17. - 23.12.98
Tagebuch Seite 25
Abschnitt 1/3
Zurück in die Berge
Tag 4 - Cao Bang - Pac Bo - Trung Khang
Heute haben wir mal was schönes vor uns: Vietnams "Geburtsort", der Ort, an dem Ho Chi Minh die Unabhängigkeitserklärung geschrieben hat und nochmal 80 Kilometer bis zum weit im Nichts liegenden Ort namens Trung Khang. Was neben allem das Ganze noch angehemer macht, ist die Tatsache, dass die komplette Strecke geteert ist - woah! Wie jeden Morgen während unser Tour heisst es wieder früh aus den Federn und aufs Motorrad, jedoch nicht bevor wir uns mit einem Kaffee gestärkt haben. Unser Gepäck lassen wir im Hotel zurück und werden es später abholen. Unterwegs versorgen wir uns noch mit Brot und "La vache qui rit" für einen kleinen Imbiss an diesem historischen Ort gleich bei der chinesischen Grenze.

Wieder führt unser Weg durch atemberaubende Landschaften und dank der guten Strasse können wir sie auch alle geniessen ohne das Risiko, in einem Schlammloch stecken zu bleiben. Die 60 km nach Pac Bo, direkt an der chinesischen Grenze, sind schnell geschafft. Wir lassen unsere Motoräder auf dem Parkplatz stehen und machen uns auf die Suche nach Ho Chi Minh´s Höhle. Der Weg führt im Schatten des Carl Marx-Hügels entlang der Leninquelle ins Talende und ein Stückchen den Hügel hinauf zu Onkel Ho´s Höhle. Nach der Besichtigungen der Höhle wandern wir um den glasklaren, türkisfarbenen See zu Ho Chi Minh´s einfachen Schreibtisch (ein Felsbrocken diente als Tisch der andere als Stuhl) auf dem er vor fast fünfzig Jahren, wohl inspiriert durch diese einmalige Umgebung, Vietnams Unabhängigkeitserklärung geschrieben hat. Zurück auf dem Parkplatz machen wir uns über unsere Brötchen her und schauen vietnamesischen Touristen bei ihrer Fotosession zu bevor wir wieder Richtung Cao Bang fahren.

In Cao Bang holen wir unser Gepäck und essen noch an einem Paté-Stand zu Mittag, danach fahren wir weiter Richtung Trung Khang. Der Weg führt wiedermal in die Höhe und die Sonne brennt erbarmungslos auf uns herunter, aber dank des guten Strassenzustandes kommen wir recht gut voran. Immer wieder halten wir um Fotos zu schiessen, manchmal fahren wir keine hundert Meter und schon wieder zwingt uns die Landschaft zu einem Fotostop. Endlich haben wir auch den letzten Pass geschafft und die Strasse schlängelt sich entlang den Hügeln. Am nördlichen Ende von Vietnam in einem Dorf namens Trung Khang halten wir direkt vor dem Komiteegebäude und es stellt sich heraus, dass das der einzige Ort ist, an dem wir überhaupt übernachten können. Wir erkundigen uns gleich nach der nötigen Genehmigung um den Wasserfall, der wiederum so nahe wie Pac Bo an der Grenze zu China ist, aber diesmal in einem sensitiven Gebiet ist, besuchen zu können und erfahren, dass alles bis morgen früh geregelt sein wird. Zufrieden beziehen wir unser Zimmer, duschen und ruhen ein bisschen aus.

Am Abend machen wir uns auf den Weg ins Dorf um nach etwas essbarem Ausschau zu halten. In einem kleinen Restaurant finden wir Platz und bestellen das "Tagesmenue" (an diesen abgelegenen Orten ist nichts mit speziellen Wünschen. Es kommt auf den Tisch, was gerade gekocht wird), das sich für unsere Geschmäcker als nicht allzu geniessbar entpuppt. Trotzdem essen wir soviel unser Magen verträgt und füttern die Hunde mit den Stücken, die für uns "zu viel" sind. Wieder zurück im Hotel, finden wir heraus, dass unsere Motorräder das Zimmer für die Nacht mit uns teilen werden, da sie sonst draussen bleiben und somit gestohlen werden. Nach dem wir das Zimmer zu einer Garage umfunktioniert haben fallen wir in unsere Betten und schlafen, wie so oft in den letzten Tagen, sofort ein.

