Die live-Berichte über den Erstschlag von NATO auf Jugoslavien via
CNN hat uns die halbe Nacht wachgehalten. Trotzdem packen wir unsere letzten Sachen ein
und verlassen um 7.00 unser geliebtes kleines Hotel und bepacken unser Motorrad. Es ist
das Erste Mal, dass wir unsere Seitenhalterungen benutzen und entgegen aller Voraussicht
ist das Ergebnis für Chantal sehr bequem. Es sitzt sich für sie fast wie auf einem
Thron, mit den beiden Backpacks auf der Seite als Armlehnen. Für mich ist jedoch die
Situation schon ein bisschen anders: Die Minsk verhält sich nun auf der Strasse wie eine
lahme Bergkuh, der man immer zuerst einmal viel Zeit geben muss, um die gewünschte
Richtung einzuschlagen. Zudem ist das Motorrad unglaublich schwer. Was uns aber nicht im
geringsten davon abhalten wird, unsere geplante Route nicht in Angriff zu nehmen. Wir verlassen Hanoi auf einer seiner Ausfallstrassen und machen uns auf den
uns schon bekannten Weg nach Mai Chau via Hoa Binh. Wir haben diesmal sogar die
Gelegenheit, die Fotos nachzuholen, welche wir das letzte Mal - wegen leerer Kamerabatterie
- nicht machen konnten. In Mai Chau angekommen, gehen wir nicht, wie das letzte Mal
in das Mai Chau Guesthouse, sondern in ein kleine Thai-Dorf nicht weit davon entfernt.
(Bevor unserer Abfahrt hatte uns Tuàn die Koordinaten gegeben - thx!) Es hat sich gelohnt
zu kommen, denn hier kann man in einem der Stelzenhäuser übernachten, die wir schon so
oft gesehen haben, aber noch nie die Chance zur Übernachtung hatten. Auch, wie
vorhergesagt, was der alte Besitzer des Hauses eine Schau und das Essen und der
Reisschnaps reichlich und gut - nichtssagend, dass wir, als Bettzeit angesagt war, ohne
Weiteres in einen sehr tiefen Schlaf fielen.
Am nächsten Tag fuhren wir, weil uns die N1 nicht interessant (2
Fahrten auf der gesamten Strecke Hanoi-Saigon sind genug!) und einfach auch zu stressig
vorkommt, auf der N15 von Mai Chau Richtung Süden. Nicht das wir erwartet hätten, dass
die Strecke geteert ist, aber dass gleich die Strasse nach einigen Kilometern an den
Limiten unserer Motorkraft und Federung nagt, hätten wir nicht geglaubt - war aber so!
Nach Mai Chau war gleich der Teer fertig und wir fuhren durch eine einmalig schöne Gegend
entlang einem Fluss. Die Strasse wurde zunehmend holpriger und mit der Zeit war sie nicht
mehr für einen normalen Wagen befahrbar. Immer wieder zweigen neuaussehende und
verlockende Strassen von der 15 ab, oder es sieht aus, als wäre die neue Strasse die 15.
Die Strassen sind nicht angeschrieben und die Kreuzungen nicht markiert, was uns immer
wieder auf die falsche Strasse bringt - zum Glück können wir in Vietnamesisch fragen...
Nachdem wir uns mit unserem schweren Gefährt manchmal
viertelstundenweise ausschliesslich im 1. und 2. Gang vorwärts bewegt haben, kommen wir
dann - glücklicherweise - dank erneuerten Strassen recht gut - immer noch kein Teer,
wohlgemerkt - voran. Der Tag ist brilliant, die Sonne heiss und unser heutiges Ziel
unbekannt - Es gibt nichts schöneres. Gegen Nachmittag fragen wir immer wieder mal, ob es
irgendwo in der Nähe ein Gasthaus oder so gibt und bekommen immer wieder
widersprüchliche Aussagen, aber wir fahren weiter. Zum Glück! Als wir wieder auf einem
ziemlich schlechten Stück Strasse sind, wir hatten vor einigen Kilometern einen
grösseren Bach durchquert, kommen wir an einem Begräbnis vorbei, schillernd, eigentlich
bunt und sehr sehr fremd. Überall werden Papierfetzen herumgeworfen, eine kleine Band
spielt (für unsere Ohren) nicht traurig klingende Musik und die Leute gehen dem Sarg
voran. Die Trauer muss gross sein, denn nur die wenigsten lassen sich von unserer Präsenz
ablenken. (Unter normalen Umständen würde eine solche Menschenmenge einen mehrstündigen
Halt mit allem drum und dran bedeuten)
Als wir nach nochmal einigen Kilometern - und schon recht spät am
Nachmittag in einem grösseren Ort ankommen, fragen wir ein paar offiziell aussehende
Leute ob wir hier irgendwo übernachten könnten. Sie sagen uns, dass es weit und breit
nichts gibt und wir in die nächste grössere Stadt - Thanh Hoa, 60 km weg von hier und an
der N1 - fahren müssen. Auch nach längerem Hin und Her ist da nichts zu machen. So
machen wir uns auf den Weg, auf einer zunächst sehr, sehr schlechten Strasse, die dann
aber zu unserem Glück ziemlich schnell in eine geteerte überging und so die 60 km auf
eine zweistündige Fahrt zusammenschmelzen liess. Die Gegend aber war, nach einem Tag in
den Hügeln auf einmal sehr interessant: Flach, unglaublich grün (frische Reisfelder) mit
Karsthügeln à la Halong Bucht - komisch und einmalig, speziell im Abendlicht. Der Abend
in Thanh Hoa liess uns unsere zusätzlichen 60 km schnell vergessen, denn die Leute in
einem kleinen Food-Schuppen, den wir für unser Abendessen ausgesucht hatten, verwandelten
den Abend in eine sehr angenehme, nette und vor allem schmackhafte Angelegenheit. Spät
erst kamen wir wieder ins Hotel zurück.
