4.-6.2.99
Tagebuch Seite 29
Abschnitt 1/2
Laos, first Contact
Um 6 Uhr abends fährt unser Bus Richtung Hanoi ab und nach einer guten Stunde erreichen wir Dong Ha. Dort gehen wir in das Resto, wo der Bus anhalten wird, der uns direkt nach Savanakhet, Laos bringen wird. Nach dem zahlen der 22 USD pro Kopf für das Ticket, wird uns ein Essen angeboten und es wird uns gesagt, dass der Bus um 11 Uhr kommen wird. Wir essen und spielen Karten. Mit der Zeit kommt noch ein weiterer Foreigner, der nach Laos will und er hat die Info, dass der Bus um 10 Uhr kommt. Als dann Mitternacht längst vorbei ist, fragen wir uns, ob der Bus überhaupt noch kommen wird. Um 1.30 ist es dann soweit: der Bus hält vor dem Resto. Wir werden in aller Eile in den Bus verfrachtet und müssen uns zwischen die unendlich vielen Waren quetschen, die unter, neben und auf den Sitzen verteilt sind.

Die Fahrt an die Grenze, obwohl nur 80 km lang, ist eine der schlechtesten, die wir überhaupt jemals in Vietnam gemacht haben. Der Bus quält sich den Berg hinauf und ächzt unter dem grossen Gewicht der Ladung. Wir hatten uns eh' schon gefragt, wie denn das abläuft, denn wir kommen mitten in der Nacht an der Grenze an. Wird die Grenze speziell für diesen Bus geöffnet, oder was? Die Antwort kommt nach gut 4 Stunden, als wir mitten im Dunkeln halten, der Motor wird abgestellt und alle Leute werden still und scheinen sich bereit zu machen, um zu schlafen. War's das? So unbequem, wie die Sitze sind, so schlecht stellt sich auch der Schlaf ein. Knapp eingeschlafen werden wir schon wieder von der Geschäftigkeit im Bus geweckt. Die Türen werden geöffnet und wir werden gebeten, auszusteigen. So sehen wir, warum der Bus so früh abgefahren ist: Der Fahrer wollte der Erste in der unendlich langen Schlange von Fahrzeugen sein, die sich nun am 7 Uhr Morgen schon gebildet hat. Die Geldwechserinnen sind penetrant wie immer und bieten lächerliche Kurse (1 US$ = 4000 Kip - Travellers von Laos sagten uns, dass der Kurs irgendwo bei 5500 liegt) und wir einigen uns nach längerem auf 5000 Kip und wechseln eh' nicht alle unsere Dong, weil wir ja wieder nach Vietnam kommen und dann nicht auf die wahrscheinlich ähnlich lächerlichen Kurse Dollar-Dong angewiesen sein wollen. Wir bekommen kurz darauf die Info, dass der Zoll um 7.30 aufgeht und wir unsere Backpacks selber über die Grenze nehmen sollen.

Also gut, wir nehmen unsere Backpacks auf den Rücken und gehen zum ersten Checkpoint an der Strasse, die zum Zoll führt. Immer an diesen Grenzübergängen sind wir ein bisschen gespannt, weil immer die Möglichkeit besteht, dass das Passieren nicht möglich ist und man dann mangels Stempeln oder gültigen Visas im Niemandsland steht. Diese Spannung fängt dieses Mal schon an diesem Checkpoint an. Wir sind die ersten heute Morgen und der Beamte studiert meinen Pass lange, länger, konferiert mit einem Kollegen und will einfach nicht mit der Gültigkeit meines Vietnam-Visas zufrieden sein. Aber dann, plötzlich gibt er mir den Pass zurück und winkt mich weiter. Wir gehen die Strasse entlang, bis wir zum Grenzgebäude kommen. Dort geben wir unsere Pässe und die blauen Zettel ab, die mit dem Visa kommen. Die Vietnamesen geben ihre Pässe gesammelt ab und es werden zuerst alle Pässe aller anderen Vietnamesen bearbeitet, erst dann unsere Ausländischen. Wiederum werden unsere Pässe sehr genau studiert (Was gibt's denn da immer soviel zu sehen?), bevor wir den Exit-Stempel bekommen. Dann schickt man uns weiter, zum Zoll. Die Trennung zwischen Grenze und Zoll ist bei diesen Grenzübergängen sehr viel offensichtlicher, als bei uns zu hause - beide Organe können einen Grenzübertritt verhindern oder zu einem Alptraum werden lassen. Dieses Mal jedoch, ist der vietnamesische Zoll wesentlich weniger gründlich, als damals, als wir von China ins Land gekommen waren. Bald schon können wir über das Niemandsland und eine kleine Brücke gehen, welche die zwei Länder voneinander trennt. Es ist immer eine sehr bedächtige Sache, wenn wir zu Fuss über eine Grenze gehen. Komisches Gefühl, die Art, wie die Grenzprozeduren ablaufen, machen einen Übertritt immer etwas speziell.

