und deshalb recht befahrbar. Wir fahren einem Flüsschen entlang, der sich in das Tal weiter vorne zu schlängeln scheint. Endlich wieder Berge und einsame Strassen ohne viel Verkehr, abgesehen von den unvermeidlichen Fahrrädern und den hie und da benutzten Motorrädern. Wir sind auch erstaunt, wieder einmal Minsks zu sehen, denn entlang der 1 waren sie bereits endgültig den Hondas gewichen. (Ein vieldeutendes Zeichen, was wir von den hiesigen Strassen erwarten können...) Die Gegend um uns wächst zu einer Berglandschaft, als wir langsam in das Tal vordringen und die Strasse zunehmend schlechter wird. Die Dörfchen entlang der Strasse sehen wieder ärmer aus und die Leute fangen an, uns wieder wie Menschen von einem anderen Stern anzustarren. Als wir dann zur ersten Steigung kommen, werden wir vollkommen überrascht: Teer. Dieser war auch dringend notwendig. Die Steigung von 12-14%, die hier herrscht, ist für unser schwerbeladenes Motorrad auch mit Teer eine riesige Belastung und wir kämpfen uns zeitweise ausschliesslich mit dem 1. Gang hoch. Ohne Teer - und bei einigen Stellen wo ein Erdrutsch die Strasse mitgenommen hat, hatten wir das Vergnügen - wäre dies eine harte Probe für unsere Kupplung gewesen. Wir werden dann aber, je weiter wir steigen, wieder von einer grandiosen Aussicht belohnt, die bei jeder Kurve ein bisschen besser wird. Die Strasse wurde vor Kurzem sehr behelfsmässig aus dem Berg neu herausgeschlagen und sieht recht spektakulär aus, wenn man sie so in der nahezu senkrechten Wand des Berges sieht. Als wir nach 14 km Steigung - gemäss unserer Karte auf 800 Meter Höhe - an einem offiziellen Häuschen vorbeikommen, welches das Ende des Passes anzeigt, war auch der Teer, schwupp, wieder weg. Die Gegend hier steht im starken Kontrast, zu allem, was wir bisher gesehen haben - Dschungel! Die Strasse ist sehr morastig - noch kein Vergleich zu dem, was wir auf dieser Strecke noch zu erleben werden, zu dem aber später - und windet sich durch das dichte Gewächs. Zeitweise kommt das Tageslicht nicht mal richtig auf die Strasse, weil die Vegetation, welche die Strasse wieder zurückfordert, eine Art Tunnel gebildet hat. Als wir halten, um unsere Machine auskühlen zu lassen und die Lungen mit Ziagrettenrauch zu füllen, überkommt uns der LÄRM! Der Dschungel ist alles andere als leise, überall surrt, knirscht, schreit und summt es - und das in einer unglaublichen Lautstärke. Bereits nach 5 Minuten überkommt uns ein komisches Gefühl, das nicht einfach zu beschreiben ist. Es könnte annähernd beschrieben werden mit "Du stehst in einem dunklen Raum und glaubst, dass niemand da ist, aber Du wirst Dir bewusst, das der Raum voller Leute ist". Auf jeden Fall haben wir in dieser feuchtwarmen und lauten Umgebung einen kleinen, sehr kleinen Geschmack davon bekommen, was die GI's hier im Dschungel monatelang erdulden mussten - ein Glück, dass wir die Wahl haben, als es uns genug wurde, wieder auf unser Motorrad zu steigen und weiterzufahren.... Nach einigen Dutzend Kilometern hört der Dschungel so abrupt auf, wie er begonnen hat und wir befinden uns in einer von tiefen Wolken behangenen, von nur wenigen Bäumen durchzogenen grün fluoreszierenden Landschaft, in der wir nur bis zum nächsten Hügelchen sehen können und ausser einer heruntergekommenen