 


17. - 23.12.98
Tagebuch Seite 25
Abschnitt 2/3
Zurück in die Berge
Tag 5 - Trung Khang - Strassen-Checkpoint - Bac Kan
Erbarmungslos reisst uns unser Wecker um 5.30 Uhr aus dem Tiefschlaf und ein brillianter Tag lacht uns wieder entgegen. Wiederum lassen wir unsere Packs im Hotel und machen uns auf den 20 km langen Weg auf holprigen Strassen zum Wasserfall. Während 16 km fahren wir auf dem Plateau bevor wir wieder in die Hügel kommen. Noch 4 km trennen uns von unserem heutigen Höhepunkt, als wir am Checkpoint ankommen. Sofort werden wir angehalten und wir geben die Bewilligung sowie unsere Pässe zur Überprüfung dem Grenzsoldaten. Dieser verschwindet ins Gebäude jedoch nicht ohne uns vorher klar und deutlich zu machen, dass wir hier warten müssen. Nach einigen Minuten kommt er begleitet von einem ranghöhren Soldaten zurück und beginnt unsere Daten und Nummernschilder der Motorräder in ein Buch einzutragen. Immer wieder versuchen sie uns Fragen zu stellen, wir jedoch haben keine Chance sie zu verstehen und teilen ihnen schon xten mal mit, dass wir kein Vietnamesisch sprechen. Nachdem alle Daten eingetragen sind, kriegen wir unsere Pässe zurück, obwohl die hier bleiben sollten bis wir wieder zurückkommen von unserem Wasserfallbesuch. Wir wollen uns schon auf den Weg Richtung Wasserfall machen, als uns die Soldaten mit ziemlich agressiven Zeichen klar machen, dass wir keinen Meter weiterfahren dürfen, sondern umgehend zurück müssen. Wir versuchen nochmals mit den wenigen Worten die wir kennen und mit Hilfe unseres Englisch-Vietnamesischbuches zu erklären, dass wir nur zum Wasserfall wollen und nicht im Sinne haben, nach China zu gehen. (Man muss sich vor Augen halten, dass wir uns nur 4 km von der chinesisch Grenze befinden und dieses Gebiet sehr sensitiv ist. Der Wasserfall ist die Grenze, deshalb behalten die Grenzsoldaten normalerweise die Pässe zurück um sicherzustellen, dass auch jeder wieder zurück kommt). Vergebene Liebesmüh' - die Soldaten lassen nun wirklich keinen Zweifel daran, dass wir nicht zum Wasserfall dürfen. Um irgendwelchen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, ziehen wir uns entäuscht Richtung Trung Khang zurück.In Trung Khang holen wir unser Gepäck, tanken unsere Maschinen und machen uns auf den Weg Richtung Bac Kan. Eine ziemlich lange Etape, aber die Strasse ist durchwegs geteert und wir haben uns entschieden, heute eine längere Strecke zu fahren, um dann nicht am letzten Tag 290 km bis Hanoi vor uns zu haben. Unser Stimmung ist im Minusbereich und so fahren wir erst mal schweigend den gleichen Weg zurück den wir gestern gekommen sind. (So schön dieser auch gewesen sein mag, die Krönung wäre schon der Besuch des schönsten Wasserfalles Vietnams gewesen...) Nach einigen km hebt sich unsere Stimmung erhellt durch die wunderschöne Gegend. In Cao Bang stärken wir uns mit Sandwichs und fahren dann gleich weiter. Die Strasse führt uns mal wieder in die Höhe und steigt und steigt. Immer wieder haben wir das Gefühl, am höchsten Punkt zu sein und jedesmal wenn wir eine Spitze erreicht haben, zeigt sich auch schon die nächste Steigung. Insgesamt 46 km mit 10 %. Endlich haben wir auch diese Mutter aller Pässe geschafft, nur um ein "Bettmüpfeli" von nochmals 12 km mit 9 % Steigung zu bekommen.