Angekommen in Laos, begrüsst uns schon ein Schild mit "Welcome to Savanakhet Province, Laos". Wir gehen zum Grenzhäuschen und nach einem sehr schnellen und effizienten Prozedere stehen wir schon ausserhalb der Grenzzone vor dem Checkpoint und warten auf den Bus. Hier merkt man schon einen Unterschied: Auf der Vietnamesischen Seite ist immer alles geschäftig, aber hier, auf der anderen Seite sitzen alle Leute nur im Staub herum, trinken und rauchen. Nichts läuft. Wir stehen dort mindestens 2 Stunden rum, bis es unser Bus durch die Grenze geschafft hat und uns wieder auflädt um uns nach Savannakhet mitzunehmen. Die Strasse auf der Laotischen Seite ist zwar komplett leer, aber durchgehend nicht geteert und äusserst staubig. Das hält aber unseren vietnamesischen Busfahrer nicht davon ab, bei vollem Tempo über diese Piste zu brettern. Wir und die Waren heben nicht wenige Male vom Sitz/Boden ab, als wir mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit über Wellen oder in Schlaglöcher der Grösse eines kleineren Swimmingpools fahren. Der vom Bus aufgewirbelte rötliche und sehr feine Staub wird durch die von den Mitfahrern praktischerweise offengelassenen Fenster (was ist nun schlimmer: grausame Hitze oder nicht atmen können?) hereingezogen und macht das Atmen auch mit Nasen-Mund-Schutz sehr schwierig - klar, dass die Augen nicht viel besser dran waren.

Bei unserem Mittagshalt sehen alle aus, als wären sie mit einer roten Puderzuckerschicht überzogen und alles staubt. (Chantal macht sich gut mit dem roten Schimmer in ihrem Haar - nochmal so eine Fahrt ohne die Haare zwischendrin zu waschen und der perfekte Rasta-Filz wäre für sie kein Problem!) Als wir dann nachfragen, wo wir denn hier sind, stellen wir mit Schrecken fest, dass wir noch nicht einmal die Hälfte der Strecke hinter uns haben. Zumindest ist diese psychologische Vorbereitung besser als nicht wissen, wie lange die Fahrt noch dauern wird! Die Gegend ist äusserst karg und trocken. Hie und da kann man einen Baum bewundern, sonst sind es nur dürre Büsche oder karges, gelbes Gras. Die Leute wohnen in kleinen Hütten mit Blätterdächern im Staub und haben nichts, wirklich nichts. Wir kommen uns in dem Bus vor, wie von einem anderen Stern. Zudem ist die Bevölkerungsdichte äusserst tief - gegen Vietnam, wo es jeden Kilometer mindestens ein Hüttchen irgendwelcher Art hat, ist hier niemand - reine Savanne und keine Landwirtschaft.