Hütte, wo ein verlassener Lastwagen steht, es nichts zu sehen gibt. Es ist sehr schwer, sich diesen abrupten Wechsel vorzustellen, die Gegend aber könnte als "Kerrigold-Werbung gefilmt von Horror-Film-Produzenten" insziniert sein. (Das Kuh-Monster wartet auf Dich hinter dem nächsten Hügel!) Aber, wie gesagt, hier bewegt sich (noch) nichts! Ein wenig weiter - über ein paar sanfte Hügel - kommen wir wieder in eine Art lockeren Wald und schon wird die Strasse wieder - dank Humus - morastig. Nur dieses Mal bekommen wir eine weitere, sehr interessante Zutat: Lehm, weich wie Butter - yummy! Bis an die Achse im ersten Gang ohne Chantal kämpfe ich mich durch diesen Strassenabschnitt und wäre nun bestens für eine "OMO"-Werbung geeignet: "Hat ihr Kind wieder mal im Dreck gespielt?" - unser Motorrad bis zur Unkenntlichkeit in Dreck gehüllt. Spass hat's allemal gemacht! In diesem Wald entdecken wir Dörfer, die nicht besonders alt und auch nicht besonders echt aussehen. Die Hütten sind alle gleich, mit Wellblechdach und versteckt in einem kleinen Tal, etwas ab der Strasse. Nur ein kleiner Trampelpfad führt zur Strasse und sehr, sehr wenige Leute sind zu sehen. Es scheint, als wären wir auf ein Dorf mit umgesiedelten Leuten gestossen, die hier - offensichtlich mit wenig Erfolg, versuchen aus der kargen Landschaft einen Lebensunterhalt herauszuholen. Ein bisschen weiter und über einen kleinen weiteren Pass, der uns auf ca. 1200 m bringt, stehen wir wiederum in einer komplett anderen Gegend: Die Alpen! Tannenwälder, Quarzsandböden und dunkelgrüne Vegetation. Wir sind schon recht hoch, denn wir können Richtung Westen eine Art Plateau sehen und weiter gegen den Horizont die Bergkette, welche die Grenze von Vietnam zu Laos und Kambodscha bildet. Über weitere sanfte Hügel fahren wir langsam Richtung dem zentralen Hochplateu von Vietnam. Keine Reisfelder mehr zu sehen, nur noch Plantagen und Berge im Hintergrund. Knapp vor Kon Tum kommen wir an einem traditionellen "Hochdach"-Haus vorbei, imposant und kaum beschreibbar, unten Stelzenhaus, das Dach, aber im 75-80° Winkel nach oben und der Giebel auf 20 Metern Höhe. In Kon Tum, einer aufstrebenden Stadt mit all den hässlichen offiziellen Gebäuden und Neubauten - aber auch einem nicht zu verleugnenden Charme, obwohl wir nicht genau wissen, woher dieser kommt, gibt's wieder Teer und das Hotel, in dem wir uns einquartieren, bietet eine Badewanne zum Preis eines Zimmers ohne - wir brauchen sie! Der nächste Tag von Kon Tum nach Plei Ku sollte wieder eine sehr kurze Strecke sein, die uns die Möglichkeit gibt, immer wieder anzuhalten und die Gegend ein bisschen näher anzusehen. Wir können uns noch immer nicht entscheiden, ob uns die Gegend hier gefallen soll oder nicht, denn obwohl technisch noch in Vietnam ist hier alles anders. Die Farben, die Vegetation und alles was noch dazukommt. In Plei Ku knapp vor Mittag angekommen, haben wir noch genügend Zeit, um die Stadt ein bisschen näher anzusehen und in einigen Cafés zu sitzen. Abends treffen wir zwei Tour-Guides, die von Da Lat aus zwei Touristen mit dem Motorrad auf eine "Highland"-Tour nehmen. Sie sind eine unglaublich gute Quelle für Informationen betreffend den Unterkünften und Sachen die man auf der Fahrt bis ins Mekong-Delta sehen