Am nächsten Morgen informieren wir uns bei dem Hotel über die
Übernachtungsgelegenheiten in den nächsten ca. 100 km entlang der Strasse 15 - speziell
angesichts dem, dass wir die gestrigen 60 km wieder zurückfahren müssen wenn wir wieder
auf die 15 wollen. Zudem: Falls es keine Möglichkeit zum übernachten gibt, müssen wir
am Abend irgendwie wieder zurück an die 1, was wieder 60 km bedeutet und schlussendlich
nicht sehr viele Kilometer auf der 15. Wir entscheiden uns, einen Tag lang entlang der 1
zu fahren, um dann später weiter zu sehen. Die nächste Station ist Vinh. Obwohl wir
keine Lust haben, wieder in einer grösseren Stadt zu bleiben, fahren wir los, mit dem Tip
vom Hotel, mal in einem kleinen Ort namens Cua Lo, der am Meer liegen soll, zu sehen, ob
dort Ausländer angenommen werden. Die Fahrt bis kurz vor Vinh war, wie ein Engländer,
den wir mal getroffen hatten, es treffend ausdrückte "utterly uneventful". Die
Gegend nondeskript mit Reisfeldern besetzt und mit einer sehr verkehrsreichen N1
durchzogen, an der sich ein kleiner Laden nach dem anderen in äusserst geschmacklosen
Neubauten reihen und ca. alle 500m die gleichen Angebote haben. Was aber erstaunt, ist die
Tatsache, dass auch hier die Kinder und Leute sich mit den ewig-präsenten
"Tây" um uns und unser bepacktes Monster scharen und uns anstarren, als kämen
wir von einem anderen Stern.
Kurz vor Vinh sehen wir dann eine Tafel, die den Ort Cua Lo anzeigt
- eine Seltenheit, denn der Ort ist gemäss unseren Karten unglaublich klein. (Warum er
trotzdem angeschrieben war, erfuhren wir, als wir ankamen..) Die Strasse nach Cua Lo war
durchgehend geteert und führte durch eine Art Reisfelder-Marchlandschaft. Knapp einen
Kilometer vor Cua Lo wurde die Strasse breit und teilte sich in zwei Fahrbahnen à zwei
Spuren - unglaublich. Obwohl noch kaum Häuser stehen, ist am Ende der Strasse
ersichtlich, wie das ganze einmal aussehen soll: Grosse Hotels und Karaoke-Bars. The
Making of a Vietnamese Beach Getaway. Wir halten bei einem Hotel, welches zwar aussen noch
nicht fertiggestellt ist, aber im inneren aussieht, als hätte es schon bessere Zeiten
gesehen. Vietnamesen - Asiaten insbesondere haben augenscheinlich keinen Bezug zum Wort
"Unterhalt". Unser Zimmer, so schön es auch sein mag, hat schon Probleme mit
den meisten "Appliances", die den Preis des Zimmers unnötigerweise in die Höhe
treiben. 20 Dollar wollten sie haben, nach längerem Handeln gibt's das Zimmer aber auch
für 8 USD. Das Meer ist gleich vor unserem Zimmer und der ganze Ort ist unglaublich ruhig
- kein einziger Tourist - obwohl dies nur eines von vielen Hotels ist. Gleich um die Ecke
ist ein kleiner Food-Laden, deren Leute uns dermassen gutes "Sea-Food"-Essen
machen, dass wir uns entscheiden, nochmal einen Tag hierzubleiben und von hier aus Vinh zu
besuchen.
