26.6. - 5.7.98
Tagebuch Seite 3
Abschnitt 1/3
Peking - Ein Backofen mit Jahrtausenden Geschichte

Wir kommen am Morgen vom 26. in Peking ziemlich geschafft an. Die Manschurei ist sehr langweilig, zumindest landschaftlich. Die Gegend ist flach und wird noch heute mit Wasserbueffeln bewirtschaftet. Nach Harbin ist es auch nicht sehr ansehnlich, weil sehr urban und industriell.

Peking begruesst uns am Morgen um 7 Uhr mit ca 30 Grad C. Wir gehen ins Hotel und schlafen erst mal einen Tag. Wir erkunden die Stadt per oeffentlichen Verkehrsmitteln und kommen wirklich viel herum. Alle groesseren Sachen sind auch einen zweiten Besuch wert (Andrew).

Wir machen uns am 1.7. zur am wenigsten renovierten Stelle der Mauer und muessen uns dort, fast wie bei uns in den Alpen, an Stahlseilen der Wand emporhangeln. Wir werden beim Abstieg von einem Platzregen (unvorstellbare Wassermengen in kuerzester Zeit) ueberrascht. Der Regen selber ist eigentlich kein Problem, nur die Steine voller Dreck verwandeln sich in eine rutschige Masse, die dazu fuehrt, dass Andrew sich das Sprunggelenk so richtig ueberdehnt, welches danach aussieht wie ein Elefantenfuss (Mit Opfern muss gerechnet werden - und der Prospekt zu diesem Mauerabschnitt sagt: The most dangerous part of the Wall...).

Zurueck in der Stadt vergnuegen wir uns in den "Hutongs", wo wir uns fuer durchschnittlich 2 Fr die Baeuche vollschlagen. Wir entscheiden uns, nachdem wir von den Ueberflutungen im Sueden gehoert haben, erst mal Richtung Westen zu fahren, bis sich die Situation entspannt hat: nach Xi'an. Zugticket fuer 18 Stunden im Schlafwagen: 27 Fr.

Peking war heiss - meist ueber 35 Grad - und gross, unglaublich gross. Keine Empfehlung fuer Besuche in dieser Zeit, es sei denn, man mag Hitze, gemischt mit viel Abgas und Luftfeuchtigkeit.

Bilder
Too hot!
Auf der Strasse die Haare von einem zittrigen Alten schneiden lassen und mit der Klinge rasieren (3.50 Fr)
Sightseeing...
Tempel des himmlischen Friedens - Peking
Nicht nur in der Schweiz...
1/2 der Strecke rauf zur Mauer kann man in einer Gondel bestreiten...
Besser ohne Touristen...
Die Mauer bei Simantai - wir waren die Einzigen weit und breit...
Mängmol breichts di eifach...
Verbotene Stadt mit den Schutzschuhen, die man obligatorischerweise und sinnloserweise tragen
muss.
Hutongs - billig und gut!
Mitten in der Stadt, zwischen den Hochhäusern essen für 2 Fr. (Unser schwedisches Paar im Bild).

6. - 13.7.98
Tagebuch Seite 3
Abschnitt 2/3
Xi'an - Regen, Regen und nochmals Regen

In Xi'an angekommen bleiben wir die ersten paar Tage im Bett liegen mit Fieber, Husten und Schnupfen (vielleicht die erste China-Grippe?). Nachdem Andrew's Fieber immer mehr steigt entscheiden wir uns einen chinesischen Doktor auszusuchen. Die Suche gestaltet sich einfach, die Kommunikation ueberhaupt nicht.

Schliesslich finden wir eine Uebersetzerin. Die nette Aerztin verpasst zu Chantals Vergnuegen und zu Andrews Schrecken eine nette kleine Spritze in Andrews Allerwertesten und gibt ihm noch einige interessante Medikamente. Auf jeden Fall nuetzt die chinesische Medizin, nach ca. 3 Stunden ist das Fieber weg.

Nach etwa 4 Tagen beginnen wir die Stadt zu erkunden. Mit einer organisierten Tour besuchen wir die Terracotta Armee und eine praehistorische Anlage Namens Bampo.

Viel interessanter ist die Stadt: Muslim-Chinesen. Schaschliks und arabische Zeichen im Schatten von Moscheen. Eigentlich sahen unsere Plaene eine Fahrt auf dem gelben Fluss vor, aber wie so oft entdecken wir zwei Stunden vor Abreise nach Chongking, dass es eine Moeglichkeit gibt, in den tibetischen Bergen Horse-Trekk zu machen. Aus diesem Grund loesen wir ein Zug-Ticket bis nach Chengdu um nachher per Bus nach Songpan auf 3000 m weiterzureisen.


14. - 15.7.98
Tagebuch Seite 3
Abschnitt 3/3
Hard Seat Hell!

Wie es sich für ein gutes sozialistisches Land gehört, gibt es in China keine Klassen, was das Zugfahren betrifft. Es gibt dafür 4 verschiedene Arten des Fahrens:

  • Hard seat (3 Leute pro Sitzbank, 90 Grad angewinkelt, keine Aircon, nicht gepolsterte Sitze, Licht immer an und immer Musik und Propaganda)
  • Hard sleeper (je 3 Betten übereinander, offen und Licht aus um 11 - Licht an um 6.30 und konstante Beschallung mit ohrenbetäubender Musik und Propaganda)
  • Soft Seat (Nicht ganz so bequem wie unsere Intercity-Züge, jedoch mit Air-Con und ein bisschen leiserer Musik und weniger Propaganda) und last but not least...
  • Soft Sleeper (Geschlossene, klimatisierte Abteile mit 4 Betten und der Möglichkeit diese unglaublich penetrante Musik und das Geschwätz abzuschalten (!) - Problem: Meist teurer als der Flug zwischen den Destinationen)

Weil zur Zeit die Schulferien sind, und alle Studenten am Reisen sind, ist leider, als wir unsere Tickets für Changdu buchen, jeder Liegeplatz in den Hard Sleeper für die nächste Woche ausgebucht. Soft Seat gibt's keine auf diesem Zug und die noch teurere Variante des Soft Sleeper können wir uns einfach nicht leisten - also gibt's für die 22 Stunden für uns nichts anderes als die hard seat.

Es ist heiss - sehr heiss, und als die ersten 5 Stunden rum sind, der Wagen, in dem wir uns befinden ist zu 250% belegt (Leute stehen und liegen in den Gängen), sind wir bereits durchgekocht und unsere Hinterteile schreien nach Vergebung... Als dann die Nacht kommt, wir es hart: es gibt nichts mehr zu sehen und die dauernde Beschallung (wie halten die Chinesen das bloss aus?) hämmert uns noch den letzten Lebensmut aus dem Hirn.

Irgendwie und irgendwann (ohne eine Minute Schlaf) kommen wir dann unglaublicherweise - Gespucke auf dem Boden und Zigarettenqualm in den Augen (die Theorie besagt, dass das Rauchen seit einem Jahr in diesen Wagen verboten ist, nur leider raucht der Schaffner unseres Wagens auch...) und mit einem stinkigen Rucksack (ein kleiner Junge fand ihn ideal zum draufpinkeln) mit Mühe und Not in Chengdu morgens an.

Unser Fazit - nie wieder Hard Seat für mehr als 6 Stunden Fahrt und keiner Möglichkeit den Rucksack oben zu verstauen.