kann. Die Touristen stellen sich als Deutsche heraus und wir alle entschliessen uns am Abend zusammen essen zu gehen. Zurück im Hotel nach dem Essen stellen sich unsere Landkarten als die besten heraus, die unsere Guides je gesehen haben. Sie wussten aber nicht, dass das Kartographische Institut und die Druckerei in ihrer eigenen Heimstadt - Da Lat - Zuhause ist. Die Fahrt bis nach Buon Ma Thuot am nächsten Tag war interessant, speziell weil wir dank ausgezeichneten Strassen die recht lange Strecke innert kürzester Zeit überbrücken konnten. Auf der Strecke kommt man an sehr grossen Kautschuk-Plantagen vorbei. Kilometerweise dichte, jedoch in perfekter Symmetrie gepflanzte Wälder in Monokultur. Buon Ma Thuot ist gross, sehr gross. Einige Kilometer vor der Stadt geht bereits die Strasse in einen Boulevard über und endet an einem gedankenlos hässlichen und übergrossen Kriegsdenkmal auf dem ein russischer Panzer mit wehender Vietnamesischer Flagge aufgestellt ist. (Wer nun gedacht hat, dass dies ein echter Panzer ist, der erbeutet wurde, wird enttäuscht sein - das Ding besteht aus Beton, welcher mit entsprechender Farbe bemalt wurde!) Die Hotels sind teuer und auch nach längerem Handeln nicht unter 10 USD zu bekommen. Wir entscheiden uns hier noch mal einen Tag zu bleiben, denn ganz in der Nähe soll ein Nationalpark mit Elefanten-dorf sein, in welchem die Einwohner heute noch domestizierte Elefanten benutzen, um wilde Elefanten (die es hier tatsächlich noch geben soll) einzufangen. Die Rundfahrt in der Stadt ist aber eher ergebnislos, ausser einem sehr netten kleinen Café, welches unsere "Kem Yaourt" (Gefrorenes Joghurt), nach welchem wir seit Laos süchtig geworden sind, in einer netten Umgebung verkauft und einem Stand, der die bisher besten vietnamesischen Sandwiches zubereitet. (Nur schon für diesen Stand würden wir glatt noch mal einen Tag bleiben!) Die Fahrt nach Buon Don auf einer Holperpiste, die jedoch in absehbarer Zeit geteert werden wird, bringt uns durch eine Gegend, die uns ganz stark an die Toskana erinnert: Dieses dunkle Grün der Vegetation gekoppelt mit der cremefarbenen Erde und den leichten Hügeln. Als wir dann in Buon Don selber ankommen, ist unsere Enttäuschung gross - ein nondeskriptes Dörfchen, welches auch irgendwo sonst in Vietnam stehen könnte. Keine Schilder wohin, nichts. Wir entschliessen uns, uns einfach ein bisschen umzusehen und wenn wir nichts finden, diesen Tag in eine kleine Rundreise zum nahe der Grenze zu Kambodscha liegenden Dörfchen Ea Sup zu verwandeln. Zum Glück sind wir weitergefahren, denn der Nationalpark und das Elefantendorf liegen knapp 15 km hinter dem offiziellen Dorf Buon Don. Dort angekommen erkundigen wir uns, ob es tatsächlich diese Elefantentouren gäbe. Ja, ja, es gäbe sie und weil kein Ansturm bestehe (der letzte Eintrag eines Touristen war schon über eine Woche alt und der Durchschnitt vorher auch nicht besser), können wir losreiten, wann wir wollten. Nach einer harten Verhandlung betreffend dem Preis - sie wollten lachhafte 25 USD pro Stunde, bekamen wir eine schöne 4-Stündige Tour für 20 USD. Und schon konnte es losgehen: Entlang dem Fluss zum Dorf, wo die Kinder uns mit dem uns schon aus Laos bekannten "sabai-dii" begrüssen - ein echtes Thai-Dorf also. Dann wird's ernst: Durch den Fluss mit dem Elefanten, das Wasser kommt bis fast an unsere Füsse und die Bewegung ist komisch verfälscht - man meint, dass man sich keinen Millimeter weiterbewegt, jedoch ist man nach einigen Minuten schon fast drüben. Im Nationalpark geht's dann durch das dichte Unterholz, wo man in der Ferne die Affen schreien hören kann. Innert 2 Stunden gelangen wir zu den Flussschnellen und dann, nach einer kurzen Fress-Pause für den Elefanten wieder zurück entlang dem Fluss bis zur Basis. Inzwischen sind am Horizont dicke, schwarze Wolken aufgetaucht und kommen mit einer extremen Geschwindigkeit auf uns zu, obwohl nicht viel Wind vorhanden ist. Kaum sind wir wieder im Nationalparkhaus, bricht über uns die Hölle los - es regnet so stark, dass wir keine 50 Meter weit sehen können - glücklicherweise ist alles eine knappe Viertelstunde später vorbei und als wir uns auf den Weg zurück nach Buon Ma Thuot machen, scheint schon wieder die Sonne. Die Strasse ist eine knappe Viertelstunde später wieder staubig und es gibt keinen Hinweis darauf, dass es hier dermassen geregnet hat. Zurück in Buon Ma Thuot, bereiten wir uns mit viel Joghurt und einigen Broten auf die morgige Fahrt nach Lak, am Lak-See (sinnig, nicht?) vor. Am nächsten Morgen strahlt uns die Sonne entgegen und die 60 km sind dank 30 km Teer und der tollen Aussicht auf die fast 2000 m hohen Berge, über die wir noch, auf dem Weg nach Da Lat wollen, recht schnell vorüber. Wir fahren über einen kleinen Pass, nach welchem wir den Lak-See inmitten von Hügeln und Bergen in einer Art Senke sehen. In Lak soll es die Möglichkeit geben, in einem Stelzenhaus zu übernachten, analog Mai Chau und da das uns recht gefallen hat, fahren wir gleich mal dorthin. Das "Lak-Tourist-Resort", welches einen Kilometer vom Dorf entfernt ist, scheint ganz angenehm zu sein, einige Stelzenhäuser, auch hier die Möglichkeit, mit einem Elefanten durch die Gegend zu reiten und sonst nichts wahnsinnig touristisches. Der See selber hat einen romantischen Touch. Was aber dann kommt, ist reiner Hohn: 1 Person übernachten im Haus kostet 75'000 Dong (ca. 9 Fr.). Man führe sich vor Augen, dass es hier keinerlei Komfort gibt; Man schläft auf dem Boden und hat keinerlei Privacy und die Sanitären Anlagen sind (Die Natur des Hauses bringt das mit sich) weit hinter dem Haus und wie wir in diesem Fall sehen konnten, selbst für Asien-gewöhnte nicht besonders einladend. Als wir nach einem Rabatt fragen, weicht uns die "Besitzerin" (die auf einmal nicht mehr die Besitzerin ist, sondern nur noch auf das Haus aufpasst) aus und sagt, dass sie bei ihrem "Manager" vielleicht einen 5000 Dong Rabatt herausholen kann. Na Danke! Wir fahren ins Dorf rein und sehen ein Phòng Tro, welches uns beim durchfahren nicht aufgefallen war, da Phòng Tro's in der Regel klein sind (dieses hier ist ein doppeltes, doppelstöckiges Haus), nicht besonders ansehnlich, weil alt (dieses hier riecht noch nach neuer Farbe) und generell nicht im offiziellen Stil gebaut (dieses sieht aus als wäre es ein offizielles Gebäude) - kurz und gut, es lädt ein. Die Preise erstaunen auch: 80'000 für ein komplettes 3-Bett Zimmer, mit Balkon und Tischchen - alles sauber und sehr gepflegt. Natürlich lassen wir uns sofort hier nieder und essen im integrierten