Wir sind uns diese kurzen Visas einfach nicht gewohnt. Knapp in
Laos angekommen, müssen wir schon wieder raus. Eigentlich zieht es uns ja, wenn wir
ehrlich sind, wieder nach Vietnam zurück - all die Freiheit mit unserem Motorrad ist
schon mit keinem anderen Reisen zu vergleichen! Wir reisen im letztmöglichen Moment von
Luang Pha Bang los und haben einige Tage (!) im Bus vor uns. Warum dass die
Vietnamesen/Laoten erst so wenige Grenzübergänge für Ausländer geöffnet haben, ist
uns ein Rätsel. Wir hätten eine solch schöne Rundfahrt machen können, wenn die Grenze
bei Dien Bien Phu offen gewesen wäre! Na ja, nun müssen wir eben einen 1200 km langen
Umweg machen, damit wir über eine offzielle Grenze können. Zudem ist es nicht besonders
interessant, wenn man eine solch lange Strecke bereits vor einigen Wochen schon mal
gefahren ist (Manchmal hassen wir diese Visa-regulierte Welt!) Bevor
wir von Vientianne weiterfuhren, dachten wir uns, dass ein spezielles, überall
ausgehängtes Angebot betreffend einem neuen Express-AirCon-Bus, der für die Strecke nach
Savannakhet nur 6-7 Stunden statt 11 Stunden benötigt, genau das Angebot für uns sein
könnte. Nur 2000 Kip teurer als der lokale Bus, lachte uns sogar der Preis an. O.k.,
dachten wir uns und kauften dieses Ticket bei der alternativen Busgesellschaft. Morgens
finden wir uns ein, und siehe da, es werden beim Einsteigen in den Bus Platznummern
zugeteilt, die Sitze sind auch für unsere langen Beine geeignet und das Fahrzeug scheint
eine Klimaanlage zu besitzen - grossartig! Wir fahren auf die Minute ab, jedoch in die
falsche Richtung. Nach gut 5 Minuten kommen wir am grossen - offiziellen - Busbahnhof an.
Wir vermuten, dass hier noch weitere Leute zusteigen werden. Aber es sollte anders kommen
- alles aussteigen! Wir haben direkt neben einem anderen - bereits vollen Bus angehalten,
bekommen unsere Backpacks in die Hand und werden gefragt, ob wir ein Air-Con Ticket haben.
Ja natürlich! Wir werden angewiesen, im anderen Bus gleich nebenan (es gibt nur Air-Con
Tickets - praktisch, nicht?) einen Platz zu finden. Klar, dass dort für uns niemand mehr
Platz macht und wir erst nach einigem Hin und Her zum Sitzen kommen. Wir fahren in einem
offiziellen Regierungsbus und als wir uns dann wundern, warum alle die Fenster offen
haben, fragen wir mal nach der Air-Con. Ja, ja, wird uns gesagt, das sei der Air-Con Bus,
dies heisse aber noch lange nicht, dass diese auch funktioniert. Dies sei einfach eine
Art, die verschiedenen Busse zu unterscheiden.
Die Fahrt nach Savannakhet dauert mit diesem Bus genau so lange, wie
wir hin benötigten. Nach einem der vielen Halte, während dem am Bus herumgebastelt wird,
kommt dann der Bus-Jogi und weist jeden an, die Fenster zu schliessen. Dann,
unglaublicherweise kommt kalte Luft aus den Düsen! Es wäre ja wirklich eine gute Sache
gewesen, diese Air-Con, wären wir nicht schon 10 Stunden unterwegs gewesen und nur noch
30 Km von Savannakhet entfernt... Eine Nacht in Savannakhet und schon fahren wir mit dem
Mitternachtsbus über die staubige Holperpiste in Richtung Lao Bao. Fast nicht
erwähnenswert, dass wir in diesem Bus nicht besonders zum Schlafen gekommen sind.
Müde machen wir uns auf zum Abenteuer des Grenzübertritts - immer
wieder ein friedlicher Moment ist für uns der Moment, an dem wir zu Fuss über das
Niemandsland zwischen den Ländern schreiten. (Der Sonnenaufgang macht's!) Dann kommt der
Moment der Wahrheit: Werden wir mit unserem "fake"-Business-Visa hereingelassen?
Nach langem Studieren unserer Papiere und langem Warten bekommen wir unsere Pässe wieder
zurück und ... Wir haben die vollen drei Monate bekommen! Wieder müssen wir warten, bis
es der Bus bis zum Zoll schafft. Hier sollte der komplette Bus - alle anderen Fahrzeuge im
Übrigen auch - auseinandergenommen, alle Waren aus dem Fahrzeug herausgenommen und dem
Zollpersonal präsentiert werden. Während wir auf unsere Zolldeklarationspapiere warten,
lesen wir einige Papiere, die von der Regierung ausgehängt wurden, um gegen Korruption
anzukämpfen. Keine zusätzlichen Kosten als die Ausgeschriebenen dürfen erhoben werden
und wenn, dann solle man sich mit einer Hotline in Hanoi in Verbindung setzen (eigentlich
eine überraschende Haltung, welche die Vietnamesische Regierung hier an den Tag legt!).
