17. - 23.12.98
Tagebuch Seite 24
Abschnitt 1/3
Zurück in die Berge
Tag 1 - Hanoi - Ba Be Seen

Früh abgefahren, müssen wir wieder mal zum Flughafen raus, um zur nächsten grossen Stadt, Thai Nguyen zu kommen. Hier ist die Gegend immer noch flach und recht uninteressant. Zudem ist der Verkehr auch sehr dicht und zu allem hin noch schnell. Als wir dann aber nach Thai Nguyen weiterfahren, wird es besser. Auch die Gegend wird ein bisschen hügeliger. Mittags halten wir bei einem Pho'-Laden und essen - was? Genau, eine Pho'... wir sind ziemlich abhängig geworden. Nach dem Essen sitzen wir wieder mal zum Tee nieder und werden zum Reisschnaps eingeladen. Ein Glas folgt dem anderem. Irgendwann macht sich der Mann, der sich mit uns unterhalten hat auf den Weg und lädt uns zu sich nach Hause ein. Dort stellt sich heraus, dass unser Gastgeber der lokale Schreiner ist. Wir trinken Tee in seinem Haus und lernen seine Familie kennen. Alles sehr nette Leute. Zum Glück bleibt es bei ihm Tee.

Wir verabschieden uns bald einmal, um uns auf den Weg weiter zu den Ba Be Seen zu machen. Es gibt zwei Strassen und wir wählen eine, die uns als schön und interessant beshrieben wurde. Es scheint, als wollten die Strassen Vietnams Michael ganz langsam an die möglichen Zustände gewöhnen. Nur langsam wird die Strasse schlechter: Zuerst guter Teer, dann älterer Teer, dann Risse im Teer, dann kleine, reparierte, aber nicht überteerte Patches, dann Schlaglöcher, aber meist Teer, dann mehr Löcher als Teer, dann noch weniger Teer und mehr Steine, überhaupt keinen Teer mehr und schliesslich tiefe Furchen durch weggewaschenen Dreck gekoppelt mit Matsch und Bäche zum druchqueren. All dies bot uns die Strasse rauf zu den Seen. Dort angekommen fahren wir runter zur Anlegestelle und laden unsere Maschinen auf ein kleines Bötchen, um an die andere Seite zu kommen. Dort fahren wir noch einen Berg hinauf, um zum staatlichen Guesthouse zu kommen. Die Ba Be Seen sind umgeben durch einen Nationalpark, der eine weite Auswahl von Wildtieren hat. Das wirklich Interessante ist ein Berg, durch welchen ein Fluss fliesst, die Seen, dessen Arme weitverzweigt in die Täler vordringen, und einen Wasserfall, ein bisschen weiter unten. Als wir uns ins Hotel einmieten, werden wir natürlich gefragt, ob wir morgen nicht eine Tour der Seen machen wollen. Da der Preis für drei Leute nicht schlecht ist, sagen wir nach einer genauen Erklärung, von dem was wir machen werden, zu. Abends essen wir zwar gut, aber teuer, da es weit und breit kein Dorf gibt, wo man im Dunkeln angenehm zum Essen hinfahren könnte. Ohne warmes Wasser - weil der Generator nicht genügend Strom produzieren konnte - wird nichts aus einer Dusche und gehen wir schlafen.

 


17. - 23.12.98
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Abschnitt 2/3
Zurück in die Berge
Tag 2 - Ba Be Seen