Resto gleich was - auch hier: extra günstig - 2 Fr. machen uns beide satt! Nach dem Essen setzen wir uns neben der absolut überdimensionierten Sony-Stereoanlage, welche seit geraumer Zeit anstatt der üblichen "Asia-Düdelsound"-Klänge westlichen und "hörbaren" Disco-Beat wummert und sehen uns bei Tee und Zigaretten die CD-Sammlung an, die sich unter der Anlage angesammelt hat. Und da kommt die Überraschung: Welche CD ziehen wir zuerst aus dem Regal? Keiner wird's erraten: Die Kuschel-Rock Nummer 9! Weiter in dem Regal, neben vielem anderen 2 Unlimited, Bravo Hits und vieles, vieles mehr. Wie kommen diese - ohne Zweifel echten - CD's hier mitten ins Nichts nach Vietnam? Als wir nachfragen, holen die Leute vom Resto einen Typen, der erst nachdem wir mühsam in Vietnamesisch ihn fragten, ob er denn diese CD's gekauft hat und ob er in Deutschland Bekannte hat, im breitesten Deutsch erklärte: "Weissdu isch hob in der Glaoshüttö nahö boi Hhannovr geoirbeitöt" - unglaublich, wir werden immer wieder von neuem in diesem Land überrascht. Nach einigem Small-Talk musste er wieder Arbeiten und nun sang noch Toni Braxton "Unbreak my Heart" mit x Dezibel durch die Lak-See-Senke für uns. Der Nachmittag plus abend mit mehr gutem Essen und guter Musik ging im Fluge vorbei und wir bereiteten uns mental schon auf den nächsten Tag vor, der 180 km über grosse Pässe mit sich bringen sollte und ganz bestimmt nicht einfach wird (Zitat Reise Know How: Die Strasse von Buon Ma Thuot nach Da Lat gilt als unbefahrbar). Wir waren uns eigentlich am nächsten Morgen gar nicht so sicher, ob wir überhaupt fahren sollten, angesichts der dunklen Wolken, die sich über unseren Köpfen zusammenbrauten. Wir entschieden uns dafür und kamen bereits nach einigen Kilometern in einen schweren Regen. Die Strasse füllte sich nach einigen Minuten mit Wasser und da der Untergrund wieder Humus gemischt mit Lehm war, verwandelte sich die ganze Sache wieder einmal in eine Schlammschlacht. Grosse Pfützen, teilweise bis zu 50 m lang mit unbekannter Tiefe und viel, viel Dreck, das war unsere Strasse. Wir überlegten uns, ob wir zurück nach Lak sollten, aber unser Optimismus, dass es nicht den ganzen Tag lang regnen wird, überwiegte. Langsam, sehr langsam, im ersten Gang fuhren wir durch das Wasser und den Dreck, um nicht vom Motorrad zu fallen (Lehm in den Rillen der Reifen verwandeln auch das beste Profil auf Lehm innert Metern in Slicks ohne Haftung) bis der Untergrund sich wieder in eine steinige Angelegenheit verwandelt hatte und ein normales Fahren möglich wurde. Knapp zwei Stunden später hörte es auch auf zu regnen und so konnte unser Aufstieg beginnen. Die Gegend war sehr alpin und auf allen Seiten ragten Berge in die Höhe. Unsere kleine Strasse windete sich durch die Landschaft, entlang kleiner Dörfer und kleinen Feldern, die vor lauter Steinen kaum was wachsen liessen. Irgendwann ist wurde auch die Bevölkerungsdichte so gering, dass nur noch einzelne Häuser herumstanden und wir uns so richtig in den Alpen wähnten. Nach dem ersten und längeren Stück, welches nicht besonders viele Höhenmeter brachte, kamen wir wieder auf eine Art Plateau und sahen zum ersten mal seit längerem wieder Reisfelder - ganz frisch gesät; mit einem sehr zarten grün - aber auch auf böse, noch