Wir begriffen aber bald, dass das Problem etwas anders gelagert ist: Ein Truck-Fahrer, der
soeben vorgefahren ist, dessen Fahrzeug offensichtlich schwer mit Waren aller Art beladen
ist und alles den Zollbeamten zeigen müsste, beugt sich über den Schalter, lässt einige
50'000 Noten zwischen den Tisch und dem Zollbeamten fallen und lässt es so aussehen, als
ob er ihm etwas im Vertrauen sagen wolle. Schwupp, sind seine Papiere gestempelt und er
kann ohne Kontrolle weiterfahren, nachdem der Zollbeamte das Geld gezählt, in seine
Tasche gesteckt und seine Kollegen mit einem Nicken signalisiert hat, dass alles "in
Ordnung" ist.
Unser Bus hat knapp 34'000 Dosen Red Bull aus Thailand geladen und
unser Busfahrer lässt genauso einige Noten in den Schoss des Beamten fallen - keine
wirkliche Kontrolle wird durchgeführt. Nicht so mit unseren Backpacks: Diese werden
Kleidungsstück um Kleidungsstück auseinandergenommen und es wird sogar an unserem
Shampoo geschnüffelt - vielleicht hätten 50'000 uns davor bewahrt... Aber wir haben ja
genügend Zeit - und wenn diese Menschen Freude an dieser Tätigkeit haben, sollen sie
doch. Ob Korruption nun von den Beamten oder den Leuten ausgeht, ein Problem bleibt es
doch noch. Uns Reisende betrifft sie aber zum Glück nicht mehr gross.
Die restliche Fahrt bis Dong Ha, an der N1 verläuft ruhig, staubig
und zeigt uns, warum die Hinfahrt, durch die Nacht Richtung Lao Bao so katastrophal war:
Die Strasse wird komplett erneuert und der Bus kämpft sich oft im Schrittempo durch die
ausgebaggerten Löcher und über behelfsmässige Brücken. Wirklich interessant anzusehen
war eine eingestürzte Hängebrücke, deren Stahlseile gerissen waren und wie Fäden lose
herunterhingen. Wir machen uns im Café an der N1 für den Rest des Nachmittags breit,
nehmen eine Dusche (Wasserkübel über Kopf leeren) und wechseln von unserer
Travellerkluft (T-Shirt, Leinenschlabberhose in funky Farbe) in
"vietnamkompatible" Kluft (Hemd, normale Hose).
Nach einer einigermassen bequemen Nachtfahrt kommen wir wieder in
Hanoi an. Wir mieten uns ins gleiche Hotel wie zuvor ein und gehen wieder unserem
"normalem" Tagesablauf in Hanoi nach und geniessen die schönen Dinge, die uns
hier geboten werden. Obwohl sich innert einem Monat nicht so viel verändert, gab es
dennoch eine Entwicklung, die einer Erwähnung wert ist: Im Süden der Stadt wurden an
jeder kleinen Kreuzung, an denen normalerweise der Verkehr wie ineinandergewoben floss,
eine Ampel aufgestellt. Es scheint, als hätten die Verkehrsplaner in Hanoi die Ampel als
DAS Allheilmittel angesehen. Sogar an Kreiseln (!!) wurden Ampeln aufgestellt! (Aber nicht
ohne Vietnamesische Eigenheit: An den Kreiseln haben immer 2 Strassen grünes Licht. Das
Chaos an dem Kreisel dauert in der Regel länger, als die Dauer der grünen Ampel. Dies
hat zur Folge, dass die nächsten Fahrzeuge, die in den Kreisel fahren, das bereits
bestehende Chaos nur vergössern..) Insgesamt ist die Geschwindigkeit des Verkehrs durch
diese Massnahme wesentlich langsamer geworden und angesichts der Verkehrsregeltauglichkeit
der vietnamesischen Verkehrsteilnehmer ist die Fahrerei eher komplexer geworden, als
einfacher. Spass macht es aber nach wie vor!
Langsam aber sicher bereiten wir uns auf die Abfahrt Richtung Süden
vor, senden Fotos & Zeug per Post heim und lassen unser Motorrad von Cuong nochmals
überholen. Wir laden die Leute von Navico zum Essen ein und bedanken uns nochmal für die
viele Hilfe, die wir während unserem langen Aufenthalt von ihnen bekommen haben. Obwohl
wir uns in Hanoi langsam besser auskennen, als in Zürich und hier absolut leben und
arbeiten könnten, sind wir einfach noch nicht so weit, wieder in einen normalen
Arbeitsrhytmus zurückzugehen. Vielleicht in einem halben Jahr ...(Hö hö!) Nach der
Minsk-Club-1-Jahres Megaparty packen wir unsere Habseligkeiten wieder in die Rucksäcke
und fahren los - Ciao Hanoi! We'll be BACK!
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