Nach langem, kommen wir dann in der drittgrössten Stadt des Landes - Savannakhet - an. Auch hier am Busbahnhof empfängt uns die gleiche Stimmung, wie an der Grenze. Es läuft nichts, man hat das Gefühl, dass es Siesta-Zeit sei. Der Samlaw (Motorad-Rikscha)-Fahrer bewegt sich nicht mal zum Bus, geschweige denn, dass er sich vom Sattel erhebt - erst als wir in seine Nähe kommen, hebt er den Kopf und sagt sowas wie ob wir ein Samlaw brauchen. (Na, wenn nicht, denn halt nicht - das war so sein Ausdruck) Gut, ja, ja, er könne schon fahren, wenn wir denn das wollten. Wir fahren in die "Stadt". Die Überraschung kommt dann aber deftig: Es ist zwar niemand zu sehen, aber alle ausser einem Hotel, weit draussen, sind voll! Unglaublich - wer will denn hier überhaupt bleiben? Savannakhet besteht aus einer Hauptstrasse und einigen im Verfall befindlichen Häuser. That's it! Wir kommen in einem kleinen Hotel ausserhalb Savannkhet's unter, welches direkt am Mekong liegt. Der Sonnenuntergang über dem grossen Fluss ist unglaublich schön. Der Gedanke, dass auf der anderen Seite des Flusses Thailand liegt, ist ein bisschen komisch.

Am nächsten Tag fühlen wir uns noch nicht soweit, weiterzureisen und so "erkunden" wir Savannakhet. Ausser einigen kleinen Hotels, Restaurants, Läden und der Immigration gibt's hier nur noch 3 "Wat's"-Buddistische Tempel, bevölkert mit orange gekleideten Mönchen mit rasierten Köpfen. Die Tempel sind wunderschön mit goldenen Ornamenten und farbigen Bildern bemalt, aber auch zur gleichen Zeit scheint die ganze Sache sehr, sehr abgehoben - die Mönche scheinen wirklich den Tag lang in einer Art Trance herumzugehen - langsam, Schritt für Schritt, ihren schwarzen Regenschirm gegen die Sonne haltend, irgendwo hin gehend. Die Stimmung hier in diesem Land ist schwer jemandem zu erklären, der nicht da war: Es ist einfach friedlich, niemand ist in Eile, alles ist ruhig und jeder lässt es sich gutgehen. Viele spielen auf ihrer Veranda Gitarre oder spielen Karten - mehr nicht. Hie und da laden Leute etwas vom Pier in Transport-Samlaws, aber wenn man genau hinhört sind dies in der Regel keine Laoten, die da am arbeiten sind, sondern Chinesen oder Vietnamesen. Nach einem "anstrengenden" Tag voller "Sightseeing" gehen wir wieder zu unserer kleinen Bleibe am Fluss und lassen es uns mit ein paar "Beer Lao" gutgehen. Morgenfrüh fahren wir mit dem Bus in die Hauptstadt von Laos: Vientianne.


7.-15.2.99
Tagebuch Seite 29
Abschnitt 2/2
Vientianne & Vang Vieng - Chilling Out!
Morgens früh vor 6 Uhr lassen wir uns von einem der in funky Farben bemalten Samlaws, die irgendwie aussehen als hätte sie ein Wilder aus einem Wägelchen, einem halben Motorrad und viel Phantasie mit einem Schweissgerät zusammengesetzt, zum Busbahnhof kutschieren. Dort angekommen, geht soeben die Sonne auf und da die Laoten zum Kochen noch normale Kohle (keine Steinkohle, ähnlich unserer Grillkohle) benutzen, wabert ein gelblich-grüner Rauch von den vielen kleinen Essensständen über den Busbahnhof und kreiert mit der langsam aufgehenden Sonne eine sehr mystische Stimmung.

Speziell mit den wiederum in Grundfarben und Laotischen Schriftzeichen bemalten "Bussen" (Russische Trucks auf deren Ladefläche eine Kabine aus Holz aufgebaut wurde), deren Farben langsam in der Sonne an Kraft gewinnen und den Hühnern, Hähnen, Hunden und Schweinen, die über den Platz auf der Suche nach Food wandern. Nach einem guten Glas laotischem Kaffee - wir wussten nicht, dass laotischer Kaffee zum besten der Welt gehört, auf jeden Fall tut er es (mhh, speziell mit ihrem Filter, der aussieht, wie eine ausrangierte Socke, in den Schwall für Schwall langsam das Wasser gegossen wird) - fährt unser Bus vor. Ein neueres Modell - gespendet von der Japanischen Regierung im "Aid project for better local transport in Lao" - und wir finden sogar Platz darin. Die Strasse nach Vientianne ist wiederum ein Aid-Projekt, diesmal gesponsort von den Australiern, mit Brücken teilweise gesponsort von der Europäischen Union oder wiederum Japan. Die Strasse ist sowas von gut, dass sie irgendwo in Europa sein könnte - mit allen Verkehrszeichen und Linien auf der Strasse - was aber nicht heisst, dass sich die laotischen Busfahrer auch nur im geringsten daran halten würden...