Unsere Fahrt nach Vinh am nächsten Tag bringt uns in eine sehr
komische Stadt. Kein so richtiges Zentrum, keine ersichtliche Planung, ausser im grossen
Massstab angelegte Strassen und offizielle Gebäude. Alles andere ist in einem eher
morbiden Zustand und lässt erahnen, von wo die Hilfe für den Wiederaufbau nach dem Krieg
gekommen ist: Die DDR. Die Leute hier sind jedoch freundlich und bei einem Gespräch mit
etlichen Leuten bei einem Food-Stand erfahren wir noch vieles mehr über die Stadt und
Umgebung. Aber als es dann wie aus allen Kübeln gegossen zu regnen beginnt, finden wir
nichts schönes mehr hier und machen aus auf den Weg zurück nach Cua Lo, um uns einige
Krabben und sonstige Delikatessen reinzuziehen. Am Abend - wiederum in diesem kleinen
Resto plus einigen Leuten, die interessiert aus der nebenangelegenen Karaoke-Bar gekommen
sind, um mit uns zu reden, nachdem wir mit dem Essen fertig sind - schenken wir unser
Phrasebook von Lonely Planet, welches uns eher Schaden als Nutzen gebracht hat
(Kauderwelsch, wurde uns von Markus gesagt, sei wesentlich besser und inzwischen hat sich
das auch bewahrheitet. Mit diesem Büchlein kann jeder viel schneller eigenständig Sätze
bilden und nach Ausdrücken fragen, was die eigene Sprachfähigkeit viel schneller formt.)
der Tochter der Besitzerin, welche sich jeweils mit uns mittels ihren Brocken Englisch,
die sie in der Schule gelernt hat, zu verständigen versuchte und neue Wörter wie wild
notierte und lernte. Zumindest macht der Lonely Planet in ihren Händen eher Sinn, als in
unseren.
Wir fahren am nächsten Tag Richtung Süden auf der 1 weiter, weil
unsere Nachfrage nach geeigneten Übernachtungsmöglichkeiten genauso negativ verlief, wie
zwei Tage zuvor. Nur heute sollte der Tag nicht so schön sein, wie die bisherigen Tage,
an denen wir weite Strecken fuhren: Es fing an zu regnen - nicht schwer, dafür stetig und
wir wurden bis auf die Knochen nass. Von unseren Backpacks ganz abgesehen! Die Strecke war
wiederum sehr uninteressant und vor allem flach, flach, flach. Das einzige, was immer
wieder schön anzusehen ist, sind die unglaublich grünen Reisfelder, die in diesem
indirekten Licht in einem noch viel surrealistischeren Grün leuchten als normal.
Leider wurde dieser Teil der Strecke von einem Unfall überschattet,
den wir hatten. - Keine Bange, ausser ein paar blauen Flecken ist nichts passiert, aber
was dabei abgegangen ist, ist von Interesse: Die Strasse war sehr, sehr nass als wir in
einem kleinen Dorf einem grösseren Hund, der auf der Strasse sich entschlossen hatte,
genau dort hinzuzotteln, wo wir schon ein Ausweichmanöver seinetwegen hingezielt hatten.
Als wir dann versuchten, nochmal auszuweichen, kam uns ein kleinerer Patch Dreck auf der
Strasse sehr ungelegen, der das leichte Bremsen mit dem Vorderrad in ein Schlingern
unsererseits verwandelte. Das wäre alles halb so schlimm gewesen - wir hätten das
Motorrad in dieser Richtung halten können - wäre da nicht genau ein Fahrradfahrer im Weg
gewesen, zu dem wir gleich nach diesem Schlingermanöver zu schnell, um auszuweichen,
aufholten. Wir erfassten seinen Sattel mit unserer Lenkstange und schoben sein Fahrrad
einfach unter seinem Hintern weg - für uns war es nicht so schön: die Lenkstange wurde
von dem Fahrrad so stark auf eine Seite geschoben, dass wir nicht mehr die Balance halten
konnten und auf der einen Seite - zum Glück durch den Backpack geschützt - über die
gesamte Strasse während ca. 30 m schlitterten. Chantal konnte (wollte) sich während dem
Schlittern vom Sattel lösen und war schon auf den Beinen, als ich auf der anderen
Strassenseite zum Stillstand kam. Was nun folgte, kann nur in Vietnam geschehen: Als ich
aufstand, blickte der Mann, den wir vom Fahrrad gestossen hatten, noch besorgt in meine
Richtung.