Um 8 essen wir unser Frühstück - die Instant-Nudeln wecken nicht gerade den Tiger in uns - und fahren nachher runter in das Tal hinter dem See und Guethouse. Dort besteigen wir unser kleines Boot und schon gehts flussabwärts Richtung Grotto. Die Gegend ist sehr bergig und der Fluss schlängelt sich durch die vorgegebene Gegend. An einem Punkt scheint der Fluss zu enden, weil es ausser Bergen nichts gibt. Hier fliesst der Fluss genau DURCH einen dieser Hügel! Natürlich gibt es zu diesem Phänomen, wie überall in Asien eine passende Sage, aber wenn wir auf dem rein wissenschaftlichen Level bleiben, sagen die Wissenschaftler, dass ein Bergsturz diese Höhle freigelegt hat und erst nachher sei der Fluss gekommen. Auf jeden Fall sieht es dramatisch aus und die Einfahrt in die ca. 50 meter lange Höhle ist gigantisch. In der Höhle kann man dann auf einer Sandbank aussteigen und in der Höhle wandern gehen. An der höchsten Stelle ist sie gut 35 meter hoch und als kleines spezielles Ding gibt's in der Höhle ca. 10 verschiedene Fledermaussarten, die es an der Decke zu bewundern gibt - hätte man eine starke Taschenlampe dabei.

Wir steigen wieder ins Boot und fahren durch eine sehr ursprüngliche Gegend bis kurz vor den Wasserfall. Dort im kleinen Hüttchen werden wir von den dort auf das Boot vom Markt wartenden Minoritäten-Leuten genauestens und mit ein bisschen Misstrauen begutachtet. Wir bestellen in diesem Hüttchen unser Mittagessen, bevor wir uns zu Fuss auf den Weg zum Wasserfall machen. Durch den Busch sich kämpfend, kommen wir beim Wasserfall an. Nett & schön. Nur wir können uns an den Wassermarken ziemlich genau vorstellen, wie denn die ganze Sache aussehen würde, wenn ein bisschen mehr Wasser fliessen würde. (Sich vorzustellen, wie wenn man an den Rheinfall geht, der nicht genügend Wasser hat: Nett & schön) Als wir wieder beim kleinen Hüttchen ankamen, wurden gerade die Waren vom Markt vom Boot und auf die Schultern von Leuten und auf die Rücken von Pferden geladen. Unser Mittagessen in einem kleinen Hüttchen, wie üblich mit einem Tee am Schluss. Dann geht's wieder auf den Fluss.

Wir fahren aufwärts, bis zu einer Art Abzweigung, die wir während dem Runterfahren nicht gesehen haben. Nach nochmal 50 Metern auf diesem Arm kommen wir auf einen der vielen Teile des Ba Be. Die Gegend ist mehr oder weniger unbewohnt und sieht sehr friedlich aus. Wir fahren bis an das Ende eines anderen Armes und besuchen dort ein Thai-Dorf mit Stelzenhäusern. Diese Häuser - komplett aus Holz - sehen von aussen schon imposant aus, aber wenn man mal die Gelegenheit hat reinzugehen, dann bekommt man erst eine Idee davon, wie gross eigentlich die Häuser überhaupt sind. Wir trinken mit einer alten Frau einige Tassen Tee und bewundern die verschiedenen Kriegsauszeichnungen, die an der Wand hängen. Wieder am Weg zurück gehen wir durch Maisfelder - der Gedanke an den Monat, in dem wir sind (Dezember), macht diesen Anblick etwas komisch. Wieder zurück an der Anlegestelle, gehen wir unsere Motorräder auf der anderen Seite des Berges holen und nisten uns im Restaurant beim Guesthouse ein und verbringen den Rest des Abends essend und entspannend. Morgen fahren wir bis Cao Bang und wir müssen uns noch über die Strecke klarwerden. Nach einigem Diskutieren entscheiden wir uns für eine Strecke mit einem "Pass" und nicht besonders guten Strassen. Die Aussichten sollten aber, da wir auf ziemliche Höhen steigen werden, gut sein und zudem sieht es so aus, als sei das Wetter morgen genauso brilliant, wie heute. Wieder hat der lokale Generator nicht genügend Strom produzieren können, damit das Wasser unserer Dusche einigermassen lauwarm hätte werden können. Gute Nacht.