Wir erreichen nach knapp 11 Stunden Vientianne und lassen uns vom Samlaw-Fahrer zum Guesthouse fahren, welches wir aufgrund des Preises und der Standortes ausgesucht hatten. Siehe da: Die Situation ist hier genau gleich wie in Savannakhet - keine Zimmer, auch bei längerem Suchen nicht. Laos scheint wirklich von Touristen überrannt zu sein. Wir finden nach längerem Suchen doch noch ein Zimmer - teuer und nicht besonders. Morgen werden wir früh nach einem anderen Zimmer suchen. Vientianne - obwohl Hauptstadt des Landes - hat einen distinktiven proviziellen Anstrich. Alles ist klein, das Zentrum hat noch ungeteerte Strassen und besteht aus einem kreisrunden Platz mit einem kleinen Springbrunnen und einigen kleinen zweistöckigen Häusern drum herum - das war's auch schon! So richtig klein und fein. Die Stadt hat dafür jede menge Wat's - einer schöner und grösser und goldener als der andere. Morgens kann man neben dem wabernden Rauch im Sonnenaufgang die Gläubigen sehen, die in dieser mystischen Stimmung am Strassenrand knien und auf die in Reihen hintereinander gehenden Mönche warten, um ihnen Essen anzubieten. Der ganze Anblick ist schon was eindrückliches und kann nicht auf Film gebannt werden - vielleicht haben wir das auch bewusst nicht gewollt - die Erinnerung daran ist einmalig.

Wir gehen Geld holen. Nur, bei der Staatsbank bekommt man für den Dollar nur 4350 Kip - Komisch, an der Grenze gab man uns bereits 5000 Kip und in Savannakhet 5400 Kip. Hier ist was sehr faul. Also lassen wir uns von unseren Traveller-Cheques Dollar anstatt Kip geben und machen uns dann auf den Weg, diese auf dem Schwarzmarkt zu wechseln, wo man uns nach langem Handeln 5800 (!) Kip gibt. (Es muss schon schwierig sein, in einem Land zu leben, wo die eigene Währung innerhalb eines Monats 30% an Wert verliert - uns soll's nur recht sein, alles wird nach und nach billiger!) Das einzig problematische an der Landeswährung Kip ist die Tatsache, dass man beim Wechseln solch grosse Stapel an Geld bekommt. Kleines Beispiel: Die grösste Note ist die 5000 Kip Note, diese ist knapp einen Franken wert. Wenn man also 100 USD wechselt, dann bekommt man im idealsten Falle ein Bündel von 144 Noten. Leider ist die Verfügbarkeit der sehr neuen 5000-er Scheine recht klein. So bekommt man eher die 2000-er oder noch schlimmer, 1000-er Scheine, das wären dann 720 (!!) Scheine - über 10 cm Papier! Zum ersten mal mussten wir also Geld im Rucksack (gebündelt) mittragen, weil wir keinen Platz in unseren Beuteln und Hosentaschen hatten! (Unser schlimmstes Erlebnis war mal, dass wir den Gegenwert von 10 USD in einem Restaurant mit 500-er Scheinen zahlten, um das blöde "Wechselgeld" loszuwerden - unglaubliche 2 cm Papier und 128 Scheine!!)

Am Nachmittag machen wir uns mit unseren Dollars und der offiziellen Einladung und Bestätigung unseres "fake"-Business-Visas auf den Weg zum vietnamesischen Konsulat. Dort füllen wir die normalen Papiere aus und als wir danach fragen, wann wir kommen könnten, um unsere Pässe wieder zu holen, passiert das unfassbare: Nein, nein, wird uns gesagt, wir könnten unser Visa sofort bekommen, wir sollen doch während 10 Minuten Platz nehmen. Wir bekommen unser Visa für 25 USD pro Kopf und haben so insgesamt nur 55 USD pro Kopf für 3 Monate bezahlt, im Vergleich kostet ein Monat Touristen-Visa 50 USD und benötigt einige Tage zum bearbeiten. Knapp eine Viertelstunde später haben wir bereits unsere Pässe wieder in der Hand und werden wahrscheinlich eine Eintragung ins Guinness Buch der Rekorde bekommen, für das schellstausgestellte vietnamesische Visa.