Als er aber sah, dass wir Fremde waren, konnte man die Dollarzeichen
in seinen Augen auch als Ungeübter sehr, sehr deutlich sehen. Als ich dann mit dem
Motorrad zum Unfallort zurückkam, hatte sich bereits eine anschauliche Menge von Leuten
zusammengefunden. Wir versicherten uns, dass diesem Mann nichts ernsthaftes geschehen war
und sagten "Entschuldigung". Was dann kam, liess zumindest meine Stimmung, die
noch schuldig war, rasch umschlagen: (Wir können nie wissen, was der Mann wortwörtlich
gesagt hat, aber die Wörter, die wir verstanden hatten, plus Gestik & Tonfall sagten
genug) Der Mann sagte sowas wie "Deine Entschuldigung nützt mir viel, gib mir
gefälligst Geld!" Während die Menge immer offensichtlicher über mögliche
Geldbeträge sprach, die man uns abnehmen könnte, wuchsen die Tiraden zwischen mir und
dem Mann uns unermessliche. Er wollte Schmerzensgeld plus wir sollten ihm noch Geld für
die REPARATUR seines jahrzehntealten, rostigen und verbeulten Fahrrades geben.
Schlussendlich beschimpfte ich ihn in Schweizerdeutsch und er mich in Vietnamesisch bis es
knapp in Handgreiflichkeiten auszuarten schien. Zum Glück war da Chantal - knapp 20 cm
grösser als der Mann, die ihm 20'000 Dong in die Hand drückte und sagte der solle damit
zufrieden sein. War er aber nicht und fuhr fort mich mit den übelsten Worten, die keiner
genaueren Übersetzung bedurften, um sie zu verstehen, zu beschimpfen. Nun aber sass
Chantal schon auf dem Motorrad und sprach auf den Typen ein und schliesslich schien er
sich doch von ihr überzeugen zu lassen, dass es nicht mehr von uns gebe. In aller Eile
fuhren wir dann weiter, nur um einige Kilometer später ein "Damage-Assessment"
zu machen: Chantal, ein, zwei blaue Flecken, Andrew, dasselbe, Motorrad, gebrochene
Halterung der Bremse, die ins Fahrrad stiess, Backpacks, Reissäcke auf der Schlitterseite
dahin plus Rucksack aufgeripscht, ein Loch von ca. 2 cm² - das war's. Sonst alles in
Ordnung und regnen tut's immer noch aus allen Wolken, Zeit um weiterzufahren.
Insgesamt sind wir froh, als wir gegen Abend triefend in Dong Hoi
ankommen und im Hotel uns einer warmen Dusche zuführen. Unsere Backpacks sind wegen dem
vielen Wasser, welches in sie gedrungen und die Kleider, die dabei nass geworden sind und
das Wasser dort behalten haben, sehr sehr schwer. Die Kleider sind nicht nur Nass, sondern
auch dreckig, denn das Wasser war ja nicht Sauber, welches von der Strasse kam. Die
Bücher, die unten waren, als wir den Unfall hatten, sind nicht nur durchgehend nass,
sondern auch ziemlich zerzaust, speziell, die Bücher, die am Loch im Rucksack waren und
mit der Strasse in Kontakt waren. Nicht so schlimm, wir verwandeln unser Zimmer in einen
Trocknungsraum, als wir die Kleider trocknen lassen - ein schlechtes Gefühl sagte uns,
dass es am nächsten Tag nicht besser werden sollte.
War es auch nicht! Der nächste Tag nach Hue sollte noch viel mehr
Regen in noch konzentrierter Form bringen, als wir am Tag zuvor hatten - wir wurden
diesmal bis auf die Knochen nass. Nässer geht's nicht mehr. Zum Glück war die Strecke
nicht besonders weit und wir kamen ziemlich bald in Hue - zum dritten Male inzwischen -
an. Wie begossene Ratten sahen wir aus - dreckig - Vietnams Strassen sind unglaublich
dreckig, speziell wenn es regnet, bleibt der Dreck überall hängen und einige Baustellen,
wo es keinen Teer gab, tat das Übrige, um alle Farben, die wir jemals in unseren Kleidern
hatten, in ein Grauschwarz zu tauchen. Wir machen uns in einem schönen Zimmer mit
Klimaanlage breit. Nicht dass die Temperaturen eine Klimaanlage nötig machen würden.