Irgendwann am späteren Nachmittag kommen wir erschöpft in Bac Kan an und schon fängt die Hotelsucherei an. Nach einigen Stops und vielem Fragen finden eine geeignete Übernachtungsmöglichkeit. Zuerst mal wird geduscht und dann die Füsse hochgelagert, bevor wir uns vom Hunger getrieben auf Friedrice-Suche machen. Ein geeignetes Restaurant ist bald gefunden und wir bekommen drei riesen Teller voller Reis, Gemüse, Fleisch und Eier. Nach einiger Zeit gesellt sich ein älterer Vietnamese zu uns und beginnt mit uns französisch zu reden. Wir unterhalten uns ein paar Minuten mit ihm und entscheiden uns dann ins Hotel zurück zu gehen. Natürlich haben wir mal wieder vergessen nach dem Preis zu Fragen und schon hören wir den Besitzer und seine Freunde, wie sie darüber verhandeln wieviel sie uns abknöpfen können. Natürlich viel zu viel, wir handeln den Preis ein bisschen runter, sind aber viel zu Müde für schwerwiegende Preisverhandlungen. Zurück im Hotel entscheiden wir uns morgen erst um 7.00 Uhr abzufahren und somit eine Stunde länger zu schlafen. Müde und gesättigt liegen wir alle bald schnarchend im Bett.

 


17. - 23.12.98
Tagebuch Seite 25
Abschnitt 3/3
Zurück in die Berge
Tag 6 - Bac Kan - Hanoi
Der letzte Tag unserer Tour ist angebrochen. Zum erstenmal seit einer Woche gönnen wir uns eine Stunde länger Schlaf und machen uns um 7.30 Uhr auf dem Weg nach Hanoi. Getrieben von all den Köstlichkeiten, wie Pizzas und Wang Tans (Nach einer Woche Fett, Fett und nochmehr Fett, nicht sehr geniessbaren und vorallem schwer zu definierenden Gerichten ist es hoffentlich für alle Leser verständlich, dass so eine Pizza schon fast als Delikatesse beschrieben werden kann! Oder?) die uns in Hanoi erwarten, jagen wir Kilometer um Kilometer und trotzdem scheinen es nicht weniger zu werden. Während der Fahrt unterhalten wir uns über die bevorstehenden Festtage und was wir alles anstellen können. Wir freuen uns jetzt schon auf unser Wiedersehen mit Nina und Frederik, die schon in kürzester Zeit in Hanoi ankommen werden. Nach Thai Nguyen halten wir um unsere Motorräder waschen zu lassen und genehmigen uns einige Colas.

Danach sind es nochmals 50 km bis Hanoi und somit bis zum Westernfood Café, unserem ersten Halt in Hanoi. Verstaubt aber glücklich wieder "Zuhause" zu sein machen wir uns über unsere Pizza Margherita her. Noch ein Kaffee und dann zum Reisebüro Navico um uns heil und glücklich zurückzumelden. Vom Reisebüro erfahren wir, dass die Zimmerpreise über die Festtage höher sind. Michi entscheidet sich ein anderes Hotel zu suchen und teilt dies mit, und siehe da, die Zimmerpreise sind nun doch nicht höher. Wir schrubben uns erstmal tüchtig, um wieder wie zivilisierte Menschen auszusehen und schmeissen danach alle Kleider mit sehr viel Waschpulver in die Badewanne. Am Abend holen wir unsere Rucksäcke bei Markus und berichten natürlich auch gleich ausführlich über unser Tour. Nina und Fredrik haben zwar angerufen und haben eine Message hinterlassen, dass sie morgen nochmal anrufen werden, aber sind anscheinend noch nicht in der Stadt angekommen. Abends im Bia Hoi lassen wir uns es sehr, sehr gutgehen und schlafen wieder in gleichen Zimmer, wie vor der Abfahrt (Das mit Balkon und Sicht auf die Stadt). Gute Nacht.