Vientianne bietet eine Vielzahl von kleinen Essenständen und Cafés am Mekong und wir verbringen die schwülen Nachmittagsstunden dort mit einem kühlen Beer Lao. Morgen werden wir mal Fahrräder mieten (eigentlich nicht nötig, weil die Stadt eh' klein genug ist, um sie zu Fuss zu erkunden), weil wir ein bisschen weiter raus fahren wollen. Eine sehr beliebte Institution bei Fremden in Vientianne ist am Hauptplatz die "Scandinavian Bakery". Dort gibt es wirklich alles was man für ein gutes Frühstück braucht: Croissants, Butter, "Gomfi", guten Kaffee und frische Fruchtsäfte - alles zu seinem Preis natürlich, aber es ist es wert! Nach einem wahrhaftig guten Frühstück geht's an den vielen Wat's vorbei zu einem "Arc de Triomphe", sieht von weitem wirklich aus, wie das Ding in Paris, die Grösse stimmt ungefähr auch - erst wenn man näherkommt, entdeckt man die asiatischen Züge und Ornamente - Gottheiten und Buddhistische Symbole harmonisch vereint. Für 500 Kip kann man das Ding besteigen, um einen besseren Blick auf die Stadt zu bekommen. Die Einheimischen nennen dieses Bauwerk die "vertikale Landebahn" - warum? Sehr einfach: Dieses Bauwerk, obwohl es nicht so aussieht, besteht ausschliesslich aus Beton. Bei uns würde es bestens in die Werbung "Beton, es kommt nur darauf an, was man damit macht!" passen. Es wurde vor vielen Jahren vor dem Krieg begonnen und konnte wegen der Knappheit des Rohmaterials nicht fertiggestellt werden. Als dann nach dem Krieg die Amerikaner (!) Beton für die Landebahn des Vientianne Airport lieferten, wurde dieser prompt von der Regierung für die Fertigstellung dieses Monumentes verwendet, anstatt die Landebahn zu bauen! Das Monument ist auch heute noch nicht fertig und sieht im Inneren aus, wie im Rohbau eines Hochhauses. Aussen nagt schon der Zahn der Zeit - manche der filigranen Türmchen und Spitzen sind nicht mehr da, sondern an ihrer Stelle ragt der rostige Armierungsstahl hervor. Nicht so schlimm, eigentlich, denn von weitem sieht das Ding immer noch sehr imposant aus!

Danach fahren wir zu dem nationalen laotischen Wahrzeichen, welches sich auf jeder Banknote, jedem Regierungsinsignia und an vielen anderen Orten in Laos findet: einer Buddhistischen Stupa, die eher aussieht, wie eine Raketenabschussbasis (wer weiss?), die in goldener Farbe gemalt wurde. Keine Mönche hier, jedoch auch nicht die von uns erwarteten Souvenirverkäuferhorden oder eine Unzahl Bettler. Hier ist niemand ausser dem verschlafenen Mann, der von uns 500 Kip Eintritt verlangt und einer Katze, die unterhalb der "Donation Box" zusammengerollt schläft - das ist eine grosse Touristenattraktion auf laotisch! Insgesamt muss man eher ein Buddhistischer Mönch, der fähig ist, laotisch zu lesen, sein, um aus diesem Ding etwas herauszuholen. Nach diesem Denkmal geht's noch zum Grab des unbekannten Soldaten - sehr kommunistisches Ding und absolut nicht den Besuch wert - nicht mal die Laoten kümmern sich sonderlich drum, wenn man das wilde Gras ansieht, welches auf dem Pfad, der zum Grab führt, wächst.