Klimaanlagen der neueren Generation können auf "Entfeuchtung" gestellt werden,
um die Feuchtigkeit, die während dem Trocknen von Sachen entsteht, dem Raum wieder zu
entziehen - damit es nicht "Füechtelet". Alle Kleider geben wir in die
Reinigung - alles andere hängen wir auf. Die letzten beiden Male, als wir hier waren,
hatte es jedes mal geregnet - was ist nur los mit dieser Stadt? Diese Stadt hat beide Male
keinen speziell coolen Eindruck auf uns hinterlassen - eher eine schlechte, graue und
kühle Erinnerung.
Als am nächsten Tag dann aber die Sonne uns von einem blauen Himmel
herab zulacht, trauen wir unseren Augen nicht, wie stark sich die Stadt verändert, wenn
mal direktes Sonnenlicht zur Verfügung steht! Auf der anderen Seite des Flusses steht die
alte Kaiserstadt, wo die früheren Chinesischen Herrscher eine Zitadelle von grossem
Ausmass aufstellten. Innerhalb dieser Mauern steht nochmal eine Mauer um ein kleineres
Areal, die ehemalige verbotene Stadt - heute noch sind die Parallelen mit Beijing zu
sehen. Im Gegensatz zur Stadt Hue, wie sie heute steht - auf der anderen Seite des Flusses
- ist der Teil der Stadt innerhalb der Zitadelle viel, viel schöner und vor allem besser
erhalten. Bei der Einfahrt wähnt man sich in Xi'An in China, mit der massiven
Umfassungsmauer und drinnen leben heute noch ca. 50'000 Menschen in kleinen verwinkelten
Häusern - schön anzusehen, schön einfach dort zu sein. Keine hohen Häuser - nichts
wirklich hässlich vietnamesisches.
Inzwischen sind unsere Schuhe auf dem Hoteldach am trocknen und wir
genehmigen uns die hiesige Spezialität: Bùn Bò Huê´. Endlich mal was etwas
schärferes! Der nächste Tag war reserviert für eine kleine Ausfahrt ans Meer. Als wir
entlang der kleinen Zubringerstrasse fahren, wähnen wir uns in Hoi An. Überall kleine
Tempelchen Chinesischer Herkunft gepaart mit ebenso kleinen und hübschen Häuschen im
gleichen Stil. Der Tag ist genauso strahlend, wie gestern und die Temperaturen sind mehr
als angenehm. Auf einer kleinen vorgelagerten, länglichen Insel, die man per Brücke
erreichen kann (unsere Karten zeigten noch eine Fähre), war dann unsere Fahrt zu ende.
Hier, wie wir nachher bei einem Halt bei einem kleinen Food-Shop erfahren, siedeln sich
die reichen Rückkehrer aus aller Herren Länder an und bauen wie die Wilden in jedem
erdenklichen Stil. Speziell auffällig sind die vielen kleinen Tempelchen, die höchstens
2 Jahre alt sind und als Dank an die gnädigen Geister gedacht sind. Wir machen uns zum
Strand auf und fahren mit der Minsk bis ans Meer. Hier ist keine Menschenseele und wir
haben die grossen Dünen für uns ganz alleine. Das Meer schimmert uns in einem sehr, sehr
unwirklichen Türkis, Grün und gegen den Horizont mit einem tiefen Königsblau an - alles
stimmt, alles ist schön. Wir wollten eigentlich noch eine Weile länger hier bleiben,
doch ohne Sonnenschirm ist die Sache auswegslos, nach nur einer Stunde sind wir schon
"overexposed" und machen uns auf den Weg zu einem kleinen Shop, wo wir uns (wie
bereits gesagt) mit der Besitzerin unterhalten, deren Mann in den USA lebt und so ihr
einen guten Lebensstandard sichert - offensichtlich. Das Haus ist neu und die Stube ist
schwanger von all den Elektronischen Gadgets, die man heute so in Asien zum Leben braucht.
Ihr Englisch ist hervorragend und wir erfahren so viel von der Umgebung.
Als wir auf dem Heimweg dann an der Abzweigung vorbeikamen, die zu
dem Dorf führte, das von Ho Chi Minh bewohnt wurde, entschieden wir uns dagegen, dort
hinzufahren, und machten einen grösseren Umweg durch kleinere Dörfchen, um noch mehr von
dieser schönen Umgebung reinzuziehen. (Unbedingt empfehlenswert!) Wieder in Hue bereiten
wir uns vor, am nächsten Tag weiterzufahren, das Wetter sieht gut aus - sternenklare
Nacht - und die Nächste Etappe nach Lang Cô, einer kleinen Beach kurz vor dem Wolkenpass
ist sehr kurz - nur knapp 60 km - ein Lacher. Ich scherzte schon, wir könnten den ganzen
Weg ja im ersten Gang fahren, damit wir nicht zu früh ankommen. Mal sehen, wie's wird...
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