dunklere Wolken, als wir bisher jemals gesehen hatten. Mit unserem üblichen Optimismus hofften wir, dass wir es bis Da Lat - noch 70 km weit entfernt - trocken schaffen würden. Leider reichte es nicht: Innert Minuten nachdem es zu regnen anfing, mussten wir irgendwo unterstand finden, da es dermassen aus allen Kübeln goss, dass die Sicht auf 20 m reduziert wurde. Die Strasse war sofort nur noch ein Bach und die wenigen Tropfen die uns erreichten, bevor wir hielten, hatten uns innert Minuten bis auf die Knochen durchnässt (Mit Regenschutz, wohlgemerkt!). So schnell wie der Regen kam, so schnell war er wieder vorbei. Zehn Minuten später sassen wir wieder auf dem Motorrad und versuchten, den grossen Pfützen aus dem Weg zu gehen. Die Strasse bot uns nur noch einen Pass, den Prenn-Pass, der zwar wieder gut geteert war, aber nichtsdestotrotz steil und lang war. Oben angekommen fühlten wir uns, als wären wir irgendwo in den französischen Alpen. Die Strassen und Häuser - Chalets - alles stimmt. In dem Hotel, welches uns die Guides in Plei Ku empfohlen hatten, liessen wir uns nieder und fingen an, während den nächsten paar Tagen, die Stadt zu erkunden. Eigentlich gibt's ausser ein paar Wasserfällen, die wir NICHT besuchten und einem "authentischen" Bergvolkdorf - welches wir auch nicht besuchten (zurückzuführen auf die 5 USD, die man uns an der Einfahrt abknöpfen wollte - pro Kopf!), einem nicht mehr funktionierendem Bahnhof und äusserst hässlichen Betonklotz von Markt, den die Amerikaner hierhergestellt hatten, (Zitat: "Ein Geschenk des amerikanischen Volkes an das vietnamesische Volk") eigentlich nichts besonderes zu sehen. Die Stadt selber, ist, wenn man die recht versteckt gelegenen vietnamesischen Restos gefunden und den ewigen Guides, die auf Touristenfang ("Where do you come from?"- Switzerland "Ahhh, I have many recommendations from people from Switzerland (er streckt uns das überall in Asien existierende Büchlein entgegen, in dem er eine Eintragung erwartet, wenn man eine Tour gemacht hat), please read" - Wir erklären ihm, dass wir mit dem eigenen Fahrzeug da sind. "But you need a guide to see the true rural life!" - Wir erklären ihm, dass wir seit 5 Monaten in diesem Land sind und sehr wohl wissen, wie und wo wir "rural life" sehen und erleben können -> alles in allem zieht sich das Gespräch mit jedem solchen Typen über Minuten dahin und sie wollen nicht locker lassen...) sind, weil es in dieser Zeit einfach zuviele Guides und zuwenige Touristen gibt, aus dem Weg gegangen ist, hat Da Lat viele schöne Seiten. Im Hotel treffen wird dann auch auf unsere zwei Guides, die wir schon in Plei Ku getroffen hatten und sprechen mit ihnen über die weiteren Möglichkeiten, die wir von hier aus haben. Nette Kerle, gegenüber dem, was wir inzwischen von den anderen (siehe oben) haben erleben müssen. Nach gut 4 Tagen haben wir aber von der ewigen Kühle - die Tage sind nur warm genug, wenn die Sonne direkt scheint - falls nicht: brrr - und wollen auch den täglichen Regengüssen entkommen, die alles noch kälter werden lassen. Unser nächstes Ziel: Nha Trang, am Meer mit Strand, Hitze und vor allem dem berühmten BBQ vom Lac Cahn - Restaurant: Satt für 16'000 Dong - Morgen geht's wieder ans Meer. 0 Meter gefallen uns eh zunehmend besser als 1500.