Wir wechseln wieder Geld: Wieviel bekommen wir dieses Mal? vor zwei Tagen bekamen wir maximal 5400, dann 5800 heute morgen, wieviel bieten sie uns, knapp 8 Stunden später? Festhalten! 6050 Kip nach gar keiner harten Verhandlung. Wir schütteln nur den Kopf ob dieser Entwicklung! (Die Preise sind inzwischen keinen Kip raufgegangen!) Den Besuch des "Lao Revolutionary Museum" ist genauso uninteressant wie befremdend - die verschiedenen Bilder sind mit Sprüchen wie "Capitalist/Imperialist forcing barbaric labour on Lao's population" und den MG's mit denen "over 200 imperialistic soldiers" umgebracht wurden (jedem das Seine - jeder laotische Schüler muss mindestens einmal hierher kommen) Wir essen in einem Indischen Restaurant und am gleichen Abend, knapp darauf wird es Chantal wirklich elend und so legen wir am nächsten Tag eine Ruhepause ein, damit sie sich wieder erholen kann.

Morgen aber wollen wir weiter in ein kleines Nest namens Vang Vieng, welches uns von vielen Reisenden als wunderschön beschrieben worden ist. Früh morgens gehen wir zum Morgenmarkt und dort stehen jede Menge Pickups, um welche ihre Fahrer herumstehen und die Destination ausrufen. Wir entdecken den, der Vang Vieng ausruft und unser Gepäck wird von ihm gleich auf das Dach des kleinen Kabäuschens verfrachtet, welches über die zwei Bänke im Laderaum des Pickups gebaut wurde. Zudem hat es hinten ein Gitter mit je zwei Rohren, damit sich die Leute, welche keinen Sitzplatz bekommen haben, stehend am Fahrzeug festhalten können - gut für uns Fremde, denn wir haben in jedem Fall zu lange Beine und können hinten hängend zumindest einigermassen bequem reisen. Bald ist auch unser Pickup voll und schon kann es auf die abenteuerliche Reise gehen. Die Strasse ist gut und auch unser Fahrzeug ist recht neu - sogar der Tacho funktioniert. Hier wird uns auf einmal klar, was es bedeutet, wenn in einem asiatischen Land auf einmal Strassen in europäischer Qualität zur Verfügung stehen: Unser Pickup rast mit 100 km/h dahin und ist der Meinung, dass die Kuh, welche 400 m weiter vorn auf der Strasse steht, auf das Hupen reagieren wird! Zum Glück hatte unser Fahrzeug gute Bremsen und wir einen guten Halt am Chassis... Wahrscheinlich sind wir seit langem nicht mehr so schnell auf einer Strasse von einem Ort zu einem anderen gekommen, aber diese Tatsache brachte uns einen wichtigen Vorteil: Da die Zimmerkapazität wiederum fast ausgelastet ist, macht eine Stunde früher an einem Ort ankommen viel aus. Wir gehen in ein kleines und nettes Guesthouse - ein Zimmer mit eigenem Bad für weniger als 3 Fr. die Nacht.

Die Gegend um Vang Vieng sieht ähnlich aus, wie in Süd-China, nur die Karst-Hügel sind etwas grösser und die Stimmung hier ist unglaublich friedlich: Es scheint, dass nach 11 Uhr morgens niemand mehr arbeitet und dafür in irgend einer Hängematte liegt oder auf einer Veranda mit einem Bier sitzt und Gitarre spielt. Es ist recht schwer, das, was man hier fühlt, in Worte zu fassen - ganz Asien ist hektisch und rastlos - man hat auf einmal auch Lust nichts zu tun und mit einem Bier auf einer Veranda zu sitzen und dem klimpern zuzuhören.. Das Wetter - unglaublich warme 30° - tut uns nach der relativen "Kühle" von Vietnam sehr gut. Die Preise hier sind komisch: Zwei Flaschen Bier kosten mehr als das Zimmer für eine Nacht. Wir wollten eigentlich gleich weiter, um mehr Zeit im Norden von Laos zu haben, da unser Visa für unsere Verhältnisse recht kurz ist, aber wir blieben doch noch mal drei weitere Tage, spazierend in der schönen Umgebung, die Ruhe und Gelassenheit dieses Fleckens auf uns einwirken lassend und entspannten uns, etwas was wir seit langen nicht mehr gemacht haben.