 


17. - 23.12.98
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Abschnitt 3/3
Zurück in die Berge
Tag 3 - Ba Be Seen - Tinh Tuc - Cao Bang

Wir stehen kurz vor Sonnenaufgang auf und sind schon am fahren, als die Sonne langsam am Aufgehen ist. Wir fahren die sehr kleine und tatsächlich recht schlechte Strasse den "Deo Collier" hinauf. Das Wetter spielt mit und präsentiert sich mit Sonne und tiefblauem Himmel. Wir sind schon fast oben, als wir durch ein Dorf kommen, in dem ein Markt abgehalten wird. Es sind nur und ausschliesslich Minoritäten da. Wir sind so weit von irgendwo, wo normalerweise Fremde hinkommen, dass nur Erstaunen und Überraschung in den Gesichtern der Leute zu sehen ist. Hätten wir ein Preisschild an uns rangehängt, hätten sie uns bestimmt gekauft! Nach einigem Hin und Her - ein Kind hatte sogar angefangen zu weinen, als es uns sah - fahren wir auf den Pass. Dort haben wir wieder mal eine unglaubliche Rundsicht. Dann rollen wir ins nächste Tal, Richtung der kleinen Stadt Tinh Tuc. Wir kommen wieder mal an einen Ort, der uns von der Topologie schon das letzte Mal so gut gefallen hat: Wir sind schon hunderte Meter vom Pass in einem Tal runtergefahren und nun kommen wir an eine T-Kreuzung, wiederum fast zuoberst an einem weiteren Tal, wo wir wieder rund 50 km weit sehen können. An dieser Kreuzung lernen wir auch ein altes Paar kennen, welches in dem kleinen Hüttchen direkt an der Kreuzung wohnt. Sie versuchen, uns zu erklären, dass sie schon ihr ganzes Leben hier wohnen und dass es heute besonders schön aussehe - nicht wahr? Ja,ja, das ist schon wahr, aber was uns beieindruckte, war der Stolz dieses alten Paares über ihr Land und wie freundlich und offen sie mit uns sprachen.

Wir fahren nur kurz bis zu einem Kriegsdenkmal, welches an einem der höchsten Punkte auf einem kleinem Bergvorsprung sitzt. Dort muss Michael mal die meisten Schrauben an seinem Motorrad wieder anziehen. Wir inzwischen klettern hinter dem Denkmal auf den kleinen Hügel und schiessen ein weiteres unserer unglaublichen 270° Panoramafotos, welches aus 18 einzelnen Fotos besteht. Nachdem Michael mit seinem Motorrad fertig ist, stellt sich heraus, dass eine der Schrauben an dem hinteren Stossdämpfer verlorengegangen ist - darum hat auch sein Motorrad auf einmal so schlecht geklungen.. In Tinh Tuc - einem kleinen, komischen Dorf - hoch oben, aber immer noch in einem Tal - essen wir wieder mal eine Pho' und lassen dann Michaels Minsk reparieren. Von Tinh Tuc aus fahren wir über zwar schlechte Strassen, aber immer noch wunderschöner Umgebung Richtung Cao Bang. Nach einer langen, schönen, aber ermüdenenden Fahrt kommen wir in der Planur um Cao Bang an und geniessen speziell die letzten 3-4 Kilometer, die geteert sind. Ein Hotel ist bald gefunden und die Dusche hat auch heisses Wasser, um die Schichten von Öl und Dreck von unseren Gesichtern zu waschen. Abends gehen wir in ein Bia Hoi, in dem es, wie es sich dann herausstellt, keinen Food gibt. Wir wandern hungrig weiter und kommen an einem Markt vorbei, in dem die Leute nur am zusammenräumen zu sein scheinen. Michael besteht aber darauf, dass er Leute am essen gesehen hat. Es stellt sich als richtig heraus und wir bekommen wieder mal eine - was? Ja, genau, eine Pho'! Geschafft und zufrieden kippen wir ins Bett, müde auch von der vielen Sonne